Tirol

Den Gemeinnützigen fehlt günstiges Bauland

Markus Lechleitner (l.) und Franz Mariacher hoffen, dass das Wohnpaket dringend benötigte Flächen mobilisiert.
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In Innsbruck ist nicht nur guter Rat für leistbares Wohnen teuer. Erneut Aufregung um Immobilienfonds.

Von Peter Nindler

Innsbruck –Tirols zwölf gemeinnützige Bauvereinigungen sind das Rückgrat für den geförderten Wohnbau im Land. Doch die Grundstücksvorräte reichen zum Teil nur noch zwei bis drei Jahre aus, in Innsbruck sieht die Situation deutlich trister aus. 1250 Wohnungen werden 2019 tirolweit übergeben, in der Landeshauptstadt lediglich 180. Insgesamt investieren die Bauvereinigungen heuer 325 Mio. Euro in leistbares Wohnen, zu den neuen Wohnungen kommen noch 1700 hinzu, in denen ein Mieterwechsel erfolgt.

„Wir brauchen dringend genügend Grundstücke zu angemessenen Preisen. Hier sind wir auf die Politik angewiesen“, sagt der Obmann der Tiroler Gemeinnützigen Franz Mariacher von der Tigewosi. 416 Euro/m² betragen die förderungswürdigen Grundkosten in der Landeshauptstadt. Weil es vor allem in der Inntalfurche immer enger wird, drängen Mariacher und sein Stellvertreter Markus Lechleitner von der Alpenländischen Heimstätte auf die rasche Umsetzung des vom Land zuletzt beschlossenen Wohnpakets. Der Schlüssel ist aus ihrer Sicht die Raumordnung mit ausreichend Vorbehaltsflächen für den objektgeförderten Wohnbau. „Und es müssten höhere Dichten zulässig sein, das heißt Bauvorhaben mit sechs bis sieben Geschoßen“, fügt Lechleitner hinzu.

Bei einer Bevölkerungsentwicklung von geschätzten 151.000 Bewohnern in Innsbruck 2030 wird das Schaffen von günstigem Wohnraum zur Herkulesaufgabe. Die Konkurrenz der Privaten treibt die Spekulation mit Grund und Boden in ungeahnte Höhen. 2017 wurde etwa in der Innsbrucker Innenstadt ein 1000 Quadratmeter großes Grundstück um mehr als fünf Millionen Euro verkauft. Immobilien werden als Kapital angelegt, die Gemeinnützigen haben das Nachsehen.

Erneut Debatten gibt es um die Ende 2016 vom luxemburgischen Immobilienfonds Jargonnant Partners (JP) in Tirol angekauften 1146 BUWOG-Wohnungen, 770 davon befinden sich in Innsbruck. Kolportiert wurde damals ein Kaufpreis von mehr als 120 Mio. Euro. Eine Liegenschaft in der Innsbrucker Reichenauer Straße mit 50 Wohnungen steht offenbar zum Verkauf an. Die Stadt ist mit diesem Fall ebenfalls beschäftigt, weil sie ein im Grundbuch verbüchertes Wiederkaufsrecht hat. Damit wurde 1957 das Vergaberecht für einen Teil der Wohnungen abgesichert. Schließlich hat Innsbruck das Grundstück damals zu günstigen Konditionen (28.400 Euro) an die staatliche Wohnungsgesellschaft BUWOG verkauft.

JP erwarb das Gebäude um 4,5 Mio. Euro. Der Geschäftsführer der gemeinnützigen Neuen Heimat (NHT), Markus Pollo, bestätigte das Interesse an dem Erwerb. Der ORF Tirol spricht von einem aktuellen Kaufpreis von acht Millionen Euro, der für die NHT offenbar zu hoch ist. Warum kann JP die Wohnanlage um fast das Doppelte verkaufen?

Wohnungen wurden saniert und die ehemalige Wohnbauförderung bereits 1987 aufgrund des Rückzahlungsbegünstigungsgesetzes von der BUWOG zurückgezahlt. Damit dürfte der freie Markt regieren. Laut Bürgermeister Georg Willi (Grüne) besteht die Stadt bei einem Verkauf auf die Vergabe der Mietwohnungen an förderungswürdige Personen. Ansonsten poche man auf das Wiederkaufsrecht.

Gemeinnützige

Jeder 5. Tiroler wohnt gemeinnützig. Insgesamt gibt es 68.000 gemeinnützige Wohnungen in Tirol, davon sind 40.000 Mietwohnungen. Sie werden von den zwölf gemeinnützigen Bauvereinigungen verwaltet.

Kosten. Die Mieter gemeinnütziger Wohnungen bezahlen im Schnitt 6,7 Euro pro m² inklusive aller Nebenkosten ohne Heizung und Tiefgaragenplatz. Am freien Markt werden für eine 3-Zimmer-Wohnung im Schnitt 17 Euro/m² verlangt, aber auch bis zu 20 Euro/m². Bei den Gemeinnützigen beträgt die Miete für eine 50m² große Wohnung im Schnitt 335 Euro.

Volumen 2019. Aktuell bauen die Gemeinnützigen in 49 Gemeinden. Neben 1100 Mietwohnungen werden auch 146 Eigentumswohnungen errichtet.

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