Felbertauern gesperrt: “Aufpassen, dass keiner durchkommt“
Während der Sperre wird die Auffahrt zur Felbertauernstraße rund um die Uhr bewacht. Die TT besuchte Streckenposten Markus Holzer an seinem Arbeitsplatz.
Von Catharina Oblasser
Matrei i. O. –Wenn die Felbertauernstraße wegen Lawinengefahr gesperrt ist, reicht es nicht, Schilder aufzustellen und die Sperre über die Medien verlautbaren zu lassen. Es gibt auch persönliche Betreuung direkt an der Auffahrt zum Felbertauern – und das rund um die Uhr. Dies übernehmen die Mautner, die bei der Auffahrt kurz nach Matrei in einem Auto sitzen und Wache halten. Sie müssen aufpassen, dass auch wirklich keiner die lawinengefährdete Strecke hinauffährt. Acht Stunden dauert jede Schicht.
Einer dieser Wächter ist Markus Holzer. Kalt ist ihm nicht, das Auto ist gut geheizt. Auch Langeweile ist kein Thema, sagt der Matreier: „Ich höre Musik oder verfolge die Nachrichten“, erzählt er.
Es wäre ein Irrtum zu glauben, dass alle Autofahrer von der unterbrochenen Verbindung zwischen Matrei und Mittersill wissen. Und das, obwohl die Sperre schon in Lienz bei der Abzweigung Richtung Norden und noch einmal kurz vor Matrei auf Tafeln kundgemacht ist. Auch das Navi hilft offenbar nicht immer. „Es kommen schon Autofahrer hier herauf“, sagt Holzer. „Meist sind es Slowenen oder Kroaten, aber auch Schweizer sind dabei.“ Wenn nötig, setzt der Mautner seine Englischkenntnisse ein.
Und da tauchen tatsächlich zwei Autos auf: eines mit kroatischem, das andere mit ungarischem Kennzeichen. Holzer holt seine Info-Karte hervor, auf der die Ausweichrouten über den Brenner, über Mallnitz oder die Tauernautobahn eingezeichnet sind. Der ungarische Fahrer lässt sich den Sachverhalt erklären, wendet und ist schon wieder weg.
Nicht so der Lenker aus Kroatien. Er beschwert sich, dass die Sperre nicht ausreichend angekündigt sei. Die Schilder seien zu klein, und überhaupt: Jetzt müsse er einen stundenlangen Umweg in Kauf nehmen. Ändern können die Beschwerden freilich nichts. Auch der Kroate muss wieder umdrehen.
Seit über sechs Jahren arbeitet Holzer bei der Felbertauernstraße. „Normalerweise sitze ich oben an der Mautstelle. Hier den Streckenposten zu machen, gehört aber genauso zu meinem Beruf.“
“Umwege sind großer Aufwand“
Lienz — Das Transportgewerbe in Osttirol hat zu kämpfen, wenn der Weg über den Felbertauern gesperrt ist. Das sagt Christian Hassler, Spartensprecher der Wirtschaftskammer und Geschäftsführer der Oberdrautaler Transporte GmbH. „Natürlich müssen wir damit rechnen, dass der Felbertauern einmal gesperrt sein kann. Doch der Aufwand für unsere Fahrten wird viel größer", sagt Hassler. Viele Transporte würden nach Deutschland gehen, und durch den nötigen Umweg dauere jede Fahrt mindestens zwei Stunden länger, so der Sprecher. „Auf den Ausweichstrecken ist auch die Maut höher." Hasslers Unternehmen schickt pro Tag etwa 20 Lkw über den Felbertauern. „Wenn wir stattdessen über Salzburg oder den Brenner müssen, entsprechen die Mehrkosten einem zusätzlich Fahrer pro Tag." (co)