B&C-Übernahme - Tojner: Vom Eisverkäufer zum Großinvestor
Wien (APA) - Michael Tojner hat ein Händchen für umstrittene Deals. Zuletzt entzweite er die Wiener Grünen mit seinem Heumarkt-Projekt, mit ...
Wien (APA) - Michael Tojner hat ein Händchen für umstrittene Deals. Zuletzt entzweite er die Wiener Grünen mit seinem Heumarkt-Projekt, mit dem er Wien auch auf die Rote Liste der gefährdeten UNESCO-Weltkulturgüter gebracht hat. Nun hat der ausgefuchste Investor erneut ein Auge auf die milliardenschweren Industriebeteiligungen der B&C geworfen, nachdem ein erster Versuch vor zehn Jahren misslang.
Seine erste Schilling-Million (73.000 Euro) verdiente Tojner als Student mit einem mobilen Eisverkauf in Schönbrunn. Später gründete er mit der Meinl Bank die Beteiligungsfirma Global Equity Partner, legte Risikokapitalfonds auf und war unter anderem an der Gründung des Glücksspielunternehmens bwin beteiligt. Insgesamt investierte er in über 50 Start-ups und Technologiefirmen. 2006 gründete er die Montana Tech Components, zu der die Unternehmen Alu Menziken, Varta AG, Universal Alloy Corporation, Asta, Alpine Metal Tech und Aluflexpack gehören. Den Batterienhersteller Varta brachte er kürzlich an die Börse.
Nicht immer lief es rund für Tojner. 1989 zog er einen Versandhandel für Haushaltsgeräte in Osteuropa auf, den er kurz vor der Pleite um umgerechnet fünf Millionen Euro an Neckermann verkaufte. „Neckermann war unser letzter Strohhalm, wir unternahmen alles, um den Vorstand zu begeistern. Wir haben die Bestellungen von ein paar Tagen zusammenkommen lassen, damit die Herren eine begeisterte, motivierte Mitarbeiterschar erleben konnten. Unsere Rechnung ging auf“, sagte Tojner 2017 im Rückblick.
Dass Tojner eine gewisse Schlitzohrigkeit anhaftet, stört diesen offenbar auch nicht weiter. In einem „Standard“-Interview im Vorjahr sagte er selbst: „Ich war mit 20 schon ausgefuchst.“ Gegen die Zuschreibung, eine „Heuschrecke“ zu sein, wehrt er sich aber. „Ich bin Entrepreneur, kein Grenzgänger. Ich weiß, was ich tue, auch in meiner finstersten Stunde.“
Dass ausgerechnet seine Pläne für ein in die Jahre gekommenes Hotel bzw. Areal zu einem der großen Aufregerthemen in der Bundeshauptstadt wurden, war vermutlich auch für ihn überraschend. 2012 kaufte er, nach langen Verhandlungen, das Hotel Intercontinental am Stadtpark. Bereits ein Jahr später tat Michael Tojner kund, mittels seines Unternehmens Wertinvest den Stadtteil beim Heumarkt umgestalten zu wollen - wobei er für das Gesamtprojekt 200 bis 300 Mio. Euro in die Hand nehmen werde, wie es damals hieß. Neue Gebäude und eine Umgestaltung der Fläche des Eislaufvereins wurden angekündigt. Auch ein neues Hochhaus, so hieß es, solle entstehen. Aber: „Ich brauche und will kein Denkmal“, so Tojner.
Dass die Höhe - geplant waren 73 Meter - für Wickel mit der UNESCO sorgen könnte, war schon bald abzusehen. Denn die Fläche befindet sich in der Schutzzone der mit dem Prädikat „Weltkulturerbe“ ausgezeichneten Wiener Innenstadt. Letztendlich wurden die Pläne 2016 redimensioniert. Der Turm soll nun 66 Meter in den Himmel wachsen. Bei der Gelegenheit verkündete Tojner auch den Abriss und den Neubau des Hotel Inercont. Der UNESCO war das Ausmaß der Schrumpfung aber zu gering. Die City wurde auf die Rote Liste der gefährdeten Weltkulturgüter gehievt. Der Investor hofft nun, dass es beim „Säbelrasseln“ bleibt und das Prädikat erhalten werden kann, wie er der APA kürzlich sagte. Eine weitere Redimensionierung hat er jedoch ausgeschlossen.
In einer anderen Immobilien-Causa, in jener um die Vermietung von gemeinnützigen Wohnungen an Touristen, zeigte der Wiener Grünen-Klubobmann David Ellensohn Tojner sogar an. Der Grünpolitiker wirft Tojners Wertinvest, die an der Urbanauts Hospitality GmbH beteiligt ist, vor, Sozialwohnungen missbräuchlich zu verwenden. Beim Thema Sozialwohnungen hat Tojner zuletzt auch den Zorn der FPÖ auf sich gezogen, weil diese Tojner als Drahtzieher beim Verkauf von 3.000 gemeinnützigen Wohnungen der Wohnbauvereinigung GFW vermutet, was Tojner zurückweist. Er habe keinerlei wirtschaftliche Verflechtungen mit Christian Hosp, dem GFW-Käufer, betonte Tojner Anfang September.
Die geplante Übernahme der B&C-Stiftung dürfte ähnlich umstritten werden, wie frühere Projekte von Tojner. Aber Gegenwind macht dem Kitesurfer nichts aus. Schon bei seinem ersten Business, den Eisständen, gab es Widerstand. Sie wurden vom Denkmalamt schließlich wegen der historischen Gärten verboten.
Zur Person: Michael Tojner wurde am 31. März 1966 in Steyr, Oberösterreich, geboren. Er wuchs in der Stadt Haag in Niederösterreich auf und maturierte 1984 am Bundesrealgymnasium Amstetten. In Wien studierte er Jus und Wirtschaft. Der 52-Jährige ist Vater von sechs Kindern.
~ ISIN CH0107020692 WEB http://www.montanatechcomponents.com/ ~ APA037 2018-10-26/07:01