Freizeit

Wie sieht der Ruhestand für einen Clown aus?

Krankenhauskindergärtnerin Simone Haselwanter übergab dem Rentner eine Dankeskarte samt Puppe zum Spielen.
© Foto TT / Rudy De Moor

Wenn ein Clowndoctor in Pension geht, ist das ein besonderes Ereignis. Umso mehr, wenn er der erste Rentner seiner Art in Österreich ist. Joseffo Olivero clownt aber weiter.

Von Evelin Stark

Innsbruck –Die Tür zum Krankenzimmer öffnet sich ganz langsam. Dahinter erscheint eine knallrote Nase. Der dazugehörige Clown bleibt stehen und hält inne. Er nimmt Blickkontakt auf mit dem kleinen Patienten im Krankenbett, der ihn mit großen Augen fixiert und noch nicht recht weiß, wie ihm geschieht. „Darf ich drei Schritte nach vorne gehen?“, fragt der Clown vorsichtig. Das Kind überlegt kurz und gibt dem komischen Besucher schließlich die Erlaubnis.

Rudolf Zack alias Joseffo Olivero war einer der ersten Rote-Nasen-Clowns Österreichs. Und er ist der Erste, der seinen Clowndoktor-Mantel an den Nagel hängt. Er hat diese Woche seine letzte Visite auf der Kinderstation der Innsbrucker Klinik erledigt - und gleichzeitig an seinen Nachfolger Alexander Iwanov übergeben. Jetzt, wo Olivero seinen Hauptwohnsitz nach Biel in der Schweiz verlegt hat und er langsam „in die Jahre kommt“, sei es an der Zeit, die nächste Clowngeneration zum Zug kommen zu lassen.

Der Clown Joseffo Olivero hat diese Woche seine letzte Visite an der Innsbrucker Klinik vollzogen und an seinen Nachfolger Alexander Iwanov (rotes Shirt) übergeben.
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Seit 1994 bringen die „Rote Nasen Clowndoctors“ das Lachen in die Krankenzimmer der österreichischen Spitäler. 2017 haben alle 73 mehr als 168.000 humorbedürftige Kinder und Erwachsene besucht. In Tirol sind derzeit zwölf Clowns im Einsatz – in den Krankenhäusern Innsbruck, Kufstein, Zams, St. Johann und Lienz. Damit nicht genug: Auch im Anna-Dengel-Haus in Hochzirl, in der Sonderkrankenanstalt Ederhof in Lienz, dem Seniorenheim Steinach am Brenner, dem Reha-Zentrum Häring und der Kinder- und Jugendpsychiatrie Hall bringen sie die Menschen zum Lachen.

Olivero – das ist der Künstlername des geborenen Hallers – war ganze 21 Jahre lang einer der Stars der Tiroler Spitals-Manege. „Es war ein schöner und langer Prozess“, blickt der 67-Jährige zurück. Die Arbeit mit den kranken Kindern habe ihn reich gemacht – an Erfahrungen: „Was Kinder spüren, ist etwas Tolles. Sie wissen, dass das Spielen und das Lachen ganz wichtig für ihren Heilungsprozess sind.“

„Als Clown musst du Teil des Publikums werden und die Reaktionen fühlen", so Olivero.
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Clown ist Olivero übrigens tatsächlich von Beruf – nicht nur wie bis vor Kurzem für die Roten Nasen oder das Schweizer Pendant, die „Stiftung Theodora“. Auch als freischaffender Künstler auf der Straße oder der Bühne für Erwachsene und Kinder: „Ich habe eigentlich Schauspiel in Innsbruck und Wien gelernt. Dann habe ich einmal in Italien die Aufführung eines wunderbaren Clowns gesehen und wusste, dass ich das machen will.“ In der Schweiz und in Frankreich hat er dann seine Ausbildung vollzogen und ist seither hauptberuflich Clownkünstler.

„Für mich war als kleines Kind schon immer klar, dass ich nicht erwachsen werden will, weil ich immer so gern gespielt habe“, lacht der Wahlschweizer. Ein Clown spiele nämlich immer und mache auch aus jeder Situation ein Spiel. Selbst wenn er auf der Bühne kafkaeske Szenen nachspiele und die Zuschauer auf ihren Stühlen sitzen: „Als Clown musst du Teil des Publikums werden und die Reaktionen fühlen. Ein Clown ist immer offen und versteckt nichts. Daraus wird ein Spiel zwischen Künstler und Zuseher. Und das ist es, was die Begegnung berührend macht.“

Olivero war ganze 21 Jahre lang einer der Stars der Tiroler Spitals-Manege.
© Foto TT / Rudy De Moor

Deshalb passe der Clown auch so gut ins Krankenhaus: „Bei meiner letzten Visite z. B. haben sich zwei Kinder versteckt, als ich ihr Zimmer betrat, weil sie ein bisschen schüchtern waren“, sagt Olivero. Er mache in solchen Situationen eine Spiegelung, verstecke sich auch und tue so, als habe er Angst. „Plötzlich waren die Kinder voll da und haben sich auf das Spiel mit mir eingelassen.“

Seine kreative Arbeit hängt der Rote-Nasen-Rentner noch nicht ganz an den Nagel, wenn er hier auch kürzertrete. Dass er aber im Spital Platz machen kann für einen jungen Clowndoctor, freut Olivero: „Es tut uns alten Clowns gut, wenn junge Leute nachkommen. Die bringen neue Impulse mit.“