Tirol

Kaiser Maximilian I.: Warmer Bauernkittel und voller Geldbeutel

Kaiser Maximilian I.
© Kunsthistorisches Museum Wien

Kaiser Maximilian I. liebte Tirol, er beutete das Land aber auch aus. Für das heutige Tirol war der Kaiser ein einziger Segen.

Von Michael Forcher

Innsbruck –Die Forschung hat längst widerlegt, dass Kaiser Maximilian im Spätherbst 1518 die Tore Innsbrucks verschlossen vorgefunden hätte und weiterziehen musste, weil er seine Schulden bei den Wirten der Stadt nicht bezahlen hätte können. An der Geschichte stimmt nur, dass der Tross im Freien kampieren musste, bis wenigstens ein Teil der offenen Rechnungen beglichen war. Der Kaiser hatte auf dem Weg von Augsburg nach Innsbruck noch einige Tage in Ehrenberg und am Heiterwanger See gejagt, am 30. Oktober 1518 erreichte er Innsbruck und bezog seine Räumlichkeiten in der Hofburg. Am 2. November überfiel ihn heftiges Fieber. Trotzdem zog er nach wenigen Tagen weiter. Geschwächt wie er war, stieg er nicht aufs Pferd, sondern ließ sich in einer Sänfte tragen. Ab Hall benützte man den Wasserweg. Von unterwegs schrieb Maximilian dem Tiroler Regiment, er werde nach Weihnachten zurückkehren, um einige noch offene Geschäfte zu erledigen.

Dazu kam es aber nicht mehr. In Wels, wo der kaiserliche Zug am 25. November ankam, warf den Kaiser ein Gallen- und Nierenleiden aufs Krankenbett, das er nicht mehr verließ. Maximilian I. starb am 12. Jänner 1519. Heute vor 500 Jahren also.

Kaiser Maximilian I. war eine faszinierende Persönlichkeit, ein bedeutender Herrscher von europäischem Format, und er hatte – das begründet und rechtfertigt den hohen Aufwand für ein Gedenkjahr gerade in unserem Land – eine ganz besondere Beziehung zu Innsbruck und Tirol.

Zwei bekannte Aussprüche Kaiser Maximilians I., so unterschiedlich sie sind, geben sein Verhältnis zu Tirol in treffender Weise wieder: „Tirol ist ein rauer Bauernkittel, aber er wärmet gut“, lässt ahnen, wie sehr diesem Hauptakteur auf dem Spielfeld Europa das kleine Gebirgsland im Zentrum des Kontinents zur Heimat seines Herzens geworden ist. Und sein Vergleich Tirols mit einem „Geldbeutel, in den man nie umsonst greift“, beleuchtet die praktisch-egoistische Seite der Beziehung. Die Schätze aus den Bergen Tirols und die Ausbeutung der Tiroler Bevölkerung durch immer drückender werdende Steuern haben seine Politik und seine Kriege zu einem Großteil finanziert.

Kaiser Maximilian liebte und brauchte Tirol. Auch wegen seiner zentralen Lage. Und weil er sich in den Wäldern und auf den Bergen beim Jagen prächtig erholen konnte.

Aber wie war es umgekehrt? Was hatten die Menschen in diesem Land davon, dass Maximilian fast drei Jahrzehnte lang ihr Herrscher war? Klar war man stolz darauf, dass der Landesfürst zugleich auch das Heilige Römische Reich regierte, zum Teil von Innsbruck aus. Und sogar Reichsämter hier einzurichten begann. Dass er das Land durch das Nordtiroler Unterland und das Pustertal mit der Herrschaft Lienz vergrößerte.

Wichtiger aber war, dass unter seiner Regierung der Schlendrian bei den Verwaltungsbehörden abgestellt wurde und einige der neuen Gesetze die Lebensumstände verbesserten. Freilich verdüsterte sich im Laufe der Jahre das positive Bild angesichts der schier unerträglichen Steuerlasten und der Kriegsdienste an den Landesgrenzen, die er seinen getreuen Tirolern abverlangte.

Für das Tirol von heute war Maximilians Herrschaft ein einziger Segen. Alle Kulturinteressierten können sich an Kunstwerken und Bauten erfreuen, die zu seiner Zeit geschaffen, vielfach von ihm in Auftrag gegeben wurden. Das Goldene Dachl und das Grabdenkmal in der Hofkirche sind die berühmtesten Beispiele. Was Maximilian und seine Hinterlassenschaft für den Tourismus bedeutet, ist kaum hoch genug einzuschätzen.

Noch etwas könnte man zu Maximilians Fortwirken in unserer Zeit anfügen: Wenn man Österreich als Heimat, als Vaterland schätzt und gerne hier zu Hause ist, sollte man sich daran erinnern, dass Maximilian einer der Geburtshelfer dieses Staatsgebildes war. Unter ihm begann das Zusammenwachsen der habsburgischen Länder.

Dass es ihm nicht gelang, auch die vielen deutschen Fürstentümer und Kleinstaaten enger aneinanderzubinden, lag weniger an ihm als am Egoismus der meisten deutschen Fürsten. Und so blieb das „Heilige Römische Reich Deutscher Nation“ ein veraltetes, immer schwächer werdendes Stückwerk, krank an Haupt und Gliedern, aber noch mit so viel Lebenskraft, dass es drei Jahrhunderte weiterbestand.

Bestimmend für Maximilians Wollen und Handeln war die universale Kaiseridee, die ganz Europa umfasste. In seinem Denken spielten Nationalstaaten und ihre Grenzen kreuz und quer durch Europa keine Rolle. In diesem Sinn war er der „Europäer im Geiste“, als den ihn der Slogan des Maximilianjahres würdigt.