Geldpolitik

Krisenbank Carige unter Zwangsverwaltung: Suche nach Geld und Fusion

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Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte drei Interimsverwalter und einen Überwachungsausschuss ein, die das Geldhaus nun übergangsweise führen sollen. Mehrere Versuche, sie wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen, waren zuvor gescheitert.

Frankfurt, Genua – Die EZB-Bankenaufsicht zieht beim angeschlagenen italienischen Kreditinstitu Carige die Daumenschrauben an. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte drei Interimsverwalter und einen Überwachungsausschuss ein, die das Geldhaus nun übergangsweise führen sollen. Versuche, sie wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen, waren zuvor gescheitert. Die Finanzmärkte sind wieder alarmiert.

Es geht um das zehntgrößte Geldinstitut Italiens. Durch die Zwangsverwaltung will die EZB die Stabilität der Bank sichern und dafür sorgen, dass sie die Kapitalvorgaben wieder erfüllt. Ende Dezember war eine 400 Mio. Euro schwere Kapitalerhöhung für das direkt von der EZB beaufsichtigte Institut am Widerstand eines Großaktionärs gescheitert.

Die Entscheidung der Aufseher sorgte heute, Mittwoch, für Nervosität an den Finanzmärkten. Der italienische Bankenindex fiel zeitweise um 2,8 Prozent, der Index für die Banken der Euro-Zone um 2,5 Prozent. Die Aktien von Carige waren am heutigen Mittwoch vom Börsenhandel ausgesetzt.

Bisherigen Führungsgremien aufgelöst

Die EZB ließ die Bank unter die Zwangsverwaltung stellen, nachdem zuvor die Führung des Geldhauses mehrheitlich wegen der blockierten Kapitalerhöhung zurückgetreten war.

Die Bankenkontrolleure setzten Aufsichtsratschef Pietro Modiano und Carige-Chef Fabio Innocenzi zusammen mit dem Juristen und Bankenspezialisten Raffaele Lener als Interimsverwalter ein. Die bisherigen Führungsgremien wurden aufgelöst.

Wie Carige mitteilte, sollen die Übergangsverwalter die Stärkung der Kapitalbasis und die Partnersuche vorantreiben sowie Gespräche mit dem Einlagensicherungsfonds der Banken aufnehmen. Die EZB hatte vom Institut gefordert, ihr Kapital aufzupolstern und nach einem Fusionspartner Ausschau zu halten.

Die in Genua ansässige Banca Carige leidet unter der jahrelangen italienischen Konjunkturflaute und hat wie viele heimische Konkurrenten einen Berg an faulen Krediten angehäuft. Um krisenfester zu werden, hatte sich Italiens zehntgrößte Bank bereits von mehreren Geschäften getrennt. Beim jüngsten Stresstest der EZB war das Institut einem Zeitungsbericht zufolge als anfällig eingestuft worden.

Kapitalerhöhung war blockiert worden

Größter Aktionär der Bank ist die im Stahlgeschäft reich gewordene Familie Malacalza, die 27,6 Prozent hält. Sie hatte mehr als 400 Millionen Euro zum Aufbau ihres Anteils an der Bank investiert, der an der Börse mittlerweile nur noch rund 20 Millionen Euro wert ist.

Ende Dezember hatte die Familie auf einem Aktionärstreffen die frische Kapitalerhöhung blockiert. In der vergangenen Woche hatte es Insidern zufolge Gespräche gegeben zwischen der Aufsicht und Vertretern der Malacalza-Familie sowie dem bisherigen Chef des Geldhauses. Konkrete Ergebnisse hätten diese aber nicht gebracht.

Seit 2014 hatte Carige insgesamt 2,2 Milliarden Euro bei Investoren eingesammelt und im selben Zeitraum einen Verlust von 1,5 Milliarden Euro angehäuft - hauptsächlich in Folge der Belastung durch faule Kredite.

Als ein möglicher Käufer der strauchelnden Bank wurde an der Gerüchtebörse auch die Mailänder UniCredit genannt, die am Mittwoch Kommentare verweigerte (APA/Reuters)

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