Gesundheit

Mehr zahlen für die Gesundheit: Forscher für Fleischsteuer

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Wurst, Speck, Schnitzel und Co. sollen weltweit um ein Vielfaches teurer werden. Das schlagen Forscher aus Oxford vor. Damit könnten Leben gerettet und Gesundheitskosten gesenkt werden.

Von Deborah Darnhofer

Innsbruck –Jetzt geht es um die Wurst, im wahrsten Sinn des Wortes – und die schmeckt längst nicht allen. Das verarbeitete Fleisch brächte eine „Reihe negativer Gesundheits- und Umweltfolgen“ mit sich, erklären Forscher der britischen Universität Oxford. Das dürfte mittlerweile allgemein bekannt sein.

So erwähnt auch die Innsbrucker Diätologin Edburg Edlinger ein höheres Risiko von „Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gicht, Fettstoffwechselstörungen, Rheuma und Krebserkrankungen“, wenn zu viel rotes und verarbeitetes Fleisch gegessen werde. Dieser Konsum ist für sie u. a. „mitverantwortlich für Ressourcenverschwendung und Umweltzerstörung“.

Was die britischen Forscher in ihrer neuen Studie nun vorschlagen, dürfte Fleischliebhabern mächtig auf den Magen schlagen. Um den Konsum zu verringern sowie Gesundheit und Umwelt zu entlasten, stellen sich die Wissenschafter vor, die Fleischsteuern weltweit massiv zu erhöhen. Die Berechnungen für 149 Staaten haben sie unlängst im Fachmagazin Plos One veröffentlicht.

Demnach sollen in Großbritannien die Steuern für verarbeitetes Fleisch 79 Prozent, für rohes Fleisch 14 Prozent betragen. In den Vereinigten Staaten wären es 163 Prozent und 43 Prozent. Ähnliche Zahlen für Österreich werden im Standard vorgeschlagen: 167 Prozent bzw. 31 Prozent. Aktuell liegt die Besteuerung von Fleisch bei 10 Prozent.

Teures Fleisch dürfte vielen sauer aufstoßen. Doch kein Verzicht kommt der Gesellschaft teuer zu stehen, attestieren die Forscher. „Rotes und verarbeitetes Fleisch beeinflusst nicht nur die Gesundheit, sondern auch die Wirtschaft insgesamt“, erklärt Studienerstautor Marco Springmann vom „Oxford Martin Programme on the Future of Food“ gegenüber dem Nachrichtensender CNN. Er verweist dabei u. a. auf sinkende Produktionszahlen durch Krankheitsfälle. In der Studie stellten die Forscher weitere Berechnungen an. Sie gehen davon aus, dass bei einer hohen Fleischsteuer weltweit 16 Prozent weniger verarbeitetes Fleisch verzehrt würden. 222.000 Menschenleben würden gerettet und die Kosten im Gesundheitssektor um 41 Milliarden US-Dollar (rund 35,9 Mrd. Euro) verringert.

Trotz dieser errechneten Vorteile sieht Diätologin Edlinger die vorgeschlagene Fleisch-Teuerung kritisch: „Ich sehe den Ansatz zu einseitig, denn eine hohe Fleischsteuer allein löst nicht das Problem. Wir müssen an Lösungen arbeiten, um eine nachhaltige Ernährungsweise mit weniger Fleischkonsum zu fördern“, sagt sie. Dies werde nur durch Information, nicht durch Verteuerung, erreicht.

Der Innsbrucker Ernährungsexpertin wäre eine „gute Aufklärung der Gesellschaft“ viel wichtiger. Doch nach wie vor sei für Konsumenten der Preis das wichtigste Kaufkriterium. „Eine Fleischsteuer kann nicht das Grundverständnis und die Wertschätzung für Tiere, Fleisch und Landwirtschaft fördern“, betont sie. Diese brauche es aber, um einen nachhaltigen Konsum zu erreichen. Unbestritten essen jedoch auch die Österreicher zu viel Fleisch. 1,25 Kilogramm kämen durchschnittlich pro Woche und Kopf auf den Teller (im Jahr 65 kg). Laut Empfehlungen der Ernährungsexperten sollten es pro Woche aber maximal drei kleinere Portionen sein.

Dass sich Menschen durch Steuern vorschreiben lassen, was sie nicht essen sollen, glaubt Studienautor Springmann übrigens nicht. Dass der Staat die Ernährung seiner Bevölkerung lenken will, ist jedoch nichts Neues. In Großbritannien, Frankreich und Mexiko wurden vor wenigen Jahren Steuern auf zuckerhaltige Limonaden eingeführt. Mexikaner kauften daraufhin tatsächlich weniger ungesunde Flaschen. Langzeitstudien gibt es aber keine. In Dänemark gab es eine Fettsteuer. Nach zwei Jahren wurde sie aber 2013 wegen fehlender Erfolgsnachweise abgeschafft.

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