Osttirol

„Christbäume haben immer Saison“

Josef Oberlojer und Christian Scherer (v.l.) sammeln die Bäume bei den über sechzig Wertstoffinseln in der Stadt ein und bringen sie in die Kompostieranlage.
© Blassnig Christoph

Zwischen zehn und fünfzehn Tonnen Christbäume sammeln die Bediensteten der Stadtgemeinde in den Wochen nach Weihnachten ein. Aus dem Material entsteht Kompost, der sich bestens zum Düngen eignet.

Von Christoph Blassnig

Lienz –Christian Scherer und Josef Oberlojer fahren noch mindestens den gesamten Jänner lang Tag für Tag zu Wertstoffsammelstellen im Stadtgebiet von Lienz. Die Bürger lagern dort ihre Christbäume ab. Die Stadt kommt für deren Transport in die städtische Kompostieranlage in der Peggetz und die biologische Verwertung auf.

Seit dem Bau des Zentrums im Jahr 1994 betreut Franz Moser die Anlage. Knapp einen Hektar groß ist die Fläche im Gewerbegebiet an der Drau und bietet auch eine Bioabfallkompostierung mit eigenem Belüftungssystem. Hierher lassen zahlreiche Osttiroler Gemeinden ihre Bioabfälle, ihren Grasschnitt und das anfallende Laub bringen. Das hat seinen Grund, wie Moser erklärt: „Der Betrieb einer solchen Anlage setzt eine Betriebsstättengenehmigung voraus und unterliegt strengen Umweltschutzauflagen. Das lohnt sich für kleine Mengen nicht. Es ist besser, hier zentral zu sammeln und zu verwerten.“ Es gibt neben dem Bio-Sammelzentrum in Lienz ein zweites in Matrei.

Franz Moser leitet seit 1994 die Geschicke des Zentrums im Gewerbegebiet in der Peggetz.
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„Die Christbäume haben bei uns nicht nur jetzt, sondern das ganze Jahr über Saison“, lacht Moser, während Christian Scherer und Josef Oberlojer wieder eine Fuhre Tannen abkippen. „Die letzten, kaum mehr als solche zu erkennen, bekommen wir im November.“

Zehn bis fünfzehn Tonnen an frischen Nadelbäumen sammelt das Forst- und Gartenamt jedes Jahr nach Weihnachten ein. Sobald die Lagerstätte in der Peggetz voll ist, kommt ein mobiler Schredder zum Einsatz. „Früher haben wir jeden einzelnen Baum aus dem riesigen Berg herausziehen und händisch einem Häcksler zuführen müssen. Der Arbeitsaufwand war im Vergleich zu heute gewaltig“, berichtet Moser. Ein weiterer Vorteil des Schredderns sei das Endergebnis. Ein Hämmerwerk zerlegt die Bioabfälle entlang der Fasern. Das Material verrottet so viel schneller. Nach vier bis fünf Monaten, in denen mehrmals gewendet und anschließend gesiebt wird, liegt reiner Kompost vor. Dieser wird an jedermann zur Selbstabholung verkauft. 100 Kilogramm kosten 3,20 Euro. „Wir wollen ja keinen Wucher betreiben. Die Anlage soll sich rechnen. In erster Linie zählt für uns, dass wir bestes, rein biologisches Düngematerial zur Verfügung stellen können“, sagt der Leiter der Anlage. Und Moser will gleich mit einem weit verbreiteten Missverständnis aufräumen: „Wir haben keine Erde, sondern reinen Kompost. Das ist natürlicher Dünger, der oberflächlich und maßvoll ausgebracht werden soll. Mit dem Wasser sickern die Nährstoffe nach und nach zu den Wurzeln.“ Erfahrungsgemäß seien die Gärten überdüngt. „Jede Pflanze hat ihren Nährstoffbedarf. Dieser muss eingehalten werden, zu viel schadet dem Wachstum genauso wie zu wenig Dünger.“

Jede Ein- und Ausfuhr in die Kompostieranlage wird gewogen. Jährlich landen 1300 Tonnen Bioabfälle im Zentrum in Lienz, 700 Tonnen Gras und Laub, 500 Tonnen Sträucher, 90 Tonnen Friedhofsabfälle und ebenso viele Abfälle aus den Gärtnereien. Der Verkauf von Kompost variiert und liegt zwischen 400 und 600 Tonnen jährlich. „Von den 4000 Kunden pro Jahr brauchen manche nur einen Kübel voll“, weiß Moser zu berichten.

Aus dem Schredder kommt aufgefasertes Material, das in einigen Monaten zu biologischem Dünger zerfällt und als Kompost an jedermann günstig verkauft wird.
© Blassnig Christoph

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