Test

Dynamischer unterwegs als gedacht

Scharfe Front und scharfes Heck: Der NX 300h ist alles andere als brav gezeichnet.
© Höscheler

Zurückhaltend hat Lexus den NX zu Beginn des Jahres renoviert – überraschend ist sein für einen Hybriden sportlicher Auftritt.

Von Markus Höscheler

Schwendt –Es fällt nicht so leicht, sich von althergebrachten Vorurteilen zu lösen. Das Thema Hybrid war in vielen unserer Köpfe lange Zeit verzahnt mit gewöhnungsbedürftigem Design, misstrauischer Einstellung gegenüber der verwendeten Technik und dem Unterbinden jeglichen Fahrspaßes. Gelegentlich sind wir noch mit dem ersten und dem dritten Punkt konfrontiert, etwa dann, wenn ein CVT-Getriebe die Kraftübertragung vermittelt, dabei den Benzinmotor unpassend zur Art der Beschleunigung aufbrausen lässt.

An diesen Eindrücken ist der Toyota-Konzern mit seiner Muttermarke Lexus nicht ganz unschuldig – immerhin ist der japanische Hersteller führend, was verkaufte Hybride betrifft. Was für Toyota und Lexus spricht, ist, dass sie kritikfähig sind und reaktionsfreudig obendrein. So lässt sich erklären, dass Lexus inzwischen eine ziemlich pikante Formensprache verfolgt, die ihr Individualität verleiht, ohne auch nur im Ansatz lächerlich oder überdreht zu wirken. Der massive Diabolo-Kühlergrill des Midsize-SUV NX zum Beispiel ist ein Hingucker, aber kein Aufreger. Dazu passen die scharf zugespitzten Frontscheinwerfer, überhaupt die dreidimensional ausgerichtete Front, der sich nach hinten verstärkende Seitenschweller und die coupéartig geschwungene Dachlinie.

Als NX 300h E-Four ist der Hochbau bewehrt mit drei Motoren – einem 2,5-Liter-Vierzylinder-Benziner sowie ein Elektroaggregat je Achse. Damit wirken Kräfte auf alle vier Räder – moderiert von einem, Sie ahnen es schon, CVT-Getriebe, also einer stufenlosen Automatik. Eines der eingangs erwähnten Vorurteile war wieder präsent – zu Unrecht, wie sich recht zügig herausstellen sollte. Eigentlich ging es schon beim Motorstart los. Sobald sich der Benziner einschaltete, glaubten wir nicht so recht an einen Vierzylindersound, sondern mutmaßten sogar, es wäre etwas Größeres eingebaut.

Praktisch ist die Anordnung des Navigationsdisplays auf der Mittelkonsole, die Bedienung via Pad verlangt Eingewöhnungszeit.

Das war zwar nicht der Fall, aber der Sauger überraschte im Verbund mit den elektrischen Helferlein gleich dreifach: Erstens ging es immer zügig voran, zweitens war die Beschallung eine außergewöhnlich attraktive, eigentlich schon sportliche. Und drittens verhielt sich das CVT sehr diszipliniert, störte den Kraftfluss nicht im Geringsten. So vermeinten wir, einen rascheren Antritt zu verspüren, als das Datenblatt mit dem Sprintwert von 9,2 Sekunden (null auf 100 km/h) auswies. Die Zusatzbezeichnung F Sport hat somit ihre Berechtigung. Auch am Verhalten des Fahrwerks (ausreichend komfortabel) und der Lenkung (ausreichend präzise) hatten wir nichts auszusetzen.

Verbesserungspotenzial verorten wir am ehesten noch beim Bedienen des Infotainmentsystems – das Touchpad und der Cursor nehmen reichlich Konzentration in Anspruch. Ansprüche stellt auch das Duo Hersteller/Händler: Für den F Sport des NX 300h sind wenigstens 58.990 Euro zu entrichten. Teuer? Das wäre wohl schon wieder ein Vorurteil.