Banken mit eigenen Risikomodellen erzeugen Großteil des Bankenrisikos

Wien/Alpbach (APA) - Jene Banken, die hauseigene Risikomodelle verwenden, stellen für das Bankensystem in Europa das höchste Risiko dar. Eig...

Wien/Alpbach (APA) - Jene Banken, die hauseigene Risikomodelle verwenden, stellen für das Bankensystem in Europa das höchste Risiko dar. Eigene Modelle verwendet nur ein Viertel der Banken, sie haben aber zwei Drittel des Risikos angehäuft, zeigt Thomas Gehrig, Leiter des Instituts für Finanzwissenschaften an der Universität Wien, in einer Studie.

Eigentlich wären die hauseigenen Berechnungen dafür gedacht gewesen, das spezifische Risiko gut zu managen und nicht, um das Risiko herunterzurechnen, merkt Gehrig an. Auch vor der Krise war es das oberste Fünftel der Banken, das den Großteil des Risikos erzeugte und daran hat sich nicht viel geändert. 60 Prozent der Banken hatten vor der Krise kein nennenswertes Risiko - und das hat sich nicht geändert. Sie haben nur mehr regulatorische Auflagen und damit mehr Kosten, so Gehrig.

Gehrigs Berechnungen bestätigen, dass das Risiko des Bankensektors in Europa seit dem massiven Anstieg in der Wirtschaftskrise wieder zurückgegangen ist - es liegt aber noch nicht niedriger als vor der Krise (2006), warnt Gehrig. Daran haben auch Bankenunion und Regulierung nichts geändert.

Gehrig verwendet zwar ein grundsätzlich anderes Modell als die Europäische Bankenaufsicht, er kommt aber in Bezug auf das Risiko der einzelnen Institute zu ähnlichen Ergebnissen. Das gilt auch für die Erste Group und die RBI, die beiden heimischen Institute, die von der EBA im jüngsten Stresstest geprüft wurden.

Der Stresstest der europäischen Bankenaufsicht (EBA) hat den heimischen Großbanken Erste Group und RBI eine ausreichende Kapitalisierung bestätigt. Auch die auf einem anderen Weg berechnete wissenschaftliche Analyse des Risikos der beiden Häuser kommt für die österreichischen - wie auch für die anderen europäischen - Banken im Wesentlichen zur gleichen Risikoverteilung wie der EBA-Stresstest.

Erste und RBI sind „ganz ordentlich kapitalisiert“, sagte Gehrig, im Gespräch mit der APA. Wobei er nicht nur auf das medial im Vordergrund stehende risikogewichtete Kernkapital (Tier-1) schaut, sondern auch auf das gesamte Kapital im Vergleich zu allen Verbindlichkeiten. Diese „leverage ratio“ liege bei beiden Häusern bei rund 6 und bleibe auch unter Stress weit über dem erforderlichen Mindestmaß von 3, hebt Gehrig hervor.

Auch Erste und RBI verwenden hauseigene Risikomodelle - „aber keine aggressiven“, schränkt Gehrig ein und sieht hier weniger Probleme. Insgesamt sieht Gehrig im österreichischen Bankensektor keine großen Probleme mehr. Österreich habe keine wirklich großen Banken mehr, das heißt keine systemisch gefährlichen Banken.

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