Achenseebahn: Parteiübergreifender Schrei nach Rettungsanker
Montag soll bei der Achenseebahn-Aufsichtsratssitzung die Stilllegung der Bahn Thema sein. Drei Politiker nehmen das Land in die Pflicht.
Von Angela Dähling
Jenbach –„Es gibt Dinge, bei denen man parteiübergreifend zusammenhalten muss. Etwa bei der Rettung der Achenseebahn“, sagt SPÖ-LA Philip Wohlgemuth. Mit FPÖ-Bundesrat Christoph Steiner und Hermann Weratschnig (Grüne) in dessen Funktion als Sprecher des Bundesverbandes für nachhaltige Mobilität Tirol mahnt er: „Das Hin- und Herschieben von Verantwortung muss ein Ende haben. Es braucht jetzt einen Rettungsanker, bevor man die Bahn an die Wand fahren lässt. Das Land Tirol ist gefordert, Überbrückungsgelder bereitzustellen.“
Die am Montag stattfindende Aufsichtsratssitzung der Achenseebahn lässt bei den Politikern die Alarmglocken schrillen: Es sei eine Minute vor zwölf. Auf Anfrage der TT erklärt Achenseebahn-GF Georg Fuchshuber, dass 1,2 Mio. Euro in Reparaturarbeiten an der Strecke zu investieren seien, sonst dürfe die Privatbahn ab Mai nicht mehr fahren. „Die Zusage für diese Mittel benötigen wir bis Mitte Dezember, denn Planung, Ausschreibung und Ausführung brauchen Zeit“, erklärt Fuchshuber. Zudem seien Finanzierungsverpflichtungen in Höhe von 320.000 Euro sofort fällig. „Wenn dafür das Geld nicht bereitgestellt wird, muss alternativ die Stilllegung der Bahn beantragt werden“, erklärt Fuchshuber, womit sich die Aufsichtsräte Montag zu beschäftigen haben.
„Es geht um historisches Kulturgut mit hohem touristischen Wert für die Region und eine rentable Bahn, die im Betrieb schwarze Zahlen schreibt“, sagt Weratschnig und verweist auf 1,1 Mio. Euro Umsatz und rund 100.000 Fahrgäste jährlich, wobei die Bahn nur im Sommer fährt. Sowohl Weratschnig als auch Steiner haben sich dieser Tage mit dem Kabinett des zuständigen Ministers Norbert Hofer in Verbindung gesetzt. „Von dort heißt es, der Bund will die Bahn 2020 ins MIP wieder aufnehmen und er würde 50 % der Investitionskosten übernehmen, wenn die Bahn zu einem öffentlichen ganzjährigen Verkehrsmittel wird“, sagen beide. Wie berichtet, müsste die Bahn dazu elektrifiziert werden, der Dampflokbetrieb bliebe parallel bestehen. Weratschnig beziffert die Elektrifizierungskosten mit 30 Mio. Euro.
Wie berichtet, erhält die Bahn seit 2015 keine Fördergelder aus dem Mittelfristigen Investitionsprogramm (MIP) mehr, weil sie nicht als öffentliches Nahverkehrsmittel gilt. 3,6 Mio. Euro gingen so für die Nostalgiebahn verloren. Die SPÖ hatte mit der FPÖ bei der Landtagssitzung im Oktober bereits einen Dringlichkeitsantrag zur Rettung der Achenseebahn eingebracht. „Er wurde aber in die Ausschüsse weitergeleitet und die Behandlung ausgesetzt, weil Berichte einzuholen seien“, schildert Wohlgemuth, der betont, es gehe auch um die Existenzen von 20 Mitarbeitern. „Dabei sprechen sich Experten von Bund und Land für den Erhalt der Bahn aus. Die Landesregierung sollte sich schämen, wenn sie die 130 Jahre alte Bahn verhungern lässt. 600.000 Euro für die Stille-Nacht-Ausstellung zu zahlen und keine 320.000 Euro für die Achenseebahn zur Abwendung der Insolvenz übrig zu haben, ist an Frechheit schwer zu überbieten“, wettert Steiner. Weratschnig kritisiert seine für den Nahverkehr zuständige Parteikollegin LHStv. Ingrid Felipe: „Ihr Zaudern ist für mich nicht nachvollziehbar.“ Nachsatz: „Persönliche Befindlichkeiten müssen im Fall Achenseebahn herausgehalten werden.“
Laut GF Fuchshuber seien die Bundesmittel, die nach Tirol flossen, seit Jahren gleich geblieben, die Landesmittel auch: „Das Geld wurde vom Land nur anders verteilt. Unser Geld muss woanders hingekommen sein.“ Clemens Rosner, Pressesprecher von LHStv. Felipe, weist den Vorwurf zurück, man würde die Bahn aushungern. Es gehe nicht nur um kurzfristige Finanzspritzen, sondern um zukunftstaugliche Konzepte und größere Umbaumaßnahmen, die viel Geld kosten. LHStv. Josef Geisler erklärt: „Um den Betrieb der Achenseebahn langfristig sicherzustellen, bedarf es einiger elementarer Grundvoraussetzungen, die seitens der Bahngesellschaft geschaffen werden müssen. Es geht um Besitz und Organisation des Unternehmens. Erst wenn die Bahn ihre Hausaufgaben gemacht hat, können wir über die langfristige Strategie für die Achenseebahn verhandeln.“