Rumänischer Ex-Präsident Iliescu wegen der Toten von 1989 angeklagt

Bukarest (APA/dpa) - Die rumänische Militärstaatsanwaltschaft hat den ehemaligen Präsidenten Ion Iliescu wegen der Tötung von Hunderten Mens...

Bukarest (APA/dpa) - Die rumänische Militärstaatsanwaltschaft hat den ehemaligen Präsidenten Ion Iliescu wegen der Tötung von Hunderten Menschen nach dem Sturz des Diktators Nicolae Ceausescu im Jahr 1989 angeklagt. Iliescu und drei weitere Akteure der damaligen Vorfälle würden der Verbrechen gegen die Menschlichkeit beschuldigt, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag in Bukarest mit.

Die vier Männer hätten durch Desinformation und Täuschmanöver Angst vor nicht existierenden „Terroristen“ geschürt, um nach Ceausescus Sturz die eigene Macht zu festigen. Dadurch hätten sie den Tod vieler Menschen bei Straßenkämpfen zu verantworten. Neben Iliescu wurden der damalige stellvertretende Regierungschef Gelu Voican-Voiculescu und die pensionierten Militärs Iosif Rus und Emil Dumitrescu angeklagt.

Ceausescu war am 22. Dezember 1989 unter dem Druck von Massendemonstrationen mit einem Hubschrauber geflohen. Viele Experten meinen, dass der Diktator zu dem Zeitpunkt bereits entmachtet war; er kam nicht weit.

Am 25. Dezember 1989 wurden Ceausescu und seine Frau Elena nach einem umstrittenen Prozess zum Tode verurteilt und hingerichtet. In dem mutmaßlicherweise bewusst geschürten Chaos während der Revolution kamen bei Straßenkämpfen 1.166 Menschen ums Leben, die meisten nach Ceausescus Flucht zwischen dem 22. und dem 27. Dezember 1989.

Iliescu war von 1990 bis 1996 sowie von 2000 bis 2004 der rumänische Staatspräsident. Voican-Voiculescu hatte persönlich die geheime Beerdigung des Ehepaars Ceausescu organisiert. In der damaligen provisorischer Regierung war er vom 18. Dezember 1989 bis zum 28. Juni 1990 Vize-Ministerpräsident. In dieser Zeit hatte er auch die Geheimdienste kontrolliert.