Vor gutem Winter erneuert Platter Kritik an den Ausreißern
Nach einem Sommerplus hoffen Tirols Touristiker auf eine starke Wintersaison. LH Günther Platter warnt vor Sünden der Branche.
Von Alois Vahrner
Seefeld — Tirols Sommer-Kurve zeigt weiterhin nach oben: Von Mai bis Ende September (einzig die Oktober-Zahlen sind noch ausständig) stieg die Zahl der Urlauber-Ankünfte um 4,5 Prozent auf über 5,45 Millionen und jene der Nächtigungen um 2,9 Prozent auf über 19,61 Millionen. Das sei der beste Sommerwert seit 1993, freut sich Platter. Noch wichtiger sei, dass die Wertschöpfung laut MCI-Berechnung um 4,6 Prozent auf 1,54 Mrd. Euro zugelegt habe. Ein ganz besonderes Highlight seien die Kletter- und Rad-Weltmeisterschaften gewesen. „Das Sommergeschäft entwickelt sich dank der Investitionen in die Qualität gut, das Ziel ist aber noch nicht erreicht", so Tirol-Werbung-Chef Josef Margreiter.
Laut einer Umfrage zeigen sich 84 Prozent der Tiroler Beherbergungsbetriebe mit der Sommersaison zufrieden bzw. sehr zufrieden, sagt Hotellerie-Obmann Mario Gerber. Vom heurigen Sommer-Plus um 560.000 Nächtigungen gingen allein 470.000 auf das Konto der Deutschen, die mit 10,6 Millionen auch für mehr als die Hälfte aller Nächtigungen sorgten, betont Ingrid Schneider, Leiterin von urlaub.tirol bei der Tirol Werbung. Während es bei Holländern und Schweizern ein Minus gab, urlauben in Tirol immer mehr Österreicher (plus 3,3 Prozent auf 2 Millionen). Auch die Tiroler selbst sorgten für fast 400.000 Nächtigungen im eigenen Land.
Für die kommende Wintersaison, für die mit den Weltcuprennen in Sölden der inoffizielle Startschuss gegeben wird, zeigen sich Tirols Touristiker optimistisch. In der letzten Wintersaison hatte es ja auch dank früher Schneefälle mit 27,6 Millionen einen neuen Nächtigungsrekord gegeben. „Vier von fünf befragten Touristikern sind mit der Buchungslage zufrieden", stellt Platter fest. Noch höher sei mit 90 Prozent die Zufriedenheit in Bezug auf die Vorausbuchungen der deutschen Gäste. 60 Prozent der Befragten glauben laut der Umfrage, im kommenden Winter das Ergebnis der letzten Saison halten zu können. 28 Prozent rechnen mit einer weiteren Steigerung und nur 12 Prozent mit einem Minus, so Gerber. Investieren will die Hälfte der Betriebe gleich viel, ein Fünftel mehr und 30 Prozent allerdings weniger. Im Vorjahr hatten Tirols Touristiker und Seilbahner insgesamt für 700 Mio. Euro aufgerüstet.
Ziel der Tirol Werbung, die für die Wintersaison 7,3 Mio. Euro ausgeben will (dazu kommen etliche weitere Millionen von Tourismusverbänden, Seilbahnern und Hotels), ist ein Halten des Vorjahresergebnisses, sagt Margreiter. Die Ferienlage heuer sei sehr gut, zumal etwa zu Weihnachten die beiden Anreisetage in den Weihnachtswochen auf den 22. und 29. Dezember fallen. Gut verteilt seien auch die Semesterferien in Österreich (in drei Etappen), in Deutschland den ganzen Februar und Bayern sowie Baden-Württemberg erst im März sowie Holland mit den zwei Krokusferien-Wochen im März, hält Tirol-Werberin Schneider fest. Einzig der späte Ostertermin (21. April) komme für niedrig gelegene Skigebiete zu spät. In Summe könnte dies 250.000 bis 300.000 Nächtigungen kosten.
Auch ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel (die Tirol Werbung ist seit über 25 Jahren Partner, laut Margreiter habe man quasi „Silberhochzeit gefeiert") zeigt sich optimistisch, dass die vom 19. Februar bis 3. März stattfindende Nordische Ski-WM in Seefeld und am Bergisel etwas zu einer positiven Winter-Bilanz beitragen werde. In Summe wurden vor allem in Seefeld 28 Mio. Euro investiert, für die Abwicklung der WM trage der ÖSV als Veranstalter das komplette Risiko. Künftig werde man sich nur noch für eine WM bewerben, wenn spätere Begehrlichkeiten („in Schladming wollte man sogar eine Sanierung des Friedhofs") ausgeschlossen seien, so Schröcksnadel.
Platter schließt indes die Genehmigung neuer Skigebiete aus, der Zusammenschluss von einigen bestehenden soll aber möglich sein. Aufpassen müsse der Tourismus bei „Ausreißern" wie dem Versuch, das Reinheitsgebot bei Kunstschnee („Wasser, Kälte und Luft") zu umgehen, oder in Kitzbühel, wo bereits im Oktober ein weißes Kunstschnee-Band auf grünen Wiesen Skifahren ermöglichen soll. „Die Macht der Bilder darf man nicht unterschätzen." So etwas trage zur Tourismusgesinnung im Land nur negativ bei.