103-jährige Innsbruckerin: „Man darf halt nicht aufgeben“
Die 103-jährige Innsbruckerin Elsa Roilo blickt auf ein anekdotenreiches Leben zurück. Und kann dabei auch den ein oder anderen guten Ratschlag geben.
Innsbruck — Es ist eine düstere Zeit, in die Elsa Roilo geboren wird: 23. Juli 1915 — fast auf den Tag genau ein Jahr nach der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien. Von der Tragödie des Ersten Weltkrieges bekommt sie als Kleinkind allerdings glücklicherweise nicht viel mit. Ihre Mutter stammt aus dem Stubaital, seit ihrer frühen Kindheit lebt Elsa Roilo im Innsbrucker Stadtteil Pradl. Im Fleischereibetrieb des Vaters kümmert sie sich bereits als junges Mädchen um die Buchhaltung. „Es war damals diese Arbeitslosigkeit und man war froh, dass man sich keine Stelle hat suchen müssen", erinnert Roilo sich.
Der „Anschluss" sei vor allem von jenen begrüßt worden, die keine Arbeit hatten. „Nach dem Umbruch ist alles viel strenger gewesen, man musste sich überlegen, was man sagt, sonst ist man gleich drangewesen. Und wenn man halt nicht zum Heldentum geboren ist, dann ist das schwierig ? Bei uns ist der Betrieb an erster Stelle gestanden und dass der weitergegangen ist", erzählt die rüstige Dame. Zunächst wird ihr Bruder einberufen, 1940 dann auch ihr späterer Mann. „Und es waren auch plötzlich alle Freunde weg. Im Krieg. Man hat uns damit die Jugend genommen", sinniert sie über die Kriegsjahre, in denen die Frauen zu Hause die Aufgaben der Männer übernehmen mussten. Wie sie heute an die Entbehrungen, die Abschiede und die arbeitsintensiven Jahre zurückdenkt? „Mit der Zeit bekommt man einen gewissen Abstand von den Dingen und empfindet das nicht mehr so stark wie als Jugendlicher", erklärt Roilo. Als der Krieg zu Ende ist, nehmen die Männer, die von der Front heimkehren, wieder die Plätze der Frauen ein. Es dauert aber, bis sich das Land erholt und die Nachkriegsjahre sind weiter geprägt von zahlreichen Entbehrungen. „Da sagt man sich dann immer, dass es die Kinder besser haben sollen, und man hält als Familie umso mehr zusammen", verrät die 103-Jährige ihre Strategie von damals. „Und man darf sich nicht gehen lassen und muss auch eine gewisse Härte haben. Man darf halt nicht aufgeben."
Schlimme und dunkle Zeiten habe es in der Menschheitsgeschichte immer schon gegeben, ist Elsa Roilo überzeugt und schickt gleich eine Erklärung für diese Tatsache nach: „Die Macht und die Gier von Einzelnen ist das Schlimmste. Und wenn ein besonders Gieriger an die Macht kommt, dann ist das immer schlecht", sagt Roilo.
Was sie aufgrund ihrer Lebenserfahrung den heutigen Politikern mitgeben würde? „Wichtig ist, dass sie das einhalten, was sie versprochen haben, dass sie ihrer Idee treu bleiben. Denn sonst ist es eine Irreführung." Und worauf sollten die jungen Leute von heute achtgeben? „Sie sollen sich von keiner Seite beeinflussen lassen, von keinen Strömungen, die irgendwoher kommen, sondern sich ein bisschen an dem inneren Halt orientieren, den sie hoffentlich vom Elternhaus oder den Erziehungsberechtigten mitgekriegt haben. Sie sollen sich nicht von irgendjemanden etwas sagen lassen, von dem sie gar nicht wissen, worum es dem eigentlich geht. Denn so ist es uns damals gegangen." (np, APA)