#ScreenTime: Blaue Tränen lachende Influencerin
In ihrer medialen Intervention „#ScreenTime“ in der Innsbrucker Neuen Galerie thematisiert Barbis Ruder ihr eigenes Prekariat.
Innsbruck –Dass die wirtschaftliche Situation der KünstlerInnen keine rosige ist, ist kein Geheimnis. Aber anstatt zu jammern, lacht Barbis Ruder über ihr Prekariat. Dieses Lachen, bei dem bildschirmtauglich u. a. glitzernde blaue Tränen verdrückt werden, ist ebenso penetrant schrill wie ansteckend. Wenn sich Ruder als Influencerin versucht, womit in den sozialen Medien bekanntlich viel Geld zu machen ist. Daran, dass das auch auf dem Gebiet der Kunst funktioniert, glaubt die 34-jährige deutsche Künstlerin allerdings selbst nicht so ganz.
Für ihren Innsbruck-Auftritt hat Barbis Ruder die galeristischen Räume mit Monitoren bzw. Bildschirmen vollgestellt bzw. -gehängt. Um sich selbst als Influencerin zu präsentieren, deren Zeit man um wenig Geld kaufen kann. Voll Ironie auf das Sich-selbst-vermarkten-Müssen der Künstler anspielend, den masochistischen Zwang zur Selbstausbeutung, das Tabu, über Geld zu reden.
In Videos, die im zweiten Raum laufen, verkauft Ruder Plätze eines Logo-Friedhofs. Jede der 66 Grabstellen kostet 66,66 Euro, vier sind schon vergeben, die Künstlerschaft plant, einen für die Kunst im öffentlichen Raum zu kaufen. Ein Video dokumentiert die Beerdigung eines der Logos, das alles andere als zufällig das der FPÖ ist. Dass sie mit Aktionen dieser Art an der Grenze der Legalität kratzt, ist der Künstlerin klar, nimmt die politisch Bewegte aber in Kauf. Bei Barbis Ruder kann man sich aber auch als KünstlerIn einkaufen. Wohlfeile 6,66 Euro kostet eine Minute kreativer Eigenwerbung dieser Art. (schlo)