Krimifest Tirol: Das Böse in den buntesten Farben
Mit einer Serienlesung von sieben Autorinnen und Autoren startete das Krimifest Tirol in die 2. Auflage. Der Humor kam nicht zu kurz.
Von Markus Schramek
Innsbruck –Die ersten Lacher des Abends erntet Haymon-Chef Markus Hatzer. Bei der Eröffnung des 2. Tiroler Krimifests gerät er Samstagabend, rein sprachlich, kurzzeitig in Turbulenzen. Mit den Worten „Ich freue mich als Verlegener ... äh Verleger“ begrüßt er die Krimifans im Innsbrucker Treibhaus.
Der darauf folgende Heiterkeitsausbruch zeichnet den weiteren Weg eines langen Leseabends vor. Zwar ist das hier der Auftakt eines Veranstaltungsmarathons, bei dem das Hohelied auf Kriminalliteratur angestimmt wird. Gelacht werden darf aber trotzdem. Das Leben, noch dazu das mörderische, ist schließlich hart genug.
Mehr als ein halbes Dutzend namhafter Autorinnen und Autoren, sowie Die Köhler als fantastische Begleitband, haben Hatzer und sein Co-Veranstalter Bernhard Aichner, Tirols erfolgreichster Krimischreiber, für das Opening aufgeboten.
Es ist kein Wettlesen à la Bachmann-Preis. Vergleiche werden dennoch angestellt, Unterschiede deutlich. Denn jeder Gastleser hat seinen eigenen Stil. Sven Stricker etwa inszeniert seine Leseprobe aus „Sörensen fängt Feuer“ wie ein kleines Hörspiel. Ein verbaler Schlagabtausch mit viel Witz und Rollentausch, stakkatoartig und wie auswendig vorgetragen, veranlasst die Zuhörerschaft zu Szenenapplaus. Dass hier zwei Ermittler bei der Arbeit geschildert werden, tritt völlig in den Hintergrund.
Mit einem ähnlichen Mundwerk ist Tatjana Kruse gesegnet, wie Stricker aus Deutschland stammend. Noch bevor sie zu ihrem aktuellen Krimi „Stick oder stirb!“ greift, erheitert sie das Publikum mit einer wahren Begebenheit: dem zufälligen Treffen mit dem spärlich bekleideten Bill Murray im Hotel. Der US-Schauspielstar zeigte sich dabei ebenfalls recht schlagfertig. „Yes, it’s me“, eröffnete er der verblüfften Autorin.
Texte ganz anderen Zuschnitts zimmert der Vorarlberger André Pilz. Er beschreibt knallharte Dialoge aus dem polizeilichen Verhöralltag, derb, kräftig und roh. Vermutlich hört es sich so an, wenn Exekutive und harte Jungs Klartext sprechen. Da ist dann Schluss mit lustig und feinem Umgangston.
Manch ein leserischer Purist mag beim Stichwort „Krimi“ die Nase rümpfen. Wirklich entziehen können sich diesem boomenden Genre die wenigsten. Bestsellerlisten kommen ohne „Crime fiction“ schon lange nicht mehr aus. Und die schreiberische Vielfalt, das wird an diesem Abend klar, ist beachtlich. Die Jagd nach Bösewichten und Mördern wird in den buntesten Farben geschildert.
Die gesamte Woche bis zum Finale am 19. Oktober dauert das 2. Krimifest Tirol noch. Lesungen und Veranstaltungen sind auf viele Gemeinden im ganzen Land verteilt. Das genaue Programm ist unter www.krimifest.at zu finden.