Evotec-Chef Lanthaler verspricht mehr Kooperationen für 2019
Hamburg (APA/dpa-AFX) - Das Biotechunternehmen Evotec rechnet 2019 mit einem weiteren erfolgreichen Jahr. „Nachdem wir bereits 2018 deutlich...
Hamburg (APA/dpa-AFX) - Das Biotechunternehmen Evotec rechnet 2019 mit einem weiteren erfolgreichen Jahr. „Nachdem wir bereits 2018 deutlich mehr Kooperationen vermelden konnten, wollen wir das Tempo nochmals erhöhen“, kündigte Vorstandschef Werner Lanthaler in einem Interview mit der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX an. Allein für Evotecs Forschung mit Hilfe der Stammzelltechnologie iPSC gäbe es 40 potenzielle Partner.
Der gebürtige Österreicher Lanthaler stellt ein „sehr gutes erstes Quartal 2019“ in Aussicht. „Unsere Kapazitäten haben wir bereits zu 70 Prozent verkauft.“ Eine konkrete Prognose für das Gesamtjahr will der Unternehmenslenker erst zur Bilanzvorlage für 2018 im Frühjahr abgeben, es zeichne sich aber schon jetzt - trotz Kapazitätssteigerungen - die beste Auslastungssituation in der Geschichte des Unternehmens ab. „Wir werden uns deshalb wieder hohe Ziele stecken.“ Mögliche Meilensteinzahlungen kämen dazu noch „on top“.
Lanthaler, der 2009 vom Wiener Impfstoffspezialisten Intercell an die Alster wechselte, schaffte nur kurz nach seinem Amtsantritt die Trendwende bei der damals verlustreichen Evotec. Nach einem vorübergehenden erneuten Durchhänger schreibt das Unternehmen seit 2015 wieder schwarze Zahlen. Am Ausblick für 2018, der kräftige Zuwächse für Umsatz und bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) vorsieht, hält der Unternehmenschef fest. Mittelfristige Ziele will der Manager indes nicht nennen.
Die im Herbst in den MDAX aufgestiegene Evotec AG sucht gezielt nach Wirkstoffmolekülen für neue Arzneien gegen eine Vielzahl von Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Alzheimer. Die Arbeit der Hamburger endet jedoch beim Übergang in die klinische Forschung. Die Grenze will Lanthaler auch weiterhin nicht alleine überschreiten, wie er erklärt.
Dabei tritt das Unternehmen einerseits als reiner Auftragsforscher und -entwickler für andere Pharmafirmen auf. Das aktuell noch kleinere Standbein „Innovate“ wächst aber rasant. In diesem Bereich fasst Evotec gemeinsame Forschungsprojekte mit seinen Kunden zusammen. Diese bringen den Hamburgern je nach Vertrag Aussicht auf Meilensteinzahlungen und eventuelle Umsatzbeteiligungen in der Zukunft. Zudem investiert Evotec selbst in Forschungsprojekte von Wissenschaftlern und beteiligt sich an diesen.
Aktuell kommen so rund 100 Projekte zusammen. Ein Medikament daraus, das Evotec weitere Zuflüsse bringen könnte, erwartet Lanthaler nach eigenen Worten aber „nicht vor dem Jahr 2023“.
Große Hoffnungen setzt Evotec in die Forschung mit induzierten pluripotenten Stammzellen (iPSC). Mit ihr können menschliche Zellen in Stammzellen zurückprogrammiert und dann in jede beliebige andere Zellen verwandelt werden. Bisher arbeiten neben dem japanischen Entdecker, dem Nobelpreisträger Shinya Yamanaka, weltweit nur wenige mit der noch recht jungen Technologie, sodass sich Evotec inzwischen als ein weltweit führender Anbieter etablieren konnte.
Um Interessenten müssen die Hamburger offenbar nicht buhlen, wie Lanthaler andeutet. Mehr noch: „Mit iPSC können wir Türen zu Krankheitsbildern wieder aufstoßen, die in der Forschung jahrelang geschlossen waren.“ Hierzu zählt er etwa Autismus, aber auch sehr seltene Krankheiten könnten nun erforscht werden. Deshalb hofft der Manager, verstärkt auch gemeinnützige Stiftungen als Kunden gewinnen zu können.
Nach dem jüngsten Zukauf, dem knapp 260 Mio. Euro teuren Auftragsforscher Aptuit, schließt Lanthaler zwar weitere Übernahmen nicht aus; Evotec erliege aber „keinem Wachstumswahn“. Es gebe zur Zeit „genügend Bereiche im Konzern, in denen wir organisch wachsen können.“ Die Mitarbeiterzahl werde zunehmen - für das Jahr 2019 seien 250 neue Stellen geplant, die sich auf alle Standorte verteilen sollen. Dies wäre ein Zuwachs von knapp 10 Prozent.
Zuletzt hatte Evotec im Zuge einer neu geschmiedeten Allianz gegen Infektionskrankheiten mit Sanofi einen Standort des französischen Pharmakonzerns in Lyon übernommen. Damit beschäftigt das Unternehmen mittlerweile rund 2.500 Menschen an zwölf Standorten in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und USA. Für die Zukunft sei eine noch stärkere Internationalisierung unumgänglich und wünschenswert, betonte der Evotec-Chef, ohne konkret zu werden.
Dem bevorstehenden Brexit sieht Lanthaler gelassen entgegen. „Bislang waren wir Profiteur der Währungsentwicklung, indem wir eine Kostenbasis im schwachen Pfund haben, unsere Umsätze aber vor allem in Dollar und Euro generieren.“ Und auch im Falle eines harten Brexits habe Evotec bereits sichergestellt, „dass alle Prozesse vom ersten Tag an weiterlaufen“
~ ISIN DE0005664809 WEB http://www.evotec.com/ ~ APA083 2018-12-19/08:14