Neue Bücher - Künstler-Paare in der NS-Zeit und die Trapp-Familie

Wien (APA) - **...

Wien (APA) - **

Dass die Geschichte der Trapp-Familie nicht nur amerikanische und asiatische Touristen weiterhin in Scharen an die „Originalschauplätze“ im Salzburgischen pilgern lässt, sondern auch auf die Kulturszene ungebrochene Faszination ausübt, hat kürzlich die Rocktruppe Laibach mit ihrer Eröffnungsproduktion beim steirischen herbst bewiesen. Nun haben Gerhard Jelinek und Birgit Mosser-Schuöcker aus ihrer ORF-Dokumentation „The Sound of Austria“ des Vorjahres ein Buch gemacht: „Die Trapp-Familie. Die wahre Geschichte hinter dem Welterfolg“ ist im Molden Verlag erschienen und wird morgen, Dienstag, im Wiener Bellaria-Kino, am Mittwoch im Salzburg Museum präsentiert.

Ob der Film „The Sound of Music“ nun von 1,4 Milliarden Menschen gesehen wurde (wie der Klappentext wirbt), oder von „fast zwei Milliarden“ (wie es im Vorwort heißt): „‘The Sound of Music‘ vereinfacht alles“, wird gleich zu Beginn Johannes von Trapp zitiert. „Vielleicht ist die Wirklichkeit weniger glamourös, aber sicher viel interessanter als der Mythos.“ - „In diesem Buch wird die Geschichte der Familie Trapp neu erzählt“, versprechen Jelinek und Mosser-Schuöcker. „Eine Geschichte vom Leben einer aristokratischen Militärelite nach dem Untergang der Habsburgermonarchie im Schatten des Ersten Weltkriegs, der Wirtschaftskrise, der Hyperinflation, eine Geschichte der politischen Instrumentalisierung im ‚Ständestaat‘ und der Emigration vor dem Nationalsozialismus. Es ist die Geschichte einer Frau, die eine Familie zu einem Wirtschaftsunternehmen formt, die in Amerika Erfolg hat, die ihre eigene Geschichte verfälscht und das Leben ihrer Kinder dominiert. Diese Geschichte wird durch drei Filme und ein Broadway-Musical auf Breitwandgröße ausgewalzt und hat längst über die Wahrheit triumphiert.“ (Gerhard Jelinek / Birgit Mosser-Schuöcker: „Die Trapp-Familie, Die wahre Geschichte hinter dem Welterfolg“, Molden Verlag, 224 Seiten, 26 Euro. ISBN 978-3-222-15026-5; Buchpräsentationen: Dienstag, 23. Oktober, 17 Uhr, Bellaria-Kino, Wien, Mittwoch, 24. Oktober, 18 Uhr, Salzburg Museum)

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Mit Entwicklungen der Gegenwart begründet Evelyn Steinthaler (geb. 1971 in Klagenfurt) ihr Interesse am sehr unterschiedlichen Umgang von Künstler-Paaren mit den Entwicklungen im Deutschland der 1930er- und 40er-Jahre. Alle Spielarten vom Rückzug ins Private, im Kleinen versuchter Solidarität, geheimem Arrangement mit dem Regime und offenem Widerstand habe es damals gegeben. „Dass solidarisches Eingreifen statt gleichgültigen Wegschauens heute notwendig ist, das steht außer Frage. Die Illusion, unpolitisch sein zu können, kann man sich nicht mehr leisten, will man nicht der rechten Willkür durch Passivität Tür und Tor öffnen.“

Anhand von vier „gemischtrassigen“ Paaren - Heinz Rühmann und Hertha Feiler, Joachim Gottschalk und Meta Wolff, Kurt Weill und Lotte Lenya sowie Hansi Burg und ihr Lebensgefährte Hans Albers - stellt ihr Buch „Mag‘s im Himmel sein, mag‘s beim Teufel sein. Stars und die Liebe unter dem Hakenkreuz“ die Auswirkungen der Nürnberger Rassengesetze auf die Künstlerelite jener Zeit dar. Eindrucksvoll wird gezeigt, wie wenig es unter totalitären Regimes möglich ist, sich rauszuhalten und einen privaten Sonderweg zu gehen, wie sehr Liebe und Menschlichkeit dabei unter Druck gerät und die Versuchungen, seinen eigenen kleinen Karriere-Vorteil aus der großen politischen Katastrophe zu ziehen, steigen. (Evelyn Steinthaler: „Mag‘s im Himmel sein, mag‘s beim Teufel sein. Stars und die Liebe unter dem Hakenkreuz“, Kremayr & Scheriau, 224 Seiten, 22 Euro, ISBN: 978-3-218-01130-3; Lesung am 6. November, 19 Uhr, im Buchkontor, Wien 15, Kriemhildpl. 1)