Bühne

„Ejaculation“: Notwendigkeit zum Dialog

Schauspielerin Julia Rosa Peer (l.) zeichnet in „Ejaculation“ ihre Recherchen nach. Musikerin Sarah Kivi verantwortet das Sounddesign.
© Diva Arts Collective

Die Performance „Ejaculation“ macht weibliche Sexualität zum Thema. Heute Abend kommt sie im Innsbrucker Brux zur österreichischen Erstaufführung.

Innsbruck –2002 wurde die „prostata feminina“, die weibliche Prostata also, offiziell zum „funktionsfähigen Organ“ erhoben. Die Funktion des Organs freilich ist bislang ungeklärt. Belastbare Forschungsergebnisse fehlen, weil dazu kaum geforscht wird. Kulturgeschichtlich freilich gäbe es Material: mittelalterliche Beschreibungen weiblichen „Freudenflusses“, Schilderungen von Aristoteles und aus dem Kamasutra. „Wir waren also schon einmal weiter“, sagt die Tiroler Schauspielerin Julia Rosa Peer. Mehr noch: „Es gibt Rückschritte.“ Dazu ein – zugegeben eigentümliches – Beispiel: 2016 verboten die britischen Gesetzgeber weibliche Ejakulation als „zu obszön“ von Porno-Portalen. Dass ausgerechnet solche Darstellungen vermeintliche Tugendwächter auf den Plan riefen, verblüfft. „Die Auseinandersetzung mit weiblicher Geschlechtlichkeit findet nach wie vor kaum statt“, sagt Peer. „Sexualität wird zumeist aus zwei Perspektiven betrachtet: Es geht um den männlichen Blick oder um Reproduktion. Wie Frauen Lust empfinden, was in ihrem Körper passiert, scheint uninte­ressant“, ergänzt die finnische Regisseurin Essi Rossi.

Gemeinsam mit der Musikerin Sarah Kivi haben Peer und Rossi in den vergangenen zwei Jahren die dokumentarische Performance „Ejaculation“ erarbeitet. Nach der erfolgreichen Weltpremiere Ende Oktober im Nationaltheater Helsinki kommt sie heute Abend im Innsbrucker Brux zur österreichischen Erstaufführung.

Mit mehr als 40 Frauen aus verschiedenen Kulturkreisen und gesellschaftlichen Schichten haben Peer und Rossi gesprochen – und über das geredet, was offiziell nur selten zum Thema taugt: weibliche Lust, weibliches Begehren, der Umgang mit dem eigenen Körper. Auf der Bühne soll diese Suche nachvollzogen werden, erklärt Peer. „Es ist genauso meine Geschichte wie die unserer Gesprächspartnerinnen“, so die 33-Jährige.

Letztlich soll „Ejaculation“ Anstoß zum Dialog sein. „Es ist notwendig, über weibliche Sexualität zu reden, über Lust und die Freude daran. Mit der Performance versuchen wir, einen Raum für solche Gespräche zu schaffen. Sexualität ist nichts Obskures, sondern etwas im besten Sinne Normales. Und so sollte sie auch behandelt werden“, erklärt Essi Rossi. (jole)

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