Tirol

Kritischer Blick auf Hotelprojekte in Kitzbühel

Für mehr Qualität und Ganzjahresbetriebe sprach sich die Wirtschaftskammer beim Neujahrsempfang aus.
© Angerer Harald

Kitzbühels Wirtschaftskammerobmann Klaus Lackner fordert eine Änderung in der Raumordnung. Nicht mehr die Gemeinden, sondern das Land Tirol soll bei neuen Hotels die Entscheidungshoheit haben.

Von Harald Angerer

Kitzbühel –Es gibt sie derzeit zur Genüge – neue Hotelprojekte im Bezirk Kitzbühel. Gleich in mehreren Orten sind solche Vorhaben in unterschiedlichen Stadien. Das sieht man von Seiten der Wirtschaftskammer in Kitzbühel aber kritisch. Das Augenmerk solle im Tourismus nicht nur auf solchen Neubauprojekten liegen. „Ich kann das schon verstehen, jeder will so ein neues Hotel in seiner Gemeinde haben“, sagt Bezirksobmann Klaus Lackner im Rahmen einer Pressekonferenz zum Neujahrsempfang der Wirtschaftskammer Kitzbühel am Donnerstagabend.

Der Druck sei hier für die Gemeinden zu groß, er würde sich deshalb eine übergeordnete Raumordnung vorstellen, bei der die Entscheidung für solche Hotelprojekte nicht mehr bei den Gemeinden, sondern beim Land Tirol liegt. „Wir brauchen keine Bettenburgen, dafür haben wir ohnehin keinen Platz“, sagt Lackner. Dazu kommt noch der Fachkräftemangel. Schon jetzt seien im Tourismus kaum Mitarbeiter zu bekommen, wenn neue Betriebe entstehen, würden diese Arbeitsplätze schaffen, für die kein Personal da ist.

Die einzelnen Regionen im Bezirk sollten genau analy­siert werden, um so herauszufinden, wo noch Bedarf an Betten besteht. Lackner erwartet sich vom Land Tirol klare Konzepte in der Raumordnung, wie es künftig weitergehen soll. Kritisch sieht er auch, dass bei solchen Neubauvorhaben fast immer ausländische Investoren aktiv seien. „Das ist für eine nachhaltige Entwicklung nicht gut. Denn wenn das Hotel nicht läuft, wissen wir auch, was daraus wird“, merkt dazu auch der neue Tiroler-Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Walser an. Er fordert deshalb, dass Investorenmodelle nicht mehr möglich sein sollen. Das Augenmerk müsste vor allem auf die Qualität im Tourismus gelegt werden. Auch solle mehr Augenmerk auf bestehende Betriebe gelegt werden, hier kann sich Lackner auch eine Förderung vorstellen.

Dass der Tourismus nicht nur für den Bezirk Kitzbühel wichtig ist, sondern für ganz Tirol, betonen Lackner und Walser unisono. Hier orten sie aber eine zunehmend kritische Einstellung gegenüber dem Tourismus. Hier müsse man aktiv gegensteuern. „Ohne den Tourismus würde Tirol ganz anders aussehen, viele Täler wären vermutlich menschenleer. Wir müssen das Bild des Tourismus wieder geraderücken“, sagt Walser. Er fordert hier auch eine sachliche Diskussion. Die Bedeutung des Tourismus unterstrich dann auch LH Günther Platter, der beim Neujahrsempfang ebenfalls anwesend war. „Wo wären wir ohne den Tourismus? Es gäbe dann eine enorme Landflucht“, sagt Platter und hofft hier auch auf eine positivere Einstellung dem Tourismus gegenüber.

Dass es in der Branche Probleme bei der Generationenübergabe gebe, ist beiden bekannt. Ein Problem in den bestehenden Vorschriften, die es der nächsten Generation oder einem neuen Betreiber schwer machen, sieht Walser allerdings nur bedingt. „Ich habe mir in den vergangenen Wochen einige solcher Fälle angesehen. Man muss hier auch ehrlich sein, oft sind es Versäumnisse der vergangenen Jahre, welche dann zu Problemen bei der Übernahme führen“, sagt Walser. Die Vorschriften gelte es aber auch für den neuen Betreiber einzuhalten. Er sichert aber allen Betroffenen zu, dass die Wirtschaftskammer hier hilfreich zur Seite stehen wird.

Eine Forderung richtete Lackner dann beim Empfang auch an LH Platter. „Den Wunsch nach einer Verkehrsentlastung für Kitzbühel wiederhole ich schon seit vielen Jahren. Das Land Tirol muss hier das Problem in Kitzbühel erkennen und das Projekt der Umfahrung endlich in der Prioritätenliste nach vorne reihen“, sagt Lackner. Diese Zusage gab es vom Landeshauptmann nicht. Er betonte aber, dass man gemeinsam mit der Stadt bereits in der Grobplanung sei und Vorbereitungsarbeiten laufen. „Eine Umfahrung muss aber einen großen Nutzen bringen“, betont Platter.

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