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“Das krumme Haus“: Ein Monster unter den üblichen Verdächtigen

Glenn Close spielt in „Das krumme Haus“ Lady Edith, die als Schwägerin des Mordopfers eigene Interessen verfolgt.
© Fox

Gilles Paquet-Brenner verfilmte mit einem erstaunlichen Starensemble Agatha Christies Lieblingsroman „Das krumme Haus“.

Von Peter Angerer

Innsbruck –Agatha Christie benötigte für ihre in 66 Romanen ausgebreiteten Who­dunit-Fälle immer ein Ensemble aus rund einem Dutzend üblicher Verdächtiger aus der feinen Gesellschaft mit entsprechendem Personal, egal, ob Hercule Poirot oder Miss Marple den oder die Täter schließlich in einem Salon mit offenem Kamin, im Orient-Express oder auf einem Nil-Dampfer entlarvten. Ohne ihre Starermittler löste Christie in ihrem 1949 erschienenen Roman „Das krumme Haus“ die Familientragödie um die Ermordung des griechischen Tycoons Aristide Leonides auf einem herrschaftlichen Landsitz.

Für die Filmadaption von Christies Lieblingsroman hat der französische Regisseur Gilles Paquet-Brenner, der mit seinem Shoah-Drama „Sarahs Schlüssel“ 2003 internationale Aufmerksamkeit erregte, die Geschichte von der Nachkriegszeit in die späten 50er-Jahre verlegt, auch, um ein paar düstere Szenen mit frühem Rock ’n’ Roll aufzulockern. Die wesentliche dramaturgische Veränderung betrifft jedoch den Ich-Erzähler des Romans, denn Charles Hayward muss das Mordkomplott aufklären, um einen Skandal zu verhindern und anschließend die Enkelin des Opfers heiraten zu können.

Da solche Verlockungen an Sam Spade denken lassen, macht ihn Paquet-Brenner zum Privatdetektiv, dem die Kunden nicht gerade die Tür einrennen. Aber eines Morgens sitzt Sophia De Haviland (Stefanie Martini), mit der Hayward (Max Irons) noch vage Erinnerungen an ein Abenteuer in Kairo verbindet, in seinem Büro. Sie legt nicht für alle Familienmitglieder ihre Hand ins Feuer der Ungereimtheiten, schließlich geht es um viel Geld und um Reputation, die letztlich wieder mit Geld oder dessen Verlust zu tun hat, wenn darüber ein Schatten liegt.

Hayward macht sich zuerst einmal bei Chief inspector Taverner (Terence Stamp) schlau und brettert mit seinem Bristol 405 zum Tatort. Dort wird er von Lady Edith (Glenn Close) begrüßt, die kein Geheimnis um ihre Abneigung für das Mordopfer macht. Brenda (Christina Hendricks), die junge Witwe, lässt erahnen, wie der alte Grieche zum Ruf eines Borgias gekommen ist. Die Alleinerbin, die in einem pinkfarbenen Flügel des Hauses lebt, steht auf der Liste der Verdächtigen ganz oben, obwohl man sich von Geschmack und Lebensstil der anderen Verwandten nicht täuschen lassen darf. Es sind allesamt Versager, die ohne das Vermögen des Patriarchen auf der Straße leben müssten. Daneben gibt es noch die 12-jährige Josephine (Honor Kneafsey), die jeden Schritt der Sippe beobachtet und in ihrem Tagebuch notiert.

Alles, von Porzellan bis Mobiliar, ist kostbar in diesem Film, jede kleine Geste des Starensembles betont die Exzentrik dieser dem Untergang in die Arme laufenden Gesellschaftsschicht. Nur der Funke der Spannung will nicht überspringen. Die Langeweile wird in diesem luxuriösen Ambiente auf hohem Niveau stilisiert. Irgendwann weht dieses Gefühl ins Kinoparkett.