„Die Weinstraße“: Biblische Herbergssuche als schräge Filmkomödie

Graz (APA) - Im Jänner bietet das Grazer Rechbauerkino wieder einem heimischen Filmkünstler seine Premierenleinwand. Mit „Die Weinstraße“ ho...

Graz (APA) - Im Jänner bietet das Grazer Rechbauerkino wieder einem heimischen Filmkünstler seine Premierenleinwand. Mit „Die Weinstraße“ hofft der Filmemacher Simon G. Mueller, der seinen Debütfilm „Stylers“ vor rund 14 Jahren an selbiger Stelle präsentierte, auf einen gelungenen Neustart. Mueller kehrte nach einem sechsjährigen Studienaufenthalt in New York vor drei Jahren in seine Heimatstadt zurück.

„Die Weinstraße“ versteht sich als steirisches Roadmovie in Anlehnung an das surreale europäische Unterhaltungskino der 1970er-Jahre. Die Aufnahmen fanden großteils an Originalschauplätzen im Sausal statt, vereinzelt wurde auch im Studio gedreht. Für den Film wurden lediglich 24 Drehstunden benötigt. Das Gesamtbudget hielt sich mit 20.000 Euro ebenfalls in überschaubaren Grenzen.

Der Inhalt orientiert sich mehr oder weniger offen an der biblischen Herbergssuche: Josef Zimmermann traut sich nicht, seiner wesentlich jüngeren, hochschwangeren Frau Maria zu sagen, dass er den Job verloren hat. Er verkauft heimlich sein Auto, um Maria mit dem Geld noch ein paar unbeschwerte Tage in Slowenien zu schenken. Unterwegs strandet das Paar jedoch in den südsteirischen Weinbergen.

Inspiration für den Film holte sich Mueller unter anderem bei Altmeister Luis Bunuel und dessen Spätwerk „La Voie Lactee“ („Die Milchstraße“, 1969) und beim Fantasy-Klassiker „Excalibur“ von John Boorman aus dem Jahr 1981. Auch Michael Glawoggers posthum vollendete „Sex, Drugs & Rock‘n Roll“-Trilogie trug das ihrige zur Entwicklung von „Die Weinstraße“ bei.

Parallelen zu Glawoggers Filmschaffen finden sich in der Kombination von Improvisationstheater und schrägem Unterhaltungskino. Die Schauspielerriege von Muellers Film rekrutiert sich hauptsächlich aus Mitgliedern der Grazer Off-Bühne Theater im Keller (TiK), zu dem Mueller schon seit langem Kontakte pflegt. Die Hauptrollen als Josef und Maria spielen TiK-Chef Alfred Haidacher und Katrin Ebner.

Glawogger arbeitete bei „Nacktschnecken“ und „Contact High“ mit Michael Ostrowski und anderen Mitgliedern des Theaters im Bahnhof (TiB) auf ähnliche Weise zusammen. Gastrollen übernahmen EAV-Gründungsmitglied Eik Breit, Jörg-Martin Willnauer, Grazbürsten-Kabarettistin Ursula Bruck sowie der frühere „Starmania“-Teilnehmer und Musiker Gernot Pachernigg.

Auf das Publikum dürfte mit „Die Weinstraße“ nun abermals ein Erlebnis im Geist der absurden österreichischen Kinotradition zukommen. Mueller sieht in seinem Film auch einen subtilen Kommentar zur aktuellen Flüchtlingsthematik in deren Diskussion immer wieder der Bezug zu Jesus als Quasi-Flüchtlingskind hergestellt wird. Es gehe letztlich um den Begriff des Fremdseins, „nicht zuletzt im eigenen Land“, so Mueller. „Die Weinstraße“ sei aber weder ein religiöser noch ein politischer Film.

Das Spiel mit der filmischen Machart der 1960er- und 1970er-Jahre schlägt sich unter anderem im stilgerecht gezeichneten Filmplakat und im heutzutage unüblichen Kinobreitformat Ultra Panavision 70 nieder. In diesem Format wurden seinerzeit Hollywoodklassiker wie etwa „Ben Hur“ oder „Die Meuterei auf der Bounty“ sowie zuletzt „The Hateful Eight“ von Quentin Tarantino gedreht.

Mit „Die Weinstraße“ will sich der 38-jährige Heimkehrer Mueller zunächst an das Grazer Publikum wenden. Einen breiteren Kinoauftritt im deutschsprachigen Raum oder bei internationalen Festivals schließt er für die Zukunft nicht aus. Das nächste Filmprojekt unter dem Titel „Kettenhund“ trägt er bereits in Form eines Drehbuchs mit sich herum.

(S E R V I C E - „Die Weinstraße“ von Simon G. Mueller; Premiere: Freitag, 18. Jänner 2019 um 19.45 Uhr, Filmzentrum im Rechbauer. Weitere bereits fixierte Spieltermine: Sa., 19. Jänner 2019 um 19.45 Uhr, So., 20. Jänner, bis Do., 24. Jänner, jeweils um 18 Uhr. Mehr Informationen zu Film und Filmemacher unter http://fatalisfilmproductions.com)