Slowenische Bürgermeisterwahlen - Wahlkrimi in Koper

Ljubljana (APA) - In Slowenien fand am Sonntag die zweite Runde der Bürgermeisterwahlen statt. Zwei Wochen nach der ersten Runde haben die r...

Ljubljana (APA) - In Slowenien fand am Sonntag die zweite Runde der Bürgermeisterwahlen statt. Zwei Wochen nach der ersten Runde haben die restlichen 56 von insgesamt 212 Gemeinden in Stichwahlen neue Bürgermeister bekommen. In vielen Gemeinden, auch in der Stadt Maribor, stimmten die Wähler für neue Gesichter. In der Hafenstadt Koper gab es ein Wahlkrimi, der erst mit Briefwahl entschieden wird.

In Koper lag der Unterschied zwischen dem langjährigen Amtsinhaber Boris Popovic und seinem Herausforderer Ales Brzan nach Angaben der lokalen Wahlkommission bei lediglich zwölf Stimmen, berichteten die Medien. Die Wahl in der Hafenstadt wird deshalb erst mit den per Post eingegangenen Wahlkarten entschieden werden, hieß es. Sie sollen am Dienstag ausgezählt werden.

Im Laufe des Wahlabends zeichnete sich zwar ein Ende der Ära des langjährigen Bürgermeisters Popovic ab. Der 42-jährige Radiomoderator Ales Brzan lag laut vorläufigen Ergebnissen vorne. „Offenbar haben die Bürger entschieden, dass Koper künftig anders regiert werden soll“, kommentierte Brzan seine Führung am Wahlabend. Popovic (56), der die Hafenstadt seit 16 Jahren mit autoritären Tendenzen regierte, hatte seine Niederlage am Sonntag bereits eingeräumt, nach seinen Angaben hätte ihn Brzan um 70 Stimmen geschlagen. Nachdem die Stimmen der frühzeitigen Stimmabgabe ausgezählt wurden, schrumpfte laut Medienberichten allerdings der Unterschied.

Die Umfragen hatten vor der überraschenden Stichwahl ein knappes Ergebnis angekündigt. Vor der ersten Runde wurde damit gerechnet, dass sich Popovic auch ein fünfte Amtszeit trotz zahlreicher Korruptionsvorwürfe und Gerichtsprozesse locker sichern würde, allerdings wurde er erstmals in seiner Karriere in eine Stichwahl gezwungen.

In der zweitgrößten Stadt Maribor (Marburg) wurde der politisch unerfahrene Geschäftsmann Sasa Arsenovic zum neuen Bürgermeister gewählt. Mit knapp 58 Prozent hat er den gestürzten Ex-Bürgermeister Franc Kangler (42 Prozent) geschlagen. Der 52-jährige Geschäftsmann, der in den vergangenen Jahren mit Restaurants und Hotels in die Revitalisierung der Altstadt investiert hat, kündigte am Wahlabend an, ein guter Manager der Stadt zu sein.

Ähnlich wie sein politisches Vorbild, der langjährige Bürgermeister von Ljubljana, Zoran Jankovic, möchte auch Arsenovic mehr Geschäftssinn in das Marburger Rathaus bringen. Unter anderem kündigt er große Investitionen in der kriselnden Stadt an, wie etwa neue Brücken über die Drau. Im 45-köpfigen Stadtrat wird seine Liste elf Stadträte haben, außerdem kann er laut Medien auf die Unterstützung von drei Räten aus der liberalen Partei des modernen Zentrums (SMC) rechnen, mit deren Unterstützung Arsenovic auch kandidiert hat.

Der konservative Kangler, der vor sechs Jahren nach Korruptionsvorwürfen, die sich aber vor Gericht nie bestätigten, durch Massenproteste aus dem Amt getrieben wurde, scheiterte bereits zum zweiten Mal am politischen Comeback. Schon vor vier Jahren wurde er in der Stichwahl geschlagen. Seine Partei Liste Franc Kangler - Neue Volkspartei (NLS) erreichte zehn Mandate im Stadtrat. Am Wahlabend betonte Kangler, dass man dem neuen Bürgermeister eine Chance geben solle. Er bezweifelte jedoch, dass Arsenovic, „der ohne politische Erfahrungen ist“, seine Wahlversprechen auch durchführen können werde.

Auch in der viertgrößten Stadt Kranj siegte ein politischer Quereinsteiger. Matjaz Rakovec, früherer Chef der größten slowenischen Triglav-Versicherung (2009-2012) und derzeit Vorsitzende des slowenischen Eishockeyverbandes, wurde zum Bürgermeister der Industriestadt gewählt. In Nova Gorica, Slovenj Gradec und Jesenice wurden die Amtsinhaber von politischen Newcomern geschlagen.

Die Namenspartei des neuen Regierungschefs Marjan Sarec (LMS) hat indes das Primat in ihrer Heimatstadt verloren. In der nordslowenischen Stadt Kamnik, die Sarec vor seinem Aufstieg zum Regierungschef acht Jahre lang geleitet hatte, rangen zwei Vizebürgermeister um seine Nachfolge. Igor Zavbi, der die Kleinstadt führte, seitdem Sarec im Juni ins Parlament gewählt wurde, wurde vom Kandidaten der christdemokratischen Oppositionspartei NSi, Matej Slapar, geschlagen.