RB-Derby Salzburg gegen Leipzig: „Dieses Duell zieht viele in den Bann“
In der Europa League sind Salzburgs Bullen eine Macht. Das will man auch heute (18.55 Uhr/live Puls 4 und DAZN) im brisanten Heimspiel gegen RB Leipzig bestätigen. Sportdirektor Christoph Freund kennt nur (s)eine Seite.
Wie viele Interview-Anfragen hat es vor dem heutigen Rückspiel gegen Leipzig gegeben?
Christoph Freund: Natürlich waren es sehr viele, vor dem ersten Match sogar noch mehr. Man merkt, dass dieses Duell viele in den Bann zieht.
Das Stadion ist erneut ausverkauft (29.520), wären auch 50.000 Tickets über den Tisch gegangen?
Freund: Wir hätten rund doppelt so viele Tickets verkaufen können, wie es Plätze in der Red Bull Arena gibt. Im Jahr 2018 ist unser Stadion nach den Duellen gegen Dortmund, Lazio, Marseille und Roter Stern jetzt schon zum fünften Mal ausverkauft und für solche Spiele fast „zu klein“. Das macht uns stolz.
Salzburg wird in Duellen gegen Leipzig gerne als kleiner Bruder bezeichnet.
Freund: Damit kann ich nichts anfangen. Egal, gegen wen wir aus der deutschen Bundesliga spielen, werden wir immer die „Kleinen“ sein. Wir spielen in Österreich und haben dadurch andere Voraussetzungen. Aber wir haben uns sehr gut entwickelt und wollen das heute wieder auf den Platz bringen.
Salzburg reicht ein Punkt zum Aufstieg aus der Gruppe, Leipzig braucht womöglich mehr. Da keimen bei manchen schon wieder Gedanken an eine etwaige Stallorder auf ...
Freund: So etwas kommt in unseren Köpfen nicht vor. Und wer an so etwas denkt, der soll sich einfach das Spiel anschauen. Wir brennen darauf und wollen dieses Duell wieder gewinnen. Es geht für beide um sehr viel.
Leipzig-Coach Ralf Rangnick wurde beim Hinspiel in Leipzig von Salzburger Fans ausgepfiffen, die ihm auch die vielen Transfers von Salzburg-Kickern nach Leipzig ankreiden …
Freund: Ralf Rangnick hat in seiner Amtszeit für Red Bull Salzburg sehr viel in die richtigen Wege geleitet, worauf wir immer noch aufbauen können. Ich wünsche mir für das heutige Match, dass er mit dem nötigen Respekt empfangen und behandelt wird.
Mit den zwei Klubs aus dem Bullen-Stall treffen zwei ähnlich geartete Pressing-Monster aufeinander ...
Freund: Es gibt schon Unterschiede, aber es wird sicher sehr intensiv. Wer mehr Intensität auf den Platz bringt und weniger Fehler macht, wird als Sieger vom Platz gehen.
Was spricht für Salzburg?
Freund (lacht kurz): Spricht was gegen uns? Wir sind seit zwei Jahren zuhause ungeschlagen und haben bislang die meisten Punkte in der Europa League erobert, was eine große Auszeichnung ist. Deswegen nennen wir die Europa League ja auch „unseren Bewerb“. Wir wissen aber, dass wir auch heute wieder alles auf den Platz bringen müssen.
Wenige wissen, dass Sie auf Tiroler Boden bei der WSG Wattens oder Kundl gespielt haben. Jetzt sind Sie Sportdirektor bei Salzburg. Brennt man da nicht selbst noch einmal darauf, bei solchen ausverkauften Spitzenspielen auflaufen zu können?
Freund: Ganz egal, wo ich gespielt habe – ich habe es immer genossen. Natürlich juckt so eine Kulisse. Aber ich bin sehr glücklich mit meiner Position und werde eher nicht auf den Rasen zurückkehren (lacht).
Das Gespräch führte Alex Gruber
Die Bringschuld liegt bei Leipzig
Der 3:2-Auswärtssieg der Salzburger in der ersten Runde der Gruppe B am 20. September in Leipzig hat im „Stallduell“ gesessen. Danach brannte für einige Tage beim „großen Bruder“, mit dem es außer in den Transferfenstern wenig bis gar keinen Kontakt geben soll, richtig der Hut. Was letztlich nichts an den Kräfteverhältnissen ändert. RB Leipzig spielt in Wirklichkeit (finanziell) in einer anderen Kategorie als RB Salzburg, das international unter dem Namen FC Salzburg agieren muss.
Salzburgs Erfolgscoach Marco Rose, der den Sieg in seiner Heimat beim ersten Treffen genoss, bemüht sich um Normalität: „Uns ist eigentlich egal, wer da kommt.“ Nachsatz: „Das Spiel birgt eine gewisse Brisanz, wir machen aber nicht mehr daraus, als es ist.“ Deswegen erbat er sich auf emotionaler Ebe- ne auch: „Runter vom Gas.“
Mit Amadou Haidara (20/Mali) soll trotz einer Kreuzbandverletzung ja ein weiteres von Salzburg entdecktes Juwel bald nach Leipzig wechseln. Die vielen Gerüchte, die um einen baldigen Transfer von Marco Rose (z.B. Hoffenheim) kursieren, bringt der 42-Jährige gewohnt launisch auf den Punkt: „Das Einzige, worüber ich aktuell verhandle, ist, ob meine Tochter zu Weihnachten ein neues Handy bekommt oder nicht.“
Fakt ist, dass Leipzig auf wichtige Akteure verzichten muss: ÖFB-Teamspieler Marcel Sabitzer (Wadenprobleme) fehlt ebenso wie Kevin Kampl (Sprunggelenk). Fakt ist, dass auch Leipzig-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff betont: „Salzburg und Leipzig haben eine gemeinsame Vergangenheit, aber weder eine gemeinsame Gegenwart noch Zukunft.“ Und Fakt ist, dass der Druck, eine Runde weiterzukommen, heute ganz klar auf Seiten der Gäste liegt. (lex, dpa)