Musik

Cecilia Bartoli: Berührende, reine Poesie für Vivaldi

Cecilia Bartoli widmet sich mit virtuoser Gestaltungskraft dem Opernschaffen des venezianischen Komponisten.
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Cecilia Bartoli widmet sich mit virtuoser Gestaltungskraft dem Opernschaffen des venezianischen Komponisten.

Von Ursula Strohal

Innsbruck –Daniel Barenboim nennt sie ein „einzigartiges Phänomen“, und ihr neues Album, „Antonio Vivaldi“, könnte mit keinem blumigen Titel an ihre atemberaubende Kunst heranreichen: Cecilia Bartoli ist auf dem Höhepunkt ihres Könnens, und das neue Album eine Sensation hinsichtlich der Schönheit der Stimme, der unglaublichen Agilität und des diffizilen Spektrums der Empfindung, das von einer noch immer sich steigernden Entwicklung zeugt.

Nicht alltäglich für eine 52-jährige Sängerin, nicht alltäglich auch, dass ihre enorme Popularität die künstlerische Ernsthaftigkeit und Akribie nicht zurückdrängen konnte. Mit demselben nimmermüden Engagement widmet sich Bartoli dem Aufspüren vergessener Partituren und Komponisten sowie der Programmgestaltung der Salzburger Pfingstfestspiele.

Die Erinnerung ist lebendig, wie die junge römische Mezzosopranistin, die sich mit Mozart und Rossini beschäftigte, in Wien dafür gescholten wurde, dass sie dabei blieb und nicht zum schweren italienischen Mezzofach tendierte, sondern zur Barockmusik.

1999 erschien ihr erstes Vivaldi-Album mit hochvirtuosen Arien aus Opern des venezianischen Komponisten und wurde ein Sensationserfolg. Opern- und Festspielintendanten begannen sich für Vivaldis Opern zu interessieren.

Auf ihrer zweiten, zehn Arien umfassenden Vivaldi-CD, mit der die Bartoli ihre dreißigjährige Zusammenarbeit mit dem Traditionslabel Decca feiert, präsentiert sie nun vorrangig den introvertierten Vivaldi, unterbrochen von eher knappen Temperaments- und Koloraturausbrüchen, von Verführung und Humor. Ihre enge Beziehung zur Sprache ist beispielhaft, immer aber drückt die Stimme das Wesentliche aus.

In den melancholischen Arien schenkt sie den Figuren unvergleichlich Tiefe, Klage, Verzweiflung, Versenkung, Stille. Jean-Christophe Spinosi, der selbst Geigensoli beisteuert, breitet Bartoli mit dem Ensemble Matheus einen wunderbar zarten, auch pointierten Klangteppich aus.

Ein Album des reinen Klangs, der reinen Poesie: Ungemein sensitiv und berührend im Verein mit der brillanten Soloflöte Ruggerios Liebesbekenntnis aus „Orlando furioso“, bestechend in der dramatischen Gestaltung und der virtuosen Technik auch die anderen Arien aus den Opern „Argippo“, „La Silvia“, „Il Giustino“, „Ottone in villa“ (2010 bei den Innsbrucker Festwochen der Alten Musik), „La verità in cimento“, „Andromeda liberata“, „Tito Manlio“ und „Catone in Utica“.

Klassik Antonio Vivaldi. Cecilia Bartoli, Ensemble Matheus, Jean-Christophe Spinosi (Decca).

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