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Erst ins Kloster, dann Maroni und Wein

Zunächst kommt man zur Liebfrauenkirche.
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In Südtirol wird in diesen Tagen getörggelet. Im Eisacktal gibt es sogar einen Keschtnweg, der am Kloster Säben in Klausen vorbeiführt. Wer weniger Zeit hat, geht von Klausen direkt zu dem geschichtsträchtigen Ort hinauf.

Von Irene Rapp

Klausen — Vorbeigefahren ist wohl schon jeder einmal und hat dabei einen Blick auf das Kloster Säben oberhalb von Klausen in Südtirol geworfen. Denn aufgrund seiner Lage ist die Anlage kaum zu übersehen. Der höchste Punkt ist auch von mehreren Wegen aus zugänglich — einer davon führt direkt von der Stadt Klausen hinauf. In diesen Tagen bietet sich ein Besuch dieser Gegend jedenfalls an: nicht nur wegen der Herbstfarben, die sich im roten Laub des Weins oder in den goldenen Lärchen widerspiegeln. In diesen Tagen wird in Südtirol überall getörggelet — Klausen soll sogar als Törggelehauptstadt gelten.

Mitunter erinnert die Anlage an eine Burg.
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So kommt man hin: Im Norden der Stadt Klausen — 1308 wurde der Markt zur Stadt erhoben — gibt es Parkmöglichkeiten. Von hier aus geht man bei der Apostelkirche durch einen Bogen in die Altstadt hinein und eine Zeit lang immer geradeaus. Erst bei der Mühlgasse zweigt man rechts ab, hier gibt es an einer Hausmauer einen Pfeil Richtung Säben. Kurz geht es durch mittelalterlich geprägte Gässchen und das erste Mal kann man die aktuelle Zeit ein wenig vergessen. Etwas, was sich später am Berg Säben wiederholen wird. Denn auch, wenn die alten Gemäuer hier heroben in den letzten Jahrzehnten immer wieder renoviert worden sind, fühlt man sich um Jahrhunderte zurückversetzt. Der Säbener Berg wurde übrigens schon im vierten Jahrtausend v. Chr. besiedelt, kein Wunder, bot er doch Schutz vor Gefahren.

Unter einem Christuskreuz durch und dann über zahlreiche steile Steinstufen, noch zwischen Häusern, hinauf. Bald lässt man diese hinter sich und dann kann man schon über eine Mauer hinunter nach Klausen und die Umgebung blicken.

Wenige Meter über der Altstadt Klausens befindet man sich hier bereits im Grünen, vor allem inmitten von Weinbergen, in herbstlichen Farben. Beim späteren Abstieg über die Säbener Promenade findet man sich sogar in einem mediterran geprägten Wald wieder, in dem Schilder auf Pflanzen hinweisen. Bald kommt man nun am ersten Gebäude auf dem Berg Säben vorbei — der Burg Branzoll. Diese befindet sich in Privatbesitz und kann nicht besichtigt werden. Dafür kann man sich u. a. an dieser Stelle auf Tafeln über Berg und Kloster informieren. An der Burg Branzoll, Kreuzwegstationen und einem Bauernhaus vorbei gewinnt man so langsam an Höhe, immer wieder gibt es Bänke zum Innehalten.

Auf der „Rückseite“ des Berges blickt man auf die Sarntaler Alpen.
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Wie ins Mittelalter versetzt fühlt man sich dann einmal mehr, wenn man kurz vor der Liebfrauenkirche ist. Daneben befindet sich nämlich ein Turm und wenn man durch einen schönen steinernen Bogen und vorbei an dem Klostergarten geht, türmen sich vor einem Mauern mit Zinnen auf, hinter denen jederzeit Ritter auftauchen könnten.

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Den Track für die Tour finden Sie unter bit.ly/2yvv3f0

Im ersten Jahrtausend n. Chr. befand sich auf diesem Berg ein Bischofssitz. Später, als Brixen Bischofsstadt wurde, war Säben immerhin noch eine bischöfliche Wehrburg. Ende des 17. Jh. entstand dann das heute noch bestehende Benediktinerinnen-Kloster. Zurück zur Liebfrauenkirche: Diese war am vergangenen Sonntag zwar geschlossen, dafür konnte man die gleich anschließende Marienkapelle besuchen.

Auch von diesem Platz aus hat man traumhafte Ausblicke, vor der Kirche bieten ein Brunnen Trinkwasser und Bänke Platz zum Innehalten. Weiter geht es, indem man sich quasi auf die „Rückseite" des Berges begibt. Mit einem Schlag ist es ruhig, in der Ferne kann man das Schutzhaus Latzfonser Kreuz in den Sarntaler Alpen erkennen. In der Stadt Klausen war die Gehzeit bis zu dieser alpinen Unterkunft samt Wallfahrtskirche auf 2305 Metern unterhalb der Kassianspitze mit 5,5 Stunden angegeben.

In der Heiligkreuzkirche wird man beeindruckt sein.
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Die letzten Meter sind dann auf einem mit Steinen gepflasterten Weg zu bewältigen, kurz muss man durch einen unbeleuchteten Tunnel. Und dann steht man schon inmitten der großen Anlage am höchsten Punkt, die in sich verschachtelt ist und durch zahlreiche Stufen verbunden ist.

Die Lage des Klosters Säben ist ein Traum.
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Hier leben immer noch einige wenige Benediktinerinnen, die gemäß ihrer Ordensvorschriften beten und arbeiten und untertags schweigen. Im Sommer nehmen sie laut Auskunft des Tourismusverbandes Klausen auch Gäste auf. An der Pforte sollte man jedoch nicht läuten, da ist die Isolierung der Ordensschwestern zu berücksichtigen. Am höchsten Punkt des Berges Säben (727 m) — rund 200 Meter über der Stadt — kann man dann u. a. die Heiligkreuzkirche besichtigen. Diese ist wegen ihrer Fresken und des schönen Lichteinfalls ein Highlight. Weiter geht es dann laut einem Wegweiser kurz über einen steilen gepflasterten Weg hinab — ein Geländer erleichtert den „Abstieg". Über eine Brücke und gleich rechts in die Säbener Promenade einbiegen. Nun geht es in vielen Serpentinen durch einen Wald hinab. Einmal wird hier jedoch dem Wein gehuldigt — eine mit Reben bedeckte Laube, eine überdimensionale Weintraube und eine Infotafel wollen wohl zum Ausdruck bringen, dass in dieser Gegend nicht nur „Keschtn" wachsen.

Apropos Kastanien: Am 4. November findet ab 11 Uhr in Feldthurns — einer Gemeinde neben Klausen — der Keschtnigl-Sonntag statt. Bei dem Kastanienfest können u. a. unterschiedlichste Produkte aus Maroni gekostet werden. Wer will, kann die Wanderung zum Kloster noch über den Keschtnweg ausdehnen. Infos: www.klausen.it.