Holzbau Saurer: Zimmer für Zimmer im Sondertransport durch Tirol
Die Holzbauer von Saurer stellten in Ellmau ein Großhotel auf die Wiese und überstanden einen harten Notlandungscrash auf dem Weg nach Norwegen.
Von Helmut Mittermayr
Höfen, Ellmau, Stavanger –Das Jahr 2018 wird in die Annalen von Holzbau Saurer eingehen. Der größte Auftrag der Firmengeschichte konnte im Tiroler Unterland erfolgreich abgewickelt werden und auch eine gefährliche Episode fand ein glimpfliches Ende.
In Ellmau wurde vor wenigen Tagen das Hotel Tirol Lodge direkt an der Piste eröffnet. Die Bergbahnen Ellmau-Going Touristik GmbH ließen den 171 Zimmer umfassende Komplex, der 340 Gäste beherbergen kann, errichten. Das Besondere – das Bauwerk besteht komplett aus Holz. Der gesamte Hotelkomplex wurde Zimmer für Zimmer in Modulbauweise im Außerfern vorgefertigt. Franz-Peter Angerer von Holzbau Saurer, der als Generalübernehmer das gesamte Projekt abwickelte: „Alle 171 Zimmer wurden komplett möbliert bis hin zur Matratze bei uns in Höfen fertig gestellt und jedes einzelne Modul mit 10.000 kg Gewicht und einer Breite von 3,30 Metern mit einem Sondertransport über den Fernpass und weiter ins Unterinntal gebracht, wo sie zwischengelagert wurden.“ Mit der Montage konnte erst Anfang Juni begonnen werden, weil zuvor noch eine Tiefgarage mit 500 Plätzen entstehen musste. Vier Blöcke mit je zwölf Zimmern (die Module wurden einfach übereinandergestapelt), ein Zentralgebäude mit weiteren 27 Hotelzimmern, Personalzimmer, ein Poolraum und vieles mehr konnten letzte Woche rechtzeitig zur Wintersaison schlüsselfertig an die Bauherrn übergeben werden. Für Angerer liegt der „Riesenvorteil der Modulbauweise in der hohen Geschwindigkeit durch standardisierte Abläufe unter kontrollierten Bedingungen – ohne die üblichen Witterungseinflüsse am Bau“.
Der Außerferner Holzbauer mit 100 Mitarbeitern ist längst international tätig, wie seit seinem Prestigebau bei Aston Martin in England auch tirolweit bekannt ist. Ein Leuchtturmprojekt von 2018 ist eine experimentell-soziale Wohnhausanlage in Stavanger in Norwegen, wo mehrere Generationen von 20 bis 70 Jahren Aufenthaltsräume gemeinsam nutzen und in einer Gemeinschaftsküche kochen und essen, aber jeder auch über privaten Wohnraum verfügt. In einer ersten Tranche entstanden heuer 36 Wohneinheiten, 2019 kommen weitere 25 dazu. Die Lkw aus Höfen waren vier Tage am Landweg unterwegs, bis sie das Baugelände am Hafen von Stavanger erreichten.
Aber warum griff das norwegische Architekturbüro Helen & Hard auf Außerferner Holzbau-Know-how zurück, wo doch Norwegen für seine schönen Holzhäuschen weltberühmt ist? Weil dort der Holzbaustandard in den 1970er-Jahren stecken geblieben ist und in der reichen Gesellschaft an der Nordsee auch die Zahl der Zimmerer sinkt. Erst der Facharbeitermangel brachte die Außerferner im hohen Norden ins Spiel.
Der Norwegenauftrag bleibt aber nicht nur wegen der außergewöhnlichen Logistik, die es über derartige Distanzen zu bewältigen gibt, in Erinnerung. Vor wenigen Tagen, am 14. Dezember, feierten drei Mitglieder der HS-Saurer-Führungsriege „Geburtstag“. Denn beim Flug zu einer Besprechung im Dezember 2017 begann es über der Nordsee im Kleinflugzeug nach Verbranntem zu riechen. Der abgebrühte Berufspilot ging im Sturzflug von 7000 m auf Meereshöhe nieder und entschloss sich zum Rückflug nach Dänemark, weil dort ebene Flächen eine Notlandung erleichtern würden. Der Flughafen Aalborg wurde noch erreicht. Dort musste die Maschine aber mit einem harten Schlag aufsetzen, da das Fahrwerk nicht mehr ausgefahren werden konnte. Das Flugzeug schlitterte, sich um die eigene Achse drehend, quer über Grünstreifen, bis es in einem Zaun hängen blieb. Alle entstiegen unverletzt.