Hitlergruß bei Burschenschaft: Bild zeigt offenbar FPÖ-Mitglied
Bilder, die angeblich bei der gestrigen Donnerstagsdemo in Wien aufgenommen wurden, sorgen für Empörung. Darauf zu sehen ist ein junger Mann, der aus einem Fenster der Burschenschaft Gothia den Hitlergruß zu zeigen scheint.
Wien – Das Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung prüft Bilder, die offenbar ein Mitglied der deutschnationalen Burschenschaft Gothia beim „Hitlergruß“ zu zeigen scheinen. Aufgenommen wurden die Bilder laut dem israelischen Journalisten Zvika Klein, der sie via Twitter verbreitete, bei der gestrigen Donnerstagsdemo vor dem Haus der Burschenschaft in Wien.
Die Wiener Polizei sagte auf APA-Anfrage, dass man die Fotos kenne und dem Landesamt für Verfassungsschutz zur Prüfung weitergeleitet habe. Der Fotograf, der die Donnerstags-Demos regelmäßig begleitet, war für die APA vorerst nicht erreichbar. Die Burschenschaft gab sich zu der Causa verschlossen und wollte auf telefonische Nachfrage nicht kommentieren, ob es sich bei dem abgebildeten Mann um ein Mitglied der Verbindung handelt und legte sofort wieder auf: „Dazu kann ich keine Auskunft geben. Vielen Dank, wiederhören.“
Hitlergruß vom Nachbarhaus aus beobachtet
Auf den Bildern ist zu sehen, wie ein junger Mann offenbar im Haus der Burschenschaft Gothia mit erhobener Rechter am Fenster steht und dabei vom Nachbarhaus aus beobachtet wird. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Peter Pilz von der Liste Jetzt erinnerte indessen daran, dass mit Alexander Höferl einer der wichtigsten Mitarbeiter des Kabinetts von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) Mitglied der Burschenschaft Gothia sei. Er forderte Kickl auf, sich von Höferl zu trennen und will nun via parlamentarische Anfrage in Erfahrung bringen, was Höferls Sicherheitsüberprüfung im Innenministerium in Bezug auf diese rechtsextreme Burschenschaft ergeben habe.
FPÖ droht mit Parteiausschluss
Der auf dem Bild zu sehende Mann ist offenbar FPÖ-Mitglied. In einer Aussendung am Freitag drohte FP-Generalsekretär Christian Hafenecker nämlich im Fall einer Bestätigung der Vorwürfe mit Parteiausschluss. Zuvor forderte Hafenecker aber eine „lückenlose Aufklärung“ anhand von Videomaterial. Der Fotograf des Bildes meinte auf APA-Anfrage, der darauf zu sehende Mann habe wohl provozieren wollen.
„Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen uns, dass bei Standbildern oftmals ein komplett konträres Bild erzeugt wird“, meinte Hafenecker mit Blick auf die via Social Media verbreiteten Fotos. „Daher sind auch im gegenständlichen Fall Bewegtbilder notwendig, um eine objektive Einschätzung treffen zu können“, so der FP-Generalsekretär. Auch beim FP-Neujahrstreffen habe der Verdacht, ein Besucher habe gegen Ende der Veranstaltung einen Hitlergruß gezeigt, nämlich mit Video- und Tonmaterial widerlegt werden können.
Ob es sich bei der Geste am Donnerstagabend um einen Hitