Österreich

Kurz und Van der Bellen betonten zum Nationalfeiertag Zusammenhalt

Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ), Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ), Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Bundespräsident Alexander Van der Bellen bei der Angelobung am Nationalfeiertag in Wien.
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Österreich feiert am Freitag die „immerwährende Neutralität“, die der Nationalrat am 26. Oktober 1955 beschlossen hat. Am Heldenplatz wurden mehr als 1000 Rekruten angelobt.

Wien — Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Bundespräsident Alexander Van der Bellen haben beim Festakt zum Nationalfeiertag in Wien die Notwendigkeit des gesellschaftlichen Zusammenhalts hervorgehoben. Nur durch das Gemeinsame sei der wirtschaftliche und soziale Aufschwung Österreichs ermöglicht worden, betonte Van der Bellen. Kurz dankte besonders der Aufbaugeneration für deren Glauben an Österreich.

Sowohl der Kanzler als auch das Staatsoberhaupt verwiesen in ihren Reden am Freitagvormittag am Wiener Heldenplatz auf die hundertste Wiederkehr der Gründung der Republik am 12. November 1918. Sie erinnerten an die finsteren Zeiten in der ersten Hälfte dieser 100 Jahre, aber auch an den erfolgreichen Wiederaufbau nach den Weltkriegen und an den starken Zusammenhalt der Gesellschaft.

Kurz rief die Worte des damaligen Bundeskanzlers Leopold Figl zu Weihnachten im Jahr 1945 in Erinnerung. Dieser habe gesagt: ?'Ich kann euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann euch nur bitten: glaubt an dieses Österreich!'", so der Kanzler. „Wir müssen dieser Generation, die Österreich nach dem Krieg wieder aufgebaut hat, immer dankbar sein, dass sie an unser Österreich geglaubt hat", betonte Kurz. Denn dieser Glaube habe ihnen damals geholfen, die Grenzen zwischen den Lagern verschwinden zu lassen, verwies er auf die damalige gesellschaftliche Spaltung. Und dieser „Glaube an unser Österreich" sei auch heute noch genauso wichtig.

Neben den Bundesheer-Angehörigen dankte der Kanzler auch all jenen, „die täglich fleißig zur Arbeit gehen, die Kinder erziehen oder sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern oder all jenen, die sich in unterschiedlichen Organisationen freiwillig für andere organisieren, damit wir auch in Zukunft noch in Friede, Freiheit und Sicherheit leben können". Auch Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) hob in seiner Festansprache jene hervor, die einen Beitrag für die Gesellschaft leisten, wie Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren, Rettungsdienste, Ärzte, Pflegekräfte, Kräfte des Zivildienstes und den in der Nachbarschaftshilfe Tätigen.

Kanzler Kurz und Vizekanzler Strache gedachten zu Beginn der Feierlichkeiten am Äußeren Burgtor der toten Soldaten und Opfer des Widerstandes.
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Bundespräsident Van der Bellen erinnerte auch an das politische Scheitern, an autoritäre Herrschaft, den zerstörerischen Zweiten Weltkrieg und die „unsagbaren Grausamkeiten des Holocaust" in der Vergangenheit. Die Erfolgsgeschichte der Republik habe erst nach 1945 begonnen, Voraussetzung dafür sei der gesellschaftliche Zusammenhalt gewesen: „Statt des unversöhnlichen Streits der Parteien, wie in der Ersten Republik, suchten sie nach 1945 das Verbindende, das Gemeinsame", so Van der Bellen.

Das Gemeinsame betonte der Präsident auch im Zusammenhang mit der Europäischen Union: „Wer seine Heimat liebt, ist für das vereinte Europa. Denn die Europäische Union ist Garant für Frieden, Freiheit und Wohlstand. Nur gemeinsam sind wir stark." Das gelte auch sicherheitspolitisch: Die gemeinsamen Herausforderungen seien die Bekämpfung des internationalen Terrorismus und die Abwehr von Cyberangriffen, so der Präsident.

