Messerattacke auf Jugendlichen 2 - Beschuldigter: „Kopf war wie leer“

Korneuburg (APA) - Im Prozess wegen versuchten Mordes gegen einen 16-Jährigen sind am Freitagvormittag der Beschuldigte und das 15-jährige O...

Korneuburg (APA) - Im Prozess wegen versuchten Mordes gegen einen 16-Jährigen sind am Freitagvormittag der Beschuldigte und das 15-jährige Opfer befragt worden. Der Ältere erklärte, dass er nicht wisse, warum er das Messer gezogen habe, sein Kopf sei in diesem Moment „wie leer“ gewesen. Unterschiedliche Angaben machten die beiden zur Anzahl der verübten Stiche.

Der 16-jährige kroatische Staatsbürger beschrieb, dass er vor anderen Jugendlichen über die Schwester des 15-Jährigen gesagt habe, dass diese hübsch sei. Der Jüngere habe ihn später angerufen und gesagt, dass es Klärungsbedarf gebe. Bei einem vereinbarten Treffen in der Nähe der Schule habe er ein Butterfly-Messer mitgehabt, „weil ich gefürchtet habe, dass er mit jemandem kommt“. Der 15-Jährige habe danach auf ihn eingeschlagen, er habe blaue Flecken davongetragen.

Einige Tage darauf habe das spätere Opfer zwei Mal telefonisch 200 Euro verlangt. „Ich habe mir gedacht, besser ich gebe ihm das Geld, bevor etwas Schlimmeres passiert. Ich hatte Angst, dass er mich wieder verprügelt“, sagte der Kroate. Ende April wollte der Jüngere weitere 1.700 Euro - Geld, das der 16-Jährige nicht hatte. Am 2. Mai habe er das Küchenmesser in der Früh zur Schule mitgenommen, wo es zu einem Treffen mit dem 15-Jährigen kommen sollte. „Ich habe mir vorgestellt, dass er auf mich losgehen wird, wenn ich sage, dass ich das Geld nicht habe.“

Auf dem Weg zum vereinbarten Treffpunkt „war mein Kopf einfach wie leer“, gab der 16-Jährige zu Protokoll. Das Küchenmesser habe er in seinem Pullover versteckt gehabt. „Ich weiß auch nicht, warum ich das Messer sofort rausgezogen habe“, dies sei „automatisch“ passiert. Es sei kein Wort gesprochen worden, er habe dem Opfer einmal in den Bauch gestochen. An einen zweiten Stich könne er sich nicht erinnern. Danach habe ein älterer Mann gerufen: „Leg das Messer weg!“ Das habe er dann auch getan. Mit dem Messer habe er seinen Kontrahenten nur einschüchtern und leicht verletzen wollen, damit dieser die Erpressungen bleiben lässt.

Der 15-Jährige, der zuerst einvernommen worden war, sagte, er habe seinem ehemaligen Mitschüler beim Treffen vor der Schule die Hand zur Begrüßung geben wollen. „Dann habe ich plötzlich gesehen, dass ich ein Messer im Bauch hatte“, sagte der Jüngere, der von zwei Stichen sprach. Auch ein Zeuge, der die Attacke aus nächster Nähe gesehen hatte, sagte im Rahmen der Befragung, dass der Kroate zweimal zustach.

Der 16-Jährige habe in der Schule sehr deftige Worte über seine Schwester geäußert und diese auch bei dem späteren Treffen wiederholt, sagte das Opfer. Daraufhin sei es zu einer Schlägerei gekommen. „Für mich ist meine Schwester einfach wichtig und ich mag nicht, wenn jemand sowas äußert vor einem anderen.“ Bedroht habe er den 16-Jährigen „erst bei den 1.700 Euro“, sagte der Jüngere. Er habe am Telefon gesagt: „Wenn du das Geld nicht bringst, werde ich dich schlagen.“ Zwei Mal habe ihm der Kroate davor ohne Drohungen 200 Euro übergeben.

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