Der große Abwesende scheidet aus
Soner Tiytili war furios über Vor- zugsstimmen in Reuttes Gemein- derat eingezogen, um dort bald als Totalausfall abgetan zu werden.
Von Helmut Mittermayr
Reutte –Soner Tiytili (35) hat bei der Gemeinde Reutte seinen Amtsverzicht eingereicht. Überlegt er es sich nicht mehr anders, tritt seine Demission noch diese Woche in Kraft. Der türkischstämmige Reuttener hatte bei der Gemeinderatswahl 2016 für Furore gesorgt. Er hatte als Mitglied der grünen Liste einen Vorzugsstimmenwahlkampf in der türkischen Community geführt und war direktgewählt in den Gemeinderat eingezogen. Dabei errangen die Grünen nur zwei von 19 Mandaten. Der an zweiter Stelle gereihte Helmut Hein flog für Tiytili aus dem Gemeinderat.
Soner Tiytili war für seinen Erfolg Klinken putzen gegangen. Dabei wurden keine Mittel gescheut, um auch ja das Kreuzchen an der richtigen Stelle sicherzustellen. In Wahlkabinen hatten Wähler Zettel in türkischer Sprache zurückgelassen, auf denen detailliert erläutert wurde, wie eine Vorzugsstimme auf einem (deutschsprachigen) Stimmzettel zu vergeben ist. Auffällig war damals auch, dass Reuttes türkische Community zwar Tiytili gepusht hatte, nicht aber die erstgereihte grüne Bürgermeisterkandidatin Barbara Brejla. Tiytili erhielt mehr Vorzugsstimmen als Brejla überhaupt Stimmen bei der Bürgermeisterwahl.
Barbara Brejla hatte in Tiytili große Hoffnungen gesetzt. Er sollte quasi das „Missing Link“ sein, die Verbindung zur großen türkischen Volksgruppe, die sich ins öffentliche Leben Reuttes nicht einbringt. Umso größer war die Enttäuschung der Grünen, dass Tiytili die hohen Erwartungen nicht erfüllen konnte. Er hat sich in bald drei Jahren als Gemeinderat kein einziges Mal zu Wort gemeldet. Es gab keinen einzigen Anlass oder ein Thema, das ihn zu einer Wortspende veranlasst hätte. Seit weit über einem Jahr fehlt er überhaupt in jeder Sitzung, auch in den Ausschüssen für Bildung, Jugend und Integration sowie Kultur und Sport. Reuttes Grüne wussten von Sitzung zu Sitzung nicht, ob er kommen wird, da er auch die Kommunikation zu „seiner“ Liste eingestellt hatte. Im letzten Moment wurden an seiner statt dann immer Ersatzleute nachgenannt. Tiytili erklärte einmal, eine Ausbildung in Berlin zu absolvieren, so das rudimentäre Wissen Brejlas. Mehr ließ er sich nicht entlocken. Auch die TT konnte bei ihm gestern nichts Erhellendes in Erfahrung bringen. Ohne überhaupt die erste Frage gehört zu haben, erklärte er nichts zu sagen und keine Zeit zu haben.
Nun muss sich Helmut Hein überlegen, ob er in den Gemeinderat zurückkehren will. Verzichtet er, wären nach ihm Roland Schnegg und Katharina Klimesch auf der grünen Liste gereiht.