Afghane tötete jüngere Schwester in Favoriten: Wiener OLG am Zug
Wien (APA) - Am 14. Februar entscheidet sich, ob es bei lebenslanger Haft für einen mittlerweile 22 Jahre alten Afghanen bleibt, der am 18. ...
Wien (APA) - Am 14. Februar entscheidet sich, ob es bei lebenslanger Haft für einen mittlerweile 22 Jahre alten Afghanen bleibt, der am 18. September 2017 in Wien-Favoriten seine jüngere Schwester mit einem Kampfmesser getötet hat, um die Ehre seiner Familie wiederherzustellen. Das Wiener Oberlandesgericht (OLG) hat die Verhandlung über die Strafberufung auf 20 Minuten anberaumt.
Der Oberste Gerichtshof (OGH) hatte Ende Oktober 2018 in nichtöffentlicher Sitzung die Nichtigkeitsbeschwerde des Mannes zurückgewiesen. Der Schuldspruch des Wiener Landesgerichts für Strafsachen wegen Mordes vom August 2018 ist seither rechtskräftig. Nun muss das OLG klären, ob dem Vorbringen von Verteidiger Nikolaus Rast entsprochen wird, der sich für eine Strafmilderung stark gemacht hat.
Der spätestens am 29. Mai 1996 geborene Täter - er selbst behauptet, er wäre am 1. Jänner 1999 zur Welt gekommen („Dieses Alter wurde mir von meinen Eltern gesagt“), wurde dabei aber vom anthropologischen Gutachter widerlegt - hatte mit einem Kampfmesser mit einer Klingenlänge von circa 20 Zentimeter auf seine 17 oder 18 Jahre alte Schwester eingestochen. Er fügte ihr insgesamt 28 bis zu acht Zentimeter tiefe Schnitt- und Stichwunden zu, wovon mehrere für sich genommen tödlich waren. Der Hals, der linke Oberarm und der linke Unterschenkel wurden durchstochen. Die Klinge verletzte weiters die Leber, beide Nieren, den Magen, Dünn- und Dickdarm und die Oberschenkelschlagader. Die junge Frau hatte nicht die geringste Überlebenschance.
Das Mädchen war im Juli 2017 in ein Krisenzentrum nach Graz geflüchtet, nachdem es zu Hause wiederholt zu Handgreiflichkeiten gekommen war. Ihr Vater und - angeblich auf dessen Anweisungen hin - der ältere Bruder sollen sie geschlagen haben. Die Schülerin lehnte sich immer stärker gegen die väterlichen Vorgaben - sie durfte ohne Begleitung nicht außer Haus und musste Kopftuch tragen - auf. Auch einen ersten Freund dürfte es bereits gegeben haben.
Auf Bitte ihrer Familie kehrte sie schließlich nach Hause zurück. Die Lebensumstände dürften sich dort jedoch nicht gebessert haben. Am 14. September - und damit vier Tage vor ihrem Tod - flüchtete das Mädchen erneut, diesmal in ein Krisenzentrum in der Bundeshauptstadt. Den Betreuern erzählte sie, sie hätte Angst vor ihrer Familie. Ihr Vater wolle mit ihr nach Afghanistan fliegen, um sie gegen ihren Willen zu verheiraten.
Am 18. September passte sie dann ihr älterer Bruder in der U-Bahn-Station Reumannplatz ab, als sie in die Schule wollte. Seinen Angaben zufolge wollte er sie überreden, wieder nach Hause zu kommen. Als die Schwester nicht mit sich reden ließ und ihm einen Stoß versetzte, zog er in einem Innenhof in der Puchsbaumgasse ein Messer und brachte sie damit zu Tode.