Tiroler Landesarchiv

„Gedächtnis des Landes“ platzt aus allen Nähten

Das Landesarchiv verzeichnete einen jährlichen Aktenzuwachs von 350 Laufmetern.
© Land

Das Tiroler Landesarchiv ist seit 2016 voll. Die drohende Platznot war seit 2008 bekannt. 2021 soll ein neues Speichergebäude fertig sein.

Von Markus Schramek

Innsbruck –Entscheidungen auf Landesebene können quälend lange auf sich warten lassen. Schon vor zehn Jahren, im Jahr 2008, meldeten sich die Verantwortlichen des Tiroler Landesarchivs bei den politisch Verantwortlichen im Land. Die Botschaft damals: Das archivarische Haus in der Michael-Gaismair-Straße 1 in Innsbruck sei zum Bersten voll. Dringend müsse zusätzlicher Platz geschaffen werden, um der Nachwelt weitere wichtige Unterlagen und Dokumente erhalten zu können. Die räumlichen Reserven gingen bald zu Ende.

Dann brach die Krise der internationalen Finanzwelt aus, das Land schaltete auf Sparkurs. Und ein paar Jahre später musst die landeseigen­e Hypo Tirol Bank aufgefangen werden, die durch faule Kredite in Schieflage geraten war. Schlechte Zeiten somit für Großausgaben. Die Prioritäten im Landeshaushalt wurden neu gereiht, Bauvorhaben nach hinten gereiht und verschoben.

So erging es auch dem Landesarchiv. In dessen Fall dauerte es bis April 2017. Da beschloss die Landesregierung den Neubau eines Speichergebäudes am jetzigen Standort des Archivs. Kostenpunkt: fünf Millionen Euro inklusiv­e Planung und Einrichtung. Ein­e Million davon soll aus Mitteln der Landesgedächtnisstiftung fließen.

Laut besagtem Regierungsbeschluss sollte der Baubeginn 2018 erfolgen, die Fertigstellung Ende 2019. Doch daraus wird nichts. Erst vor zwei Wochen wurde der Architektenwettbewerb für den Archivspeicher ausgelobt. Der neue Zeitplan sieht den Baubeginn nun im Jahr 2020 und die Inbetriebnahme des Gebäudes 2021 vor.

Jetzt muss neuer Archivplatz gebaut werden.
© Tiroler Tageszeitung

Die Dringlichkeit ist inzwischen erheblich. Im Baubeschluss der Landesregierung heißt es, dass das Landesarchiv „spätestens 2016 das Ende seiner räumlichen Kapazitäten erreicht“ hat. Ab da war „die weitere Übernahme von Schriftgut (zur Archivierung, Anm.) nicht mehr möglich“.

In der Praxis müssen jen­e Stellen, die archivwürdiges Material anliefern, diese Dokumente zwischenlagern, bis das Landsarchiv über das neue Speichergebäude verfügt (voraussichtlich 2021).

Für das Archiv, gerne als „das Gedächtnis des Landes“ bezeichnet, ist das äußerst unbefriedigend. Es besteht die Gefahr von Gedächtnis­lücken. Dass es zu „unwiederbringlichem Verlust von wertvollstem Schrift- und damit Kulturgut“ kommen kann, dessen ist man sich beim Land bewusst. Relevante Aktenberge könnten „auf andere Weise“ entsorgt werden, anstatt im Archiv zu landen.

Landesarchiv

Akten, Urkunden, Handschriften, Karten, Pläne. Das Tiroler Landesarchiv ist ein öffentlich zugänglicher Aufbewahrungsort für historisches und gegenwärtiges Schriftgut. Die Bezeichnung „Gedächtnis des Landes" kommt nicht von ungefähr.

Das älteste Dokument stammt aus dem Jahr 1004. Das Archiv umfasst somit Dokumente aus den vergangenen tausend Jahren.

Das Archivgesetz regelt, wer welche Unterlagen zu übermitteln hat. Landtag, Landesregierung, Amt der Landesregierung, Bezirkshauptmannschaft und Justizbehörden sind Lieferanten des Archivs.

Medienarchiv. Medien, deren Verlagsort sich in Tirol befindet, werden im Landesarchiv aufbewahrt, so auch die Tiroler Tages­zeitung komplett seit 1945.

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