Film und TV

“Das Leben des Brian“ im Leokino: Nur ein sehr unartiger Bengel

Heiland wider Willen: Als die Römer Brian (Graham Chapman) verfolgen, mimt dieser einen Prediger, um unerkannt zu bleiben. Die Filmsatire „Das Leben des Brian“ veräppelt blinden Glaubensfanatismus – und den Lateinunterricht. Heute im Leokino ab 22 Uhr.
© imago/Prod.DB

Alle Jahre wieder kommt „Das Leben des Brian“ zu Weihnachten ins Leokino. Ein Blick hinter die Kulissen einer kleinen Filmtradition.

Von Marianna Kastlunger

Innsbruck –Eine als Mann verkleidete Frau wirft ohne Erlaubnis den ersten Stein und der Hohepriester schickt sie, pardon, ihn zur Strafe nach hinten. „Ich weiß nicht, was daran Blasphemie sein soll, wenn man nur Jehova sagt“, meint der Verurteilte, der beim Abendessen lediglich die Kochkünste seiner Frau in den Himmel gelobt hat.

Das ist der empörten Menge aber egal und die legendäre Steinigungsszene aus „Das Leben des Brian“ kippt ins Urkomische – ein bezeichnender Moment, zumal konservative Glaubensvertreter auch dem Film selbst Blasphemie vorwarfen, als er 1979 in die Kinos kam. In Ländern wie Irland, Singapur oder Norwegen wurde der Monty-Python-Klassiker sogar verboten. Umso passender der Werbegag der schwedischen Kinobetreiber, die ihn mit „so funny it was banned in Norway“ anpriesen. Erfolgreich wurde er trotzdem.

Nach fast vierzig Jahren hat der Film nichts von seiner klugen Albernheit verloren. Seit 2001 wird er am Heiligen Abend im Innsbrucker Leokino gezeigt, wo er jedes Jahr ein treues Publikum aus allen Altersgruppen begeistert.

„Oft lachen die Leute schon vor dem Witz“, weiß Leokino-Geschäftsführer Dietmar Zingl. „Der Film passt sehr gut zu diesem Sondertag, da er das Evangelium sehr gut kennt“, fährt er fort. Brian rutscht nur zufällig in die Bibelgeschichte hinein: „Er ist nicht der Messias, er ist nur ein sehr unartiger Bengel“, krächzt seine Mutter.

Doch die heilsuchende Menschenherde will es einfach nicht wahrhaben. „Das ist witzig. Und dabei wird eigentlich niemand diffamiert, schon gar nicht Jesus. Trotzdem ist ‚Das Leben des Brian‘ ein Paradebeispiel für den Reibungspunkt zwischen Kunstfreiheit und Moralempfinden“, weiß Zingl. Und verweist auf Zeiten, an denen das Landeslichtspielgesetz Filmvorführungen am Heiligen Abend oder am Karfreitag untersagte. „Zu Allerheiligen durften wir nur Filme ernsten Inhalts spielen. Das lockerte sich erst in den 90er-Jahren“, fährt er fort, „bleibt nur zu hoffen, dass diese Liberalisierung nun nicht zurückgedreht wird.“

Hierzulande sorgte die Bibelkomödie zwar für Kritik aus konservativen Kreisen, als skandalös galten aber andere Kaliber, etwa Werner Schroeters Theaterverfilmung des „Liebeskonzil“ Anfang der 80er. Das Stück handelt vom sündigen Verhalten der Menschheit und einer gottgewollt diabolischen Bestrafung, wodurch Syphilis an den Hof des Borgia-Papstes gelangt.

Der Film wurde anstandslos in Wien und Graz gespielt, aber in Innsbruck wurde ein strafgesetzliches Verfahren wegen Herabwürdigung religiöser Lehren eingeleitet, zunächst gegen Zingl persönlich – übrigens mit drohenden Höchststrafen bis zu drei Jahren –, dann gegen das Medienwerk an sich. Das Verfahren dauerte neun Jahre, ging bis zum Europäischen Gerichtshof, der 1994 gegen das Otto-Preminger-Institut als Leokino-Betreiber entschied. „Auch hier musste zwischen dem Schutz von Religion und der Kunstfreiheit abgewogen werden“, erinnert sich Zingl. Das Urteil wurde aber so formuliert, dass es eben nur für die damalige Zeit galt.

Doch zurück zu Brian: Die Monty-Python-Truppe ahnte bereits beim Drehbuchschreiben, dass der Inhalt für Kontroversen sorgen würde. Also ließ sie das Skript von den Domherren in Windsor absegnen, die sich besonders für die Steinigungsszene eingesetzt haben sollen. Als später die Produzenten von EMI kalte Füße bekamen und die Finanzierung strichen, erzählte Eric Idle dem befreundeten Ex-Beatle George Harrison von den Schwierigkeiten.

Und prompt half dieser mit den fehlenden vier Millionen Pfund aus.

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