13 Songs in Top 14: Deutsch-Rapper sprengen die Austro-Charts
Der Erdrutsch-Erfolg der Deutsch-Rapper RAF Camora und Bonez MC stellt nicht nur die Austro-Charts, sondern auch die Wertung von Hits allgemein auf den Kopf.
Innsbruck — Das Rap-Duo RAF Camora und Bonez MC hat die österreichische Hitparade gerade im wahrsten Sinne des Wortes gesprengt: 13 der ersten 14 Plätze der Ö3-Single-Charts nehmen sie mit den Songs ihres neuen Albums ,,Palmen aus Plastik 2" ein. Mit dem Hiphop-Dancehall-Mix trifft der österreichische Rapper RAF Camora (geboren 1984 in Vevey in der Schweiz als Sohn einer Italienerin und eines Vorarlbergers) mit seinem deutschen Kollegen Bonez MC offenbar einen Nerv. Und er präsentiert und macht seine Musik genau dort zugänglich, wo Hörer heutzutage am meisten konsumieren: Auf Streamingplattformen wie YouTube und Spotify.
Innerhalb einer Woche wurde ihr Album dort insgesamt 57 Millionen Mal gestreamt, und belegt nun mit allen 14 Songs darauf Plätze in den Charts. Laut Ö3 sei das in der Geschichte ihrer Charts noch nie passiert.
Digitalisierung verändert Charts-Erfolg
Die Erklärung für die Premiere laut Ö3 und dem Wiener Musikverleger Walter Groebchen: Die Berechnungsalgorithmen hinter den Charts haben sich durch die Digitalisierung grundlegend verändert. Früher wurden die Charts mit der Anzahl der verkauften Single-CDs und zunehmend auch der Downloads erstellt. Mittlerweile bestimmt auch die Anzahl der Abrufe auf Streamingplattformen darüber, welche Songs es in die Charts schaffen. Da die meisten Konsumenten nur noch auf diese Art Musik hören, sind diese Abrufe entscheidend.
Wie Walter Groebchen im Interview mit dem ORF erklärt, sind die Charts dadurch ,,nicht mehr das, was sie einmal waren", würden ,,stark an Aussagekraft verlieren". Auch Ö3-Senderchef Markus Spatt sieht im momentanen Phänomen ein ,,deutliches Zeichen". Wie in England — wo die Berechnung der Charts schon im letzten Jahr nach den vielen Chart-Platzierungen von Ed Sheeran umgestellt wurde — sind die Regeln nun neu festgelegt worden. Ab sofort werden von einem Künstler nicht mehr als drei Songs — die meistgehörten pro Album — in die Ö3-Charts aufgenommen. Damit sollte verhindert werden, dass die Charts von nur einem Künstler dominiert werden, wie es offiziell heißt.
Der Künstler RAF Camora selbst hat sich dazu laut Medien am Dienstag in einer Story auf Instagram geäußert: Die Änderung der Chartsberechnung ärgere ihn "0%". Wörtlich zitiert wird der Rap-Star folgendermaßen:
,,ORF hat 10 Jahre meinen kompletten Aufstieg verschlafen, es wäre mir komplett egal, wenn es noch 10 Jahre so weitergeht. Und gegen Ö3 habe ich nichts. Respekt, dass sie Gotham City und Toto öfter gespielt haben — unzensiert. Die Änderung ist komplett lächerlich, aber haben sich bestimmt ein paar weintrinkende Experten aus dem 19. Bezirk überlegt, die das neue Nutzerverhalten nicht verstehen." (anl)