Die „Weibischen“ feiern 20. Kalender
Der Deferegger Heimatkalender sollte ursprünglich nur einmal erscheinen, wurde aber aufgrund seines Erfolgs zum Dauerbrenner. Heuer machten sich die „Deferegger Weibischen“ schon an die 20. Auflage.
Von Catharina Oblasser
St. Veit i. D. –Alles begann, als sich Frauen des Defereggentals – im Dialekt und gar nicht abwertend als Deferegger „Weibische“ bezeichnet – 1999 an ein Kalenderprojekt wagten. Zu dieser Zeit wurden Beiträge für eine Ausstellung gesucht. Der „Deferegger Heimatkalender 2000“ mit historischen Aufnahmen aus dem Defereggental war das Ergebnis.
„Eigentlich war das als einmalige Sache geplant“, sagt Ottilie Stemberger aus St. Veit, Kalendermacherin der ersten Stunde. „Doch die Nachfrage war so groß, dass wir im folgenden Jahr weitergemacht haben – bis heute.“ Die „Deferegger Weibischen“ haben inzwischen einen Verein gegründet und auch einige Männer als Helfer gewonnen. Alles lief so gut, dass der Kalender 2019 schon der 20. seiner Art ist – ein runder Geburtstag also. Grund genug, dem Jubiläumskalender eine besonders weibliche bzw. eine „weibische“ Note zu verleihen.
„Diesmal sind auf den meisten Kalenderbildern Frauen dargestellt“, erklärt Ottilie Stemberger. So zum Beispiel im Monat Juni die Blumenmädchen der Musikkapelle Hopfgarten, die sich 1956 zum 125-Jahr-Jubiläum der Kapelle vor der Kamera zusammenfanden. Das Kalenderbild vom Juli zeigt drei junge Frauen aus St. Jakob im Festtagsgewand, der September präsentiert sechs Bäuerinnen bei einem Ausflug zum Obersee 1952, als „freudige Abwechslung zur täglichen Arbeit“. Wie sich die Generationen aufgrund des Kinderreichtums überschnitten, zeigt das Oktober-Bild. Die „Lusegger-Bäuerin“ hält ihren Enkel im Arm, der nur wenige Jahre jünger ist als ihr Sohn.
Die historischen Aufnahmen stammen aus Häusern in den drei Talgemeinden St. Jakob, St. Veit und Hopfgarten. Auch im Kalender sind die drei Gemeinden gleichberechtigt, je vier Bilder kommen aus einem der drei Orte. Beim 13. Foto – das ist das Titelbild – wird abgewechselt. Diesmal ist Hopfgarten mit einem Foto einer Kindergruppe an der Reihe.
Teils haben sich die Bilder auf Dachböden gefunden, teils wurden sie durch Zufall entdeckt. „Im Gegensatz zu früher müssen wir den Fotos nicht mehr nachlaufen“, sagt Ottilie Stemberger. „Die Leute kommen selbst mit den Bildern und bieten sie für den Kalender an.“
Die 20 Ausgaben des Heimatkalenders haben auch historischen Wert. Denn wo immer möglich, forschen die „Deferegger Weibischen“ nach den Namen und der Herkunft der abgebildeten Personen – egal, wie alt das Bild schon ist. Das gelingt meist auch. In der Ausgabe für 2019 findet sich bei den Bildbeschreibungen auf der vorletzten Seite lediglich zweimal der Vermerk „Unbekannt“. „Es ist nicht so schwer, jedes Jahr wieder passende Fotos zu finden“, meint Stemberger. „Die eigentliche Arbeit ist es, alle dargestellten Personen zu identifizieren.“
Der Kalender wird jedes Jahr in alle Welt verschickt. Das können Deferegger im Ausland sein, Stammgäste oder Sammler. Worauf die „Weibischen“ stolz sind: „Wir können vom Verkauf leben und brauchen keine Subventionen“, so Stemberger.