Zu Beginn seiner Rede rief Van der Bellen den Beschluss des Bundesverfassungsgesetz über die österreichische Neutralität am 26. Oktober 1955 in Erinnerung: „Daran erinnern wir uns am heutigen Nationalfeiertag." Vizekanzler Strache betonte, der Staatsvertrag verpflichte Österreich zur immerwährenden Neutralität, diese sei „ein hohes Gut, dass wir schätzen gelernt haben".

Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) verwies auf den „Kernauftrag" des Österreichischen Bundesheeres, dieser laute, „die Souveränität unserer Heimat, der Republik Österreich zu schützen". Und er erinnerte ebenfalls daran, dass Österreich seit der Republiksgründung auch dunkle Zeiten durchgemacht hat: „Wenn wir 100 Jahre zurückblicken, dann wissen wir eines: Dass Frieden, Demokratie, Freiheit nicht selbstverständlich sind."

Fallschirmspringer landete in Zuschauermenge

Höhepunkt des Festaktes war wie jedes Jahr die Angelobung, heuer waren 1021 Rekruten aus ganz Österreich auf den Heldenplatz gekommen. Der Bundespräsident wünschte ihnen für die Zeit des Wehrdienstes „alles erdenklich Gute" und dankte allen Angehörigen des Bundesheeres für deren täglichen Einsatz.

Drei Soldaten des Jagdkommandos sprangen via Fallschirm über dem Heldenplatz ab
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Zuvor appellierte Van der Bellen —wie schon im Vorjahr — an die politischen Verantwortungsträger, dem Bundesheer die notwendigen finanziellen Mittel zur Verfügung zu stellen: „Im Anbetracht der derzeitigen Budgetentwicklung wird in den nächsten Jahren eine rote Linie überschritten werden, nämlich die der Einsatzbereitschaft. Fehlende Ressourcen gefährden nicht nur die Aufgabenerfüllung, sondern auch das Leben der Soldatinnen und Soldaten bei ihren Einsätzen", so die Warnung des Präsidenten, der gleichzeitig allen Bundesheeres-Angehörigen für ihren täglichen Einsatz dankte.

Nach der Angelobung wurden die Rekruten noch von einer Einlage des Jagdkommandos überrascht: Drei Soldaten sprangen via Fallschirm über dem Heldenplatz ab, zwei davon landeten direkt vor den frisch Angelobten auf der freien Straße, einer der Fallschirmspringer verfehlte das Ziel allerdings knapp und landete in der Zuschauermenge.

Kurz zeigt sein Büro

Händeschütteln im Sekundentakt, unzählige Selfies, "Hallo, grüß Gott", immer freundlich bleiben - für den Bundeskanzler ist der Nationalfeiertag ein Großkampftag. "Wann schlafen Sie eigentlich?", will denn auch ein Besucher von Sebastian Kurz (ÖVP) wissen, der zum ersten Mal als Kanzler in sein Büro am Ballhausplatz geladen hat. "Manchmal zu wenig, um ehrlich zu sein, aber ich schlafe schon jede Nacht", nimmt Kurz den Ball erleichtert auf. Er könne zum Glück überall schlafen, sein Team lache sogar gelegentlich über ihn, weil ihm im Flieger schon vorm Start die Augen zufallen.

"Darf ich ein Foto machen?", fragt ein Mädchen. "Ja, dann lassen wir das mit dem Reden", meint der Kanzler freundlich und posiert weiter. Böse Worte bekommt Kurz nicht zu hören, im Gegenteil: Eine junge Frau ist wie ein Popstar-Groupie der Ohnmacht nahe, als sie ein Foto und ein Autogramm des Kanzlers ergattert - und fällt ihm kurzerhand um den Hals. Kurz nimmt auch das gelassen hin. Lange dauert ihr Vergnügen ohnehin nicht: Der Tross muss weiter - der nächste wartet schon vor der Tür. (APA)

Kanzler Kurz begrüßt jeden Besucher persönlich.
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