Landespolitik

Netz an Notschlafstellen wird landesweit geknüpft

© Jan Hetfleisch

Neben Innsbruck und Lienz sollen die TSD im heurigen Winter auch in Kufstein und Imst Plätze schaffen. FPÖ will Innsbruck entlastet wissen.

Von Manfred Mitterwachauer

Innsbruck –Eine landesweite Zahl, wie viele Menschen in Tirol ihr Leben ohne Obdach fristen müssen, gibt es nicht. Allein der Verein für Obdachlose in Innsbruck hat für sich in den vergangenen Jahren stets an die 300 Personen erhoben. Tendenz: steigend. Aktuell läuft im Rahmen einer Masterarbeit eine breiter angelegte Zählung. Fakt ist: Der Bedarf an Notschlafstellen ist gegeben. Das hat auch der Landtag erkannt. Mit Entschließung vom Juni dieses Jahres sollte die Realisierung eines flächendeckenden, ganzjährigen Notschlafstellennetzes ausgelotet werden.

Dem diesbezüglichen Antrag der Freiheitlichen folgte nun von der zuständigen Soziallandesrätin Gabriele Fischer (Grüne) ein Zwischenbericht. Demzufolge dürfte es bereits noch in diesem Jahr gelingen, zusätzliche Notschlafstellen in Kufstein und in Imst einzurichten. Für den Großraum Innsbruck kommen neben den von den Innsbrucker Sozialen Diensten betriebenen Anlaufstellen (Alexihaus, Herberge) wieder die Standorte Schusterbergweg (70 Plätze; betrieben von den Tiroler Sozialen Diensten) und Amraser Straße (25 Plätze; Rotes Kreuz) hinzu. Auch die Winternotschlafstelle in Lienz, die 2017 erstmals eingerichtet worden war, wird fortgeführt. Die angepeilte Größenordnung: sechs bis zwölf Plätze. Das soll auch die Richtschnur für Imst und Kufstein sein.

Wie sehr ein dezentrales Angebot notwendig ist, aber auch angenommen wird, verdeutlicht die Bilanz aus Lienz. Dort waren die Notschlafplätze vom 15. Dezember bis 2. April geöffnet. 299 Männer und 37 Frauen haben sie in Anspruch genommen. Im Schnitt drei pro Tag, sagt Bürgermeisterin Elisabeth Blanik (SPÖ). Nicht nur die Gesamtzahl, auch Einzelfälle machen Blanik betroffen: „Es gibt immer wieder Jugendliche, die ganz normal zur Schule, dann aber auf die Wiese zum Schlafen gehen.“

Offene Bereitschaft für solche Einrichtungen zeigt auch der Kufsteiner Stadtchef Martin Krumschnabel: „Ich weiß, dass das nicht immer populär ist.“ Bis dato sei eine Notschlafstelle mangels geeignetem Gebäude gescheitert. Jetzt sollen die TSD ehemalige Flüchtlingsunterkünfte dafür öffnen, berichtet Krumschnabel. Über das Wo und Wie gibt es kommenden Dienstag ein Gespräch mit den TSD. Ein diesbezüglicher Kontakt mit ihm sei erst vor wenigen Tagen hergestellt worden: „Ich bin zwar von der Dynamik überrascht – aber positiv.“

In Imst ist die Lage noch etwas verzwickter, wie BM Stefan Weirather sagt: „Wir wissen, dass es das Problem mit den Obdachlosen gibt. Und dagegen müssen wir etwas tun.“ Noch sei man auf der Suche nach einem passenden Haus: „Ob wir das bis Weihnachten schaffen werden, wissen wir noch nicht.“ Die übrigen Winternotschlafstellen sollen indes bereits mit 1. November aufsperren.

„Es ist erfreulich, dass Kufstein und Imst Bereitschaft zur Kooperation zeigen. Das Ziel muss sein, die Stadt Innsbruck in der Betreuung der Obdachlosen zu entlasten – auch finanziell“, sagt FPÖ-Landeschef Markus Abwerzger. Letzteres ist freilich noch ein offener Punkt. „Uns ist es wichtig, dass die Gemeinden die Projekte mittragen – aber auch mitzahlen“, sagt Fischer. Zumindest Krumschnabel weiß noch nichts von einer Co-Finanzierung: „Das ist ein Landesprojekt.“

Übergeordnetes Ziel bleibt die Schaffung von ganzjährigen Einrichtungen mit Tagesstrukturen. Betrieben durch die TSD, wie Fischer ankündigt. Standorte und Kapazitäten würden nach Ende der anlaufenden Winterperiode diesbezüglich evaluiert.

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