Tödliche Attacke in Innsbruck: U-Haft über Verdächtigen verhängt
Gegen den 24-jährigen Afghanen besteht dringender Tatverdacht, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Zu einem möglichen Drogendeal im Vorfeld der Bluttat könne derzeit keine gesicherte Auskunft gegeben werden.
Innsbruck — Nach einer tödlichen Messerattacke auf einen 21-jährigen Vorarlberger in der Nacht auf Sonntag hat das Landesgericht Innsbruck am Mittwoch die Untersuchungshaft über den 24-jährigen tatverdächtigen Afghanen verhängt. Dies teilte die Staatsanwaltschaft nach der Haftverhandlung mit. Es bestehe ein dringender Tatverdacht gegen den Mann.
Der Verdacht gründe sich derzeit vor allem auf Bilder der Videoüberwachung, auf denen eine Person zu sehen sei, die vor der Tat mit der Gruppe rund um den Vorarlberger Kontakt hatte, so die Anklagebehörde. Später sehe man eine Person von der Gruppe weglaufen - bei der es sich um dieselbe Person und höchstwahrscheinlich um den Täter handeln dürfte. "Aufgrund der Ähnlichkeit des Mannes mit der Person auf den Überwachungsbildern und widersprüchlicher Angaben des Verdächtigen gehen Staatsanwaltschaft und Landesgericht Innsbruck derzeit von einer hohen Wahrscheinlichkeit aus, dass es sich bei ihm um den Täter handelt", hieß es.
Die Tat selbst sei jedoch auf den Aufzeichnungen nicht zu sehen. Polizeibeamte hätten auf den Bildern den Tatverdächtigen erkannt und nahmen ihn am Sonntag gegen 6.00 Uhr an seinem Wohnort außerhalb von Innsbruck fest. Der Afghane bestreitet die Tat.
Keine Auskunft zu möglichem Drogendeal
Zum Hintergrund könne derzeit keine gesicherte Auskunft gegeben werden, erklärte die Anklagebehörde und verwies auf weitere Ermittlungen. Das Landeskriminalamt Tirol hatte zuletzt von "konkreten Anhaltspunkten" gesprochen, dass die Tötung möglicherweise mit einem Suchtmittelgeschäft in einem Lokal in der Innsbrucker "Bogenmeile" kurz zuvor in Zusammenhang steht.
Die Angehörigen bezweifeln einen etwaigen Zusammenhang mit einem Drogengeschäft. Das sagt der Vorarlberger Anwalt Florin Reiterer, der die Eltern des Opfers vertritt. Christoph Hundertpfund, stv. Leiter des Landeskriminalamtes, hat durchaus Verständnis für die Angehörigen, verdeutlicht aber erneut, dass „wir konkrete Anhaltspunkte für ein Suchtmittelgeschäft im Vorfeld der Tat haben". Das „Wie" und „Was" sei aber noch unklar. Mehr Aufschlüsse erhoffen sich die Ermittler von den acht Freunden, die mit dem Opfer in Innsbruck unterwegs waren. „Die Kameraden wurden zwar schon unmittelbar nach der Tat kurz befragt, ausführliche Einvernahmen finden aber erst demnächst statt."
Der Anwalt betont, dass „das Opfer nicht aus einer Gesellschaftsschicht kommt, die für Drogen anfällig ist". Der 21-Jährige stamme aus einer normalen Familie. Laut Reiterer wollte die Clique aus Vorarlberg in Innsbruck Geburtstag feiern. Die neun Burschen reisten mit dem Zug an. Nach der Ankunft am Innsbrucker Hauptbahnhof ging's kurz nach 22 Uhr in ein Bogenlokal. Um 0.30 Uhr verließ die Gruppe die Bar, eine Stunde später war der junge Bregenzer tot. Wie die Ermittlungen der Polizei ergaben, hat ein zunächst unbekannter Täter den 21-Jährigen verfolgt. In der Bahnunterunterführung am Ende der Museumstraße fügte der Mann dem 21-Jährigen einen Stich in den Hals zu. Die Freunde leisteten erste Hilfe, aber ohne Erfolg. Wie die Obduktion in der Gerichtsmedizin am Montag ergab, ist der Vorarlberger verblutet. Nach der Einlieferung in die Klinik konnten die Ärzte nur noch den Tod des Bregenzers feststellen.
Der Angreifer flüchtete. Aber schon bald konnten Polizeibeamte im Rahmen der Fahndung zwei Afghanen vorübergehend festnehmen. Der Jüngere der beiden wurde bald wieder auf freien Fuß gesetzt. Der Ältere musste bleiben. Obwohl der 24-Jährige jeden Zusammenhang mit der Tat bestritt, wurde er zunächst ins Polizeigefängnis in der Kaiserjägerstraße und am Montag in die Justizanstalt überstellt. Am Mittwoch wurde schließlich die U-Haft über ihn verhängt. (bfk, tom, TT.com)