Tag der offenen Tür beim VKI: Im Auftrag der Konsumenten
Der Verein für Konsumenteninformation führt Dutzende vergleichende Dienstleistungs- und Warentests pro Jahr durch. Am Tag der offenen Tür sind die Ergebnisse öffentlich zugänglich.
Von Michaela S. Paulmichl
Wien –In welchen Produkten steckt eigentlich Palmöl, und sind Süßstoffe wirklich gesünder als Zucker? Immer mehr Konsumenten wollen sich bewusst ernähren, doch übervolle Supermarktregale erschweren die Wahl, und selbst wer alle Verpackungstexte studiert, ist danach oft nicht viel klüger. Eine unabhängige Entscheidungshilfe bietet in Österreich der Verein für Konsumenteninformation (VKI) an mit seinen „weit über 100 Tests, Reports und Markterhebungen im Jahr“, wie Geschäftsführer Rainer Spenger berichtet. Untersucht und miteinander verglichen werden aber nicht nur Lebensmittel, sondern viele Waren des täglichen Gebrauchs und Dienstleistungen.
Einmal im Jahr stehen die Ergebnisse allen Konsumenten zur Verfügung: Am Tag der offenen Tür am Mittwoch, 5. Dezember, ist das Portal www.konsument.at/tag-der-offenen-tuer 24 Stunden lang online frei zugänglich. Das umfangreiche Archiv mit rund 17.000 Berichten enthält die ausführlichen Testergebnisse von insgesamt 1963 Produkttests und 1954 Reports zu Konsumentenrecht und Verbraucherthemen. An allen anderen Tagen im Jahr ist der Zugang kostenpflichtig.
In den vergangenen Monaten waren es die Berichte über rezeptfreie Medikamente, wie sie vor allem bei Kopfschmerzen oder einer Verkühlung gekauft werden, über Palmöl und Zuckerersatz, für die sich mündige Konsumenten ganz besonders interessiert haben. Dass Palmöl, das aus den Früchten der Ölpalme gewonnen wird, flächendeckend eingesetzt wird, dürfte nur wenigen bekannt sein: Es findet sich in Süßigkeiten genau so wie in Backwaren, Suppen oder Soßen, in Pommes frites und sogar in Babynahrung.
Der Test über die oft als gesünder wahrgenommenen süßen Alternativen zu Zucker widmete sich der Frage, ob Austausch- oder Süßstoffe ihrem Image wirklich gerecht werden. Untersucht wurden auch Kokosblüten- oder Birkenzucker, Stevia und Bioagavensaft.
Auf großes Interesse stieß auch der Beitrag über die Folgen der Privatisierung von Wasser, wie rasant steigende Gebühren. Wie die Experten aufzeigten, bleibt dadurch in einigen Ländern der Zugang zu Wasser ärmeren Menschen bereits verwehrt. Sie können die Gebühren nicht bezahlen.
Der ebenfalls sehr oft angefragte Beitrag über WC-Papier, bei dem 18 verschiedene Produkte unter die Lupe genommen wurden, gewährt auch Einblicke, wie die Tester bei ihrer Arbeit vorgehen. Weil „tadelloses Toilettenpapier Druck und Zug aushalten muss, Feuchtigkeit schnell aufnehmen und sich nach Gebrauch möglichst rasch von selbst auflösen soll“, wie es heißt, wurde in einem eigens darauf spezialisierten Labor ein „Härtetest“ durchgeführt: Dabei wurde gezogen, gestoßen, abgerissen, im Wasser versenkt, abgetropft, getrocknet, abgewogen, aufgelöst und gemessen. Die Prüfer gingen auch dem Verdacht einiger Konsumenten nach, das Klopapier sei in den vergangenen Jahren immer kürzer geworden, die Rollen weniger ergiebig. Diese Frage konnte mit einem eindeutigen „Ja“ beantwortet worden, getrickst wird aber auch bei vielen anderen Produkten, wie der VKI etwa in Berichten über irreführende Verpackungsgrößen immer wieder anprangert.
„Vor allem durch die fortschreitende Globalisierung wird der Markt und damit das Angebot für die Konsumenten immer größer. Eine Orientierungshilfe wird daher immer wesentlicher“, sagt Spenger und betont Unabhängigkeit, Objektivität und Kompetenz, die dem Verein zugeschrieben würden. Der VKI ist eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in Wien und Zweigstellen in den Bundesländern – auch in Innsbruck –, die 1961 ins Leben gerufen wurde, um die Interessen von Konsumenten zu vertreten und sie über ihre Rechte und Pflichten aufzuklären. Ziel ist, dass Konsumgüter sicher sind und Produkt- angaben auch der Wahrheit entsprechen.
Üblicherweise nutzen den Tag der offenen Tür rund 25.000 Personen, an allen anderen Tagen sind es laut VKI im Schnitt rund 10.000 Interessierte. Im vergangenen Jahr wurden insgesamt 3,6 Millionen Visits auf konsument.at gezählt, 60.000 Abonnenten haben täglich darauf Zugriff.
Der Verein finanziert seine Arbeit zu rund 70 Prozent selbst, vor allem durch Erlöse der Test-Zeitschrift Konsument, den Verkauf von Büchern, Projekten und Beratungsleistungen. Gefördert wird der VKI durch jährliche Beitragszahlungen seines Vereinsmitgliedes Bundesarbeitskammer sowie durch eine Basissubvention des Sozialministeriums.