Bezirk Kufstein

Rodelbahnen sind nicht nur Privatsache

Viele Rodelbahnen werden von den Almwirten betreut. In einigen Orten beteiligen sich Gemeinde und TVB an den Kosten.
© Irene Rapp

Das Aus für die Möslalm-Rodelbahn traf die Wörgler hart. Im Bezirk werden viele Bahnen gemeinsam von Wirten, TVB und Gemeinde finanziert.

Von Jasmine Hrdina

Wörgl –Die Enttäuschung der Wörgler über das Aus für die Rodelbahn auf der Mösl­alm war groß. Auf verschiedenen Kanälen zeigten sich TT-Leser verärgert, dass „immer alles nur aus touristischer Sicht betrachtet wird“, „sich die Gemeinde den einfachsten Weg sucht und sich aus der Verantwortung zieht“ oder „für die Einheimischen gar nichts mehr getan wird“.

Dass sich die Kommune (noch) nicht an der Bahnerhaltung beteiligen will, kritisiert naturgemäß auch die Opposition. „Es ist ein Armutszeugnis für die Stadt und den Tourismusverband Hohe Salve, wenn der Erhalt der Rodelbahn am Geld scheitern sollte“, verkünden die Wörgler Grünen rund um Fraktionschef Richard Götz. „Das Rodeln hat in Wörgl eine lange Tradition und ist eine der wenigen Outdoor-Sportarten, die ohne großen Aufwand vor der Haustür der Stadt betrieben werden können“, sagt der grüne Gemeinderat.

Richard Götz (Wörgler Grüne): „Es ist ein Armutszeugnis für Stadt und TVB, wenn der Erhalt der Rodelbahn am Geld scheitern sollte.“
© Hrdina

Götz habe bereits das Gespräch mit den Betreibern des Almgasthauses gesucht und wolle sich nun mit der Gemeindeführung in Kontakt setzen. Bisher hatten sich die Wirtsleute um den Betrieb der Bahn bemüht, wie berichtet, waren ihnen aber Aufwand, Risiko und Kosten (im Jahr mit 6000 Euro nur für die Bahn beziffert) zu groß geworden.

Das Modell, bei dem sich Wirte, Gemeinde und TVB gemeinsam an einer Rodelbahn beteiligen, ist in der Umgebung keine Seltenheit. In Hinterthiersee (Gemeinde Thiersee) etwa finanzieren neben dem Wirt auch der TVB Kufsteinerland und die Gemeinde die einen Kilometer lange, beleuchtete „Wieshof-Rodelbahn“.

Den öffentlichen Kostenanteil für die Präparierung der Strecke beziffert BM Hannes Juffinger auf Anfrage der TT mit 2000 Euro im Jahr, wobei sich Gemeinde und TVB die Summe jeweils zur Hälfte teilen. Außerordentliche Beträge – etwa für die Erneuerung von Leitplanken – wurden im vergangenen Jahr mit 3000 Euro von der Tourismusorganisation getragen. Mit dem für die Langlaufpisten angeschafften Loipengerät präpariere man auch die Rodelbahn. Dessen Anschaffung übernahmen der TVB Kufsteinerland und die Gemeinde (50:50). „Pistengeräte sind gebraucht ab 80.000 Euro zu haben, können aber auch 400.000 Euro kosten“, sagt TVB-GF Stefan Pühringer, ohne den konkreten Preis zu nennen.

Verschwiegen zeigt er sich auch hinsichtlich der Rodelstrecke am Aschenbrenner in Kufstein. Auch hier gebe es zwar ähnliche Unterstützungen, „vieles läuft über Sachleistungen – etwa weil der Bauhof die Banden aufstellt. Monetäre Zuschüsse sind jedenfalls an Bedingungen geknüpft, zum Beispiel, dass man das Rodelgütesiegel erhält“, so Pühringer. Ein einheitliches Konzept, wann und wie der TVB solch winterliche Sportprojekte unterstützt, gibt es nicht. „Das ist aus der Historie der damaligen Ortsverbände entstanden“, sagt der Tourismuschef.

Wie es auch ohne Hilfe von Gemeinde und Tourismusverband funktionieren kann, zeigt das Beispiel Haagalm in Hopfgarten. Dort erhalten die Alm-Betreiber die über Tirol hinaus bei ambitionierten Rodlern bekannte Strecke am Penningberg „mit tatkräftiger Unterstützung des hiesigen Sportvereins und von Freunden und Gönnern“, erklärt Gastronom Sebastian Astner.

Vor 40 Jahren wurde die Bahn in Zusammenarbeit mit dem Sportverein Penningberg ausgebaut, erinnert sich der Haagalm-Wirt. Nur gemeinsam sei der Erhalt möglich, denn „für die paar Wochen ist der Aufwand enorm“. Bis zu 10.000 Euro investieren Astner und sein Bruder jeden Winter in die vier Kilometer lange Pistengaudi auf Kufen. Antreffen würde man dort hauptsächlich sportliche einheimische Rodler. Bei der Gemeinde Hopfgarten hätten die beiden um Unterstützung angefragt, seien aber „auf taube Ohren“ gestoßen, so Astner. Vom TVB Hohe Salve habe man einen einmaligen Zuschuss für die Anschaffung einer Beschneiungslanze erhalten. Über Gäste, die nur die kostenlose Rodelbahn nutzen, aber nicht in der Alm zukehren, kann Astner nicht klagen. Nach eigenen Angaben würden 90 Prozent etwas konsumieren. „Bahn und Parkplatz sind kostenlos. Da ist das wohl das Mindeste“, findet der Gastronom.

Dass die Wörgler Hüttenbetreiber das Risiko nicht länger alleine tragen wollen, kann er nachvollziehen. Die Möslalm liegt schließlich mit 970 Metern gute 400 Meter unterhalb der Haagalm – die Schneesicherheit ist dementsprechend geringer. Auch Skibetrieb gibt es in Wörgl keinen, während die Haagalm über den Lift in der Kelchsau auch von Skifahrern angesteuert wird.

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