Internationale Pressestimmen zu den Brexit-Verhandlungen

London (APA/dpa) - Internationale Pressekommentare befassen sich am Montag mit den britischen EU-Austrittsverhandlungen und der Kampagne „Pe...

London (APA/dpa) - Internationale Pressekommentare befassen sich am Montag mit den britischen EU-Austrittsverhandlungen und der Kampagne „People‘s Vote“ für ein neues Brexit-Referendum. Die Londoner „Times“ schreibt:

„Dreimal hat Premierministerin Theresa May schriftlich darauf bestanden, dass es keine harte Grenze auf der irischen Insel geben wird. Dies ist aber nur umzusetzen, wenn Nordirland in der Zollunion bleibt. Oder wenn dies gleich das gesamte Vereinigte Königreich tut, oder wenn man noch schnell eine Methode erfindet, die einen reibungslosen Handel von einer Seite zur anderen ermöglicht. Die ersten beiden Optionen sind mit politischen Kämpfen verbunden, zu denen sie sich bisher noch nicht herabgelassen hat. Die dritte ist reine Fantasie.

Wenn die Premierministerin glaubt, dass noch ein guter Deal mit der EU möglich ist, muss sie mit ihrer Beschwichtigungspolitik gegenüber Kollegen aufhören, von denen sie glaubt, dass sie diese Erfolgsaussicht behindern. Tut sie das nicht, sollte sie es auch sagen und die Öffentlichkeit auf einen Brexit ohne Abkommen vorbereiten. Mit vielleicht schrecklichen Folgen, wie die Einschätzungen ihrer eigenen Regierung nahelegen.“

„El Mundo“ (Madrid):

„Der Stillstand bei den Verhandlungen über den EU-Austritt von Großbritannien - über einen Prozess, der niemals hätte in Gang gebracht werden dürfen - droht das Land in eine schlimme politische, wirtschaftliche und soziale Krise zu stürzen. Am Samstag haben rund 700.000 Menschen in London demonstriert, um die Abhaltung eines zweiten Referendums über den Brexit zu fordern. Sie wollen verhindern, dass der Starrsinn von (Premierministerin) Theresa May und die Machtkämpfe in ihrer Partei die Zukunft der jungen Briten aufs Spiel setzt, die Wirtschaft des Landes in Rezessionsgefahr bringt und Millionen europäischer Bürger im Vereinigten Königreich zum Ausschluss verurteilt (...) Weder May noch ihre Gegner dürfen die Forderungen der Briten weiter ignorieren. Diese wollen wieder zu den Urnen, um eine Entscheidung zu revidieren, die Großbritannien unweigerlich schwächen und die Bürger des Landes schädigen würde.“

„La Voix du Nord“ (Lille):

„Die Art und Weise, wie Großbritannien die Europäische Union verlassen wird, wird schwere Konsequenzen haben. Damit beide Parteien eine Chance haben, eine Ausstiegsvereinbarung zu finden, müssten die Briten zunächst für eines der möglichen Szenarien eine mehrheitsfähige Entscheidung treffen. Aber sie sind weit davon entfernt. (Die Szenarien lauten:) Ein radikaler Brexit, der mit dem Kontinent bricht und Handelsverhandlungen, bei Null beginnend, mit allen Ländern der Welt eröffnet. Oder ein moderater Brexit, der Handelsbeziehungen mit dem Kontinent in Form einer Zollunion beibehält, teilweise oder vollständig. Oder aber gar kein Brexit.“