Das Leben geht weiter
Didi Drobnas zweiter Roman „Als die Kirche den Fluss überquerte“.
Innsbruck –Schade, dass „Als die Kirche den Fluss überquerte“ nicht der erste, sondern Didi Drobnas zweiter Roman ist. Der Österreichische Buchpreis in der Sparte Debüt wäre der 30-Jährigen kaum zu nehmen gewesen. Andererseits: Ein Glück, dass „Als die Kirche den Fluss überquerte“ schon Drobnas zweiter Roman ist. So konnte der Erstling, „Zwischen Schaumstoff“ – das in der kleinen edition exil erschienene „Innsbruck liest“-Buch von 2016 – ihr den Weg in ein großes deutsches Verlagshaus ebnen. Gerade in Zeiten des vielzitierten „Buchkäuferschwunds“ verspricht ein solches größere Aufmerksamkeit, sprich mehr Leser. Und die hat sich der Roman verdient.
Verkürzt gesagt, handelt „Als die Kirche den Fluss überquerte“ von einer Familie, die nach einer Reihe von für sich genommen alles andere als unwahrscheinlichen Schicksalsschlägen zerbröselt. Genauer betrachtet ist die Geschichte aber – wie Familien im Allgemeinen – komplizierter. Und damit viel spannender. Was vor allem an der von Drobna gewählten Erzählperspektive liegt: Es ist der 20-jährige Daniel, der seine Sicht der Dinge schildert. Dem kommt zunächst – nach allzu idyllischem Familienurlaub – der Vater, dann die Schwester und letztlich auch die Mutter abhanden. Weil das selbst für besonders Abgebrühte kaum zu verarbeiten – und Daniel nicht der hellste – ist, flüchtet sich der junge Mann auf irrwitzige Nebenkriegsschauplätze. Im Verstörenden verbirgt sich bisweilen die größte Komik, während das besonders Tragische sich ganz leise aus dem Hinterhalt anschleicht. Auch davon erzählt dieses mal überdrehte, dann wieder ungemein anrührende Buch. (jole)
Roman Didi Drobna: Als die Kirche den Fluss überquerte. Piper, 320 Seiten, 20,60 Euro.