Ungeschönte Erinnerung an die Front
Bergbauer Ambros Bergmann aus Innervillgraten kämpfte im Ersten Weltkrieg bei den Kaiserjägern. Sein Enkel liest aus den Berichten.
Von Catharina Oblasser
Lienz, Innervillgraten –Feinsäuberlich und in aller Offenheit schrieb Ambros Bergmann auf, was er während des Ersten Weltkriegs erlebt hatte. Der Bergbauer vom Schettlethof auf 1730 Metern Seehöhe in Innervillgraten diente im Ersten Weltkrieg als einfacher Soldat im Regiment der Tiroler Kaiserjäger. In seinen Erinnerungen nimmt er kein Blatt vor den Mund, weiß sein Enkel Anton Bergmann. Der pensionierte Tierarzt liest am 14. Jänner, 19.30 Uhr, im Bildungshaus Osttirol aus den Erinnerungen vor.
„Mein Großvater hat den Krieg an der Dolomitenfront so beschrieben, wie er gewesen ist: ohne Beschönigungen und teilweise wirklich brutal“, sagt Anton Bergmann. Vom nagenden Hunger ist zu lesen, von der Lawinengefahr und wie die Soldaten im Gebirge tagelang eingeschlossen waren.
Niedergeschrieben hat das Ambros Bergmann in ein kleines Heft im A5-Format, und zwar mit Bleistift. Die Berichte mussten erst transkribiert werden, erzählt der Enkel des Autors. „Mein Großvater hat noch in Kurrentschrift und in alter Rechtschreibung geschrieben. Manches musste man mehrmals lesen, um es zu verstehen.“ Die Übertragung in heutiges Deutsch übernahmen die Wissenschafter Hubert Bergmann und Christian Nedoma.
Warum ein einfacher Soldat und Bergbauer wie Ambros nach dem Krieg damals zum Stift gegriffen hat, kann Anton Bergmann nur vermuten: „Vielleicht wollte er sich seine Erlebnisse einfach von der Seele schreiben.“ Kennen gelernt hat Anton seinen Opa übrigens nicht wirklich: „Ich war noch sehr klein, als er gestorben ist“, sagt er.