Graphic Novel und Fotoband: Neue Bücher über Architekt Karl Schwanzer
Wien (APA) - 1918 war nicht nur Todesjahr von berühmten Architekten und Künstlern wie Otto Wagner, Gustav Klimt oder Egon Schiele, sondern a...
Wien (APA) - 1918 war nicht nur Todesjahr von berühmten Architekten und Künstlern wie Otto Wagner, Gustav Klimt oder Egon Schiele, sondern auch das Geburtsjahr eines der bedeutendsten heimischen Architekten der Zweiten Republik: Karl Schwanzer. Sein 100. Geburtstag wurde im Vorjahr im Wien Museum begangen, dem der Nachlass übergeben wurde. Nun sind zwei originelle Publikationen über Schwanzer erschienen.
Als Graphic Novel hat der Animationsfilmer Benjamin Swiczinsky, Sohn des Coop Himmelblau-Mitbegründers Helmut Swiczinsky (der am 13. Jänner seinen 75. Geburtstag feiert), das Leben des Stararchitekten aufbereitet. Dramaturgisch geschickt als Entstehungsgeschichte von Schwanzers 1973 erschienenem Bekenntnis-Buch „Architektur aus Leidenschaft“ angelegt, bietet der Comic nicht nur ein buntes Zeitpanorama über das Österreich der 1950er- bis 1970er-Jahre, sondern auch zahlreiche Mitarbeiter aus Schwanzers zum Schluss über 100 Mitarbeiter zählendem Atelier sowie viele Politiker und Personen des damaligen öffentlichen Lebens als handelnde Personen in detailgenauem Strich.
Vor allem aber finden sich alle wesentliche Bauten, die Schwanzer seine bleibende Position in der Architekturgeschichte verschafft haben, gezeichnet wieder: das Wifi St. Pölten, der Brüsseler Weltausstellungs-Pavillon 1958, der als Museum des 20. Jahrhunderts in Wien aufgestellt wurde und heute nach einem weiteren Umbau als Belvedere 21 bespielt wird, die zur Architektur-Ikone gewordene BMW-Zentrale in München. Neun seiner Bauten stehen heute unter Denkmalschutz.
Das auf Anregung von Karl Schwanzers Sohn Martin (der ebenfalls Architekt wurde) entstandene Buch vermittelt aber auch sehr anschaulich die Leidenschaft und Begeisterung, mit der Schwanzer sich seinen Gestaltungsvisionen widmete, und seine Aufgeschlossenheit gegenüber neuen medialen Gestaltungs- und Vermittlungsformen. Swiczinsky lässt den Stararchitekten am Höhepunkt seines Erfolges durch eine Türe gehen und in einem finsteren Zimmer verschwinden. Karl Schwanzer nahm sich am 20. August 1975 das Leben.
Die markantesten Bauten Schwanzers sowie seine Möbel für den Weltausstellungs-Pavillon hat der Fotograf Stefan Olah in farbigen Großbildaufnahmen dokumentiert. Sein ebenfalls im Birkhäuser Verlag erschienenes Buch „Spuren / Eine Bestandsaufnahme“ beschäftigt sich zudem in Texten auf Deutsch und Englisch mit seinem Werk und dessen Nach- und Weiterwirkung. „Karl Schwanzer war in vielem seiner Zeit voraus und brachte wesentliche Entwicklungen in Gang“, schreiben Olah und seine Co-Herausgeberin Ulrike Matzer in ihrem Vorwort. „Die visuellen ‚Spuren‘ der Fotoaufnahmen verweisen so gesehen nicht nur auf seine materielle Hinterlassenschaft. Zugleich vermitteln sie sein ideelles Erbe, das weiterhin wirksam ist.“
Für Mai hat der Birkhäuser Verlag eine „Karl Schwanzer Anthologie“ mit Fotos und Dokumenten angekündigt, herausgegeben vom Karl Schwanzer-Archiv im Wien Museum.
(S E R V I C E - Benjamin Swiczinsky: „Schwanzer - Architekt aus Leidenschaft. Drei Jahrzehnte Architektur- und Zeitgeschichte“, Birkhäuser Verlag, 96 Seiten, 29,95 Euro, ISBN 978-3-0356-1866-2; Stefan Olah / Ulrike Matzer: „Karl Schwanzer - Spuren / Traces. Eine Bestandsaufnahme / A Pictorial Inventory“, Birkhäuser Verlag, 128 Seiten, 49,95 Euro, ISBN 978-3-0356-1839-6; https://www.wienmuseum.at/de/sammlungen/kunst/architektur/karl-schwa nzer-archiv.html; Karl Schwanzer auf Instagram: https://www.instagram.com/karl_schwanzer/?hl=de )