Mattis-Rücktritt - „Mad Dog“ streckt die Waffen
Washington (APA/AFP) - Einfach war das Verhältnis des hochdekorierten Ex-Generals zu seinem Chef wohl nie. Doch US-Verteidigungsminister Jim...
Washington (APA/AFP) - Einfach war das Verhältnis des hochdekorierten Ex-Generals zu seinem Chef wohl nie. Doch US-Verteidigungsminister Jim Mattis wurde in seiner knapp zweijährigen Amtszeit zum Meister darin, seine wahren Gedanken über die Entscheidungen von Präsident Donald Trump vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Am Donnerstag nun war die Kluft dann doch zu groß geworden.
Nach monatelangen Spekulationen und nach Trumps überraschender Ankündigung zum US-Truppenabzug aus Syrien streckte Mattis die Waffen. „Sie haben das Recht auf einen Verteidigungsminister, dessen Ansichten mehr auf einer Linie mit Ihren Ansichten sind“, schrieb er an Trump. „Ich denke, es ist deswegen das Richtige für mich, von meinem Amt zurückzutreten.“
In seinem Rücktrittsschreiben ging Mattis nicht konkret auf den von Trump verfügten Syrien-Abzug ein, den der Verteidigungsminister für einen schweren Fehler hält. Der 68-Jährige hob aber hervor, für wie wichtig er eine enge und gute Zusammenarbeit mit den traditionellen Verbündeten der USA hält, die Trump immer wieder vor den Kopf gestoßen hat.
In der Truppe hatte der Marineinfanterist den Spitznamen „Mad Dog“ (verrückter Hund). Obwohl er sich selbst als Krieger beschrieb und einst sagte, es mache einen „Riesen-Spaß“ auf Menschen zu schießen, wurde Mattis doch als moderate Stimme gesehen, der es gelang, einige von Trumps heftigsten Impulsen zu zügeln.
Aufgrund seiner jahrzehntelangen Erfahrung auf dem Schlachtfeld, seines energischen Kommandostils und immensen Know-hows in der Kriegsführung genoss Mattis parteiübergreifend Respekt und wurde als ausgleichendes Gegengewicht zu Trump gesehen.
Der Vier-Sterne-General Mattis hatte sich auch den unmittelbaren Respekt von Trump selbst verdient, der von allem Militärischen fasziniert ist, selbst aber nie in der Armee gedient hat. „Ein wahrer Generals-General“!“, schwärmte Trump anfänglich. Und bis zum Schluss blieb Mattis die Verachtung erspart, die Trump öffentlich einigen anderen ranghohen Regierungsmitgliedern entgegenbrachte.
Trump dankte Mattis am Donnerstag für seine Dienste. Der Minister werde Ende Februar „mit Auszeichnung“ aus dem Amt scheiden, kündigte der Präsident an.
Mattis glaubte an die etablierten Grundfesten der US-Weltordnung: Bündnisse waren heilig, Diplomatie besser als Kampf und militärische Durchsetzungskraft verlangte eine vorsichtige, aber harte Hand, die entschieden durchgriff, wenn alles andere gescheitert war. Hinter den Kulissen geriet Mattis mit Trump über diese grundlegenden Fragen immer wieder aneinander.
Die Liste der Konfliktpunkte zwischen Mattis und Trump war lang. Sie reichte vom Umgang mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin über die NATO, Nordkorea, das Pariser Klimaschutzabkommen, den Iran und die Strafzölle bis zur US-Botschaftsverlegung nach Jerusalem.
Noch im vergangenen Jahr konnte Mattis Trump davon überzeugen, weiter in Afghanistan aktiv zu bleiben - letztlich folgte der Präsident auch in dieser Frage seinem ersten Instinkt: Nur wenige Stunden nach Mattis‘ Rücktrittsankündigung wurde bekannt, dass Trump auch aus Afghanistan zahlreiche US-Soldaten abziehen will.
Mattis war nie verheiratet und hat keine Kinder - weshalb ihn manche als „Kriegermönch“ bezeichnen. Einen großen Teil seiner Freizeit hat er darauf verwendet, das Kriegshandwerk auch theoretisch zu erlernen - gerne erzählt er von seinen vielfältigen Lektüren zur Militärgeschichte.
2010 wurde Mattis zum Oberbefehlshaber des US-Zentralkommandos ernannt, das für die Militäreinsätze im gesamten Nahen und Mittleren Osten zuständig ist. Auf diesem Posten koordinierte er unter anderem den US-Truppenabzug aus dem Irak.
Als Präsident Barack Obama ihn abberief, gab es Spekulationen, dass die Kritik des Generals an der Annäherungspolitik gegenüber dem Iran der Auslöser gewesen sein könnte. Auch als Pensionist hat Mattis immer wieder gegen die Obama-Regierung geschossen. So bemängelte er ein zu unentschlossenes Vorgehen gegen die Jihadistenmiliz Islamischer Staat. Diese Kritik war wohl einer der Gründe, warum Mattis für Trump auf dem Pentagon-Posten erste Wahl war.