Test

Französische Spezialeffekte

Rote Bremssättel und der seitliche GTi-Schriftzug verweisen auf einen außergewöhnlich starken 1,6-Liter-Vierzylinder-Turbobenzinmotor.
© Höscheler

Auch in der im Vorjahr überarbeiteten Fassung präsentiert sich der 308 GTi als giftig im Vorwärtsdrang, als straff im Kurvengeläuf und als praktisch im Alltagsgeschäft.

Von Markus Höscheler

Neustift –Zahlen sind offenbar Verhandlungssache: Vor wenigen Wochen kurvte die Tiroler Tageszeitung noch mit einem 272 PS starken 308 GTi von Peugeot durch Tirols Alpentäler, die Händler bieten allerdings eine 263 PS starke Variante an. Was ist hier geschehen? Nur eine Umstellung auf das neue WLTP-Prozedere, was eine minimale Einbuß­e bei den Pferdestärken mit sich brachte. Ein mangelnder Leistungswille lässt sich dem Kompaktsportler auch nach neuerlicher Prüfung schwer nachweisen, ebenso wenig dem Testwagen, der uns im Frühherbst zur Verfügung stand. Der kam verhältnismäßig spät, denn die Überarbeitung hat der 308 GTi bereits im Vorjahr über sich ergehen lassen. Allzu groß ist das Facelift jedoch nicht ausgefallen, seine Kernkompetenzen hat er behalten, die eine oder andere Schwäche auch.

Was der 308 GTi vor allem kann, ist das satte Beschleunigen. Nur sechs Sekunden benötigt das Modell, um vom Stand weg das Landstraßentempo zu knacken. Bis zu 250 km/h schnell lassen ihm die Steuergeräte freie Hand. Der Sechsgang-Handschalter ist gut zu bedienen, das Lenkrad arbeitet zumindest im Sportmodus, erkennbar am rötlich unterlegten Instrumentariu­m, recht direkt. Die Sitze, mit hochwertigen Materialie­n versehen, sind passgenau, das Fahrwerk ist eher auf der straffen Seite angesiedelt, ohn­e unangenehm aufzufallen. Da kennen wir andere Vertreter der hier verwendeten EMP2-Plattform, die ungestümer sind beim Durchreichen von asphaltbedingten Holprigkeiten. Ab und an ist zu bemerken, dass die Drehmomentspitze von 340 Newtonmetern zu viel sein können für den Fronttriebler – auch hier müssen wir dem aufgebrochenen Straßenbelag eine Mitverantwortung unterjubeln. Dem französischen Hersteller legen wir dagegen nahe, nach jahrelanger Untätigkeit endlich ein­e Kleinigkeit auszumerzen: Groupe-PSA-Modelle sind offenbar nicht in der Lage, sich mit dem Abschalten des Motors die Smartphone-Streaming-Quelle genau zu merken. Stattdessen springt bei jedem Neustart das Radio an.

Immerhin – Anspringen ist auch eine Qualität des Benzinmotors. Dem ist nicht nur eine hohe Laufkultur eigen, sondern auch eine sensible Verbindung zum Gaspedal. Glücklicherweise hält sich trotz der steten Wachsamkeit der Durst in Grenzen, 7,6 Liter gönnt sich das Aggregat im Durchschnitt.

Der 308 GTi hat einerseits sportliche Talente, andererseits versüßt er den Alltag. Mit ihm kann gependelt und gemütlich gereist werden, je nach Anforderung. Das Ladeabteil ist für das Kompaktwagensegment groß genug ausgefallen – mit netto 420 Litern Volumen. Auch die Ausstattung dürfen wir als großzügig bezeichnen: Entertainmentsystem, Komfortbedienung und Materialienauswahl sowie Fahrerassistenzsysteme stoßen auf unsere Zustimmung – die hat wiederum ihren Preis: 42.609,65 Euro. Aber wie hieß es schon am Anfang: Zahlen sind Verhandlungssache.