US-Präsidentschaftswahlen

Castro und Gabbard: Demokraten bringen sich für 2020 in Stellung

Julian Castro rechnet sich mit seinem Hintergrund, seiner Regierungserfahrung und Beliebtheit gute Chancen aus.
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Immer mehr Demokraten erklären ihren Willen, im kommenden Jahr gegen den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump antreten zu wollen. Zwei Favoriten auf die Nominierung unter den Demokraten – Joe Biden und Bernie Sanders – sind indes noch schweigsam.

San Antonio – Im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur bei den US-Demokraten haben zwei weitere Politiker ihren Hut in den Ring geworfen. Der ehemalige Wohnbauminister Julian Castro und die Kongress-Abgeordnete Tulsi Gabbard kündigten am Wochenende an, bei der Präsidentschaftswahl im kommenden Jahr gegen US-Präsident Donald Trump antreten zu wollen.

Eröffnet hatte das Rennen bereits vor zwei Wochen die linksgerichtete Senatorin Elizabeth Warren. Der 44-jährige Castro verkündete seine Bewerbung am Samstag vor einer jubelnden Menschenmenge im texanischen San Antonio. Der Nachfahre mexikanischer Einwanderer setzte dabei auf eine Botschaft der Hoffnung und Vielfalt zu einem Zeitpunkt, an dem die USA in erbittertem Streit um Einwanderung und Grenzsicherung liegen.

Die 37-jährige Gabbard sagte im Nachrichtensender CNN: „Ich habe entschieden anzutreten und werde innerhalb der nächsten Woche eine offizielle Ankündigung dazu machen.“ Gabbard ist das erste hinduistische Mitglied des US-Kongresses und gehört dem Auswärtigen Ausschuss des Repräsentantenhauses an. Die Politikerin aus Hawaii wäre im Falle eines Wahlerfolgs das jüngste Staatsoberhaupt in der US-Geschichte.

Minister unter Obama: Castro mit guten Chancen

Castro war unter Präsident Barack Obama Wohnbauminister und das jüngste Kabinettsmitglied. Er gilt als Nachwuchstalent in den Reihen der Demokraten. Mit seinem Redetalent, seiner Regierungserfahrung und als früherer Bürgermeister der siebtgrößten Stadt der USA sowie seiner Ausstrahlung könnte er sich im Bewerberfeld um die Präsidentschaftskandidatur weit nach vorn schieben.

2012 war Castro der erste Latino, der bei einem Nominierungsparteitag der Demokraten eine Rede hielt. Ein Kandidat mit lateinamerikanischen Wurzeln könnte die große und wachsende Gruppe der Latino-Wähler mobilisieren. Bei der letzten Präsidentschaftswahl 2016 hatten zwei Drittel der Latinos für die Demokratin Hillary Clinton gestimmt.

Der frühere Bürgermeister der zu rund zwei Dritteln von Latinos bewohnten Stadt San Antonio griff in seiner Ankündigungsrede die Einwanderungspolitik von Präsident Trump an: „Wir sagen nein zum Bau einer Mauer und sagen ja zum Aufbau der Gemeinschaft“, sagte er unter tosendem Beifall. „Es gibt heutzutage eine Krise - eine Führungskrise. Donald Trump hat dabei versagt, die Werte unserer großartigen Nation aufrechtzuerhalten.“

Gabbard wegen Treffen mit Assad in Kritik

Die Irak-Kriegs-Veteranin Gabbard war 2017 unter Beschuss geraten, als sie während eines Besuchs im Bürgerkriegsland Syrien nicht nur Flüchtlinge und Oppositionsführer, sondern heimlich auch Machthaber Bashar al-Assad traf. Als der Besuch öffentlich wurde, erklärte sie, sie habe die Begegnung ursprünglich nicht geplant. Als ihr die Gelegenheit geboten wurde, habe sie aber zugesagt, weil aus ihrer Sicht jede Chance genutzt werden müsse, „diesen Krieg zu beenden, der dem syrischen Volk so viel Leid bringt“.

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Für ihre Entscheidung zur Kandidatur gebe es „viele Gründe“, sagte die passionierte Surferin. „Es gibt viele Herausforderungen, denen das amerikanische Volk gegenüber steht, über die ich mir Sorgen machen und die zu bewältigen ich helfen will.“

Die Senatorin Warren hatte Ende Dezember als erste ihre Bewerbung auf die demokratische Präsidentschaftskandidatur der Demokraten verkündet. In naher Zukunft dürften noch weitere einflussreiche demokratische Politiker ihren Hut in den Ring werfen. Auch der frühere Vizepräsident Joe Biden und Senator Bernie Sanders denken über eine Bewerbung nach. (APA/AFP)

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