Viele Japaner würden auf Trinkgelage am liebsten verzichten
Betriebliche Jahresendfeiern sind laut Umfrage für jüngere Japaner wegen Verhaltensnormen anstrengend.
Tokio – In Japan geht es dieser Tage allerorten feucht-fröhlich zu: es ist die Zeit der Jahresendfeiern. Zusammen mit ihren Arbeitskollegen und Vorgesetzten lassen Japaner bei diesen Gelagen, bei denen meist in Izakaya-Restaurants gegessen und getrunken wird, das Jahr Revue passieren. Eine Umfrage ergab jedoch, dass viele jüngere Japaner gern auf solche betrieblichen Jahresendfeiern verzichten würden.
Das ergab eine am Mittwoch vom japanischen Fernsehsender NHK zitierte Internet-Umfrage unter 500 Berufstätigen, die vom Pharmaunternehmen Mitsubishi Tanabe Pharma durchgeführt worden war. „Bonenkai“ (übersetzt: „Feier zum Vergessen des Jahres“) ist ein Brauch zum Ende des Jahres mit langer Tradition. Demnach gaben mehr als 40 Prozent der Befragten in ihren 20ern, 30ern und 40ern an, sie würden am liebsten solchen Gelagen fernbleiben. Als Begründung hieß es, die ständige Rücksichtnahme auf die in Japan ausgeprägten Verhaltensnormen gegenüber Kollegen und Vorgesetzten seien anstrengend. Lieber würden sie mit ihren Freunden Bonenkai feiern.
Doch dies ändert nichts daran, dass solche betrieblichen Veranstaltungen einen wichtigen Platz in Japans Gesellschaft einnehmen. Gerade das Feierabendbier mit Kollegen und Vorgesetzten gleicht in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt geradezu einem Ritual und gehört zu den Klischees über Japan. Eine Teilnahme an den sogenannten bonenkai oder nomikai (Umtrunk, Trinkgelage) ist zwar keine Pflicht, sie wird aber zumindest in angemessenem Maße erwartet, da sie als wichtige Maßnahme der Unternehmen zur Teambildung verstanden werden. (APA/dpa)