Tennis: Andy Murray kündigte unter Tränen Rücktritt an
Melbourne (APA) - Noch ehe der erste Ball bei den am Montag beginnenden Australian Open in Melbourne geschlagen wurde, sind am Freitag die E...
Melbourne (APA) - Noch ehe der erste Ball bei den am Montag beginnenden Australian Open in Melbourne geschlagen wurde, sind am Freitag die Emotionen hochgegangen: Andy Murray kündigte unter Tränen seinen Rücktritt bis spätestens Wimbledon im Juni an. Der zweifache Olympiasieger und dreifache Grand-Slam-Sieger gilt als einer der „Big Four“ im Tennis neben Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic.
Es ist wohl der Beginn eines Abschieds einer großen Ära im Tennis. Denn auch das Karriere-Ende des im August 38 Jahre alt werdenden Roger Federer ist absehbar, Nadal muss immer wieder wegen Knieproblemen pausieren. Murray leidet seit 20 Monaten unter Schmerzen in der rechten Hüfte, auch eine Operation im Jänner des Vorjahres hat nicht die erhoffte Besserung gebracht. Die Australian Open 2018 werden möglicherweise sogar sein letztes Turnier sein, das konnte der 31-jährige Schotte, der nur eine Woche älter als Djokovic ist, jedenfalls auch nicht ausschließen.
Als er zu Beginn seiner Pressekonferenz befragt wurde, wie es ihm gehe, musste ein von den Emotionen überwältigter Murray den Saal für drei Minuten wieder verlassen. „Ich habe mit meinem Team gesprochen und gesagt, dass ich so nicht weitermachen kann. Ich glaube, dass ich bis Wimbledon durchhalten kann. Dort würde ich gerne aufhören, aber ich bin nicht sicher, ob ich das schaffe“, sagte der zweifache Wimbledon-Champion, der in Großbritannien ein Sportheld ist und sogar von der Queen zum Ritter geschlagen wurde.
Murray war im Tennis-Traditionsland der erste Grand-Slam-Sieger seit 76 Jahren gewesen, als er 2012 die US Open gewonnen hatte. Im Jahr darauf schaffte er auch auf dem „heiligen Rasen“ von Wimbledon den Triumph, ebenso wie dann 2016. Zudem holte er Olympia-Einzelgold 2012 und 2016. Zudem kletterte der Schotte Ende 2016 auf Platz eins der Weltrangliste. Davor hatte er zum zweiten Mal nach 2014 auch in Wien triumphiert.
Das kräfteraubende Spiel als großartiger Konterspieler, sein ausgezeichneter, trockener Humor und seine immer wieder laut ausgesprochene Unterstützung für das Frauentennis ebenso auch für die Frauenbewegung haben Murray große Beliebtheit auf und auch abseits der Tour eingebracht.
„Ich habe so ziemlich alles versucht, was möglich ist, um meine Hüfte zu heilen, aber es hat nicht sehr viel geholfen. Es geht mir jetzt besser als vor sechs Monaten, aber ich habe immer noch große Schmerzen“, erklärte Murray. Er könne mit Limitierungen spielen, aber die Schmerzen hätten es ihm nicht erlaubt, den Wettkampf, das Training oder irgendetwas, was er am Tennis liebe, zu genießen.
Nach der Frage, ob schon in Melbourne Schluss sein könnte, musste Murray erneut Tränen wegwischen. „Das ist sicher möglich. Ich weiß nicht, ob ich noch vier, fünf Monate mit Schmerzen spielen kann.“ Sein Erstrunden-Gegner Roberto Bautista Agut ist als Doha-Sieger nicht nur in Form, er könnte den Abgesang des Schotten bedeuten. Ein Titel bei den Australian Open, so viel ist wohl sicher, wird dem fünffachen Melbourne-Finalisten damit am Ende seiner Karriere fehlen. Doch die Gesundheit und auch das Leben nach dem Sport haben natürlich eine höhere Priorität, Murray erwägt auch eine weitere, intensivere Hüft-OP. Doch da geht es ihm eher um Lebensqualität, als seine Karriere zu verlängern. Schon die täglichen Dinge wie Socken oder Schuhe anziehen schmerzen.
In den sozialen Netzwerken haben sich viele Kollegen und Prominente zu Murray geäußert und ihm Mut zugesprochen: „Im Tennis wird es für alle von uns einmal ein Ende geben, aber Freundschaften dauern ein ganzes Leben. Und was du für den Sport getan hast, wird für immer in Erinnerung bleiben. Ich hoffe auf ein starkes und gesundes Finish für dich, mein Freund“, postete etwa der Bulgare Grigor Dimitrow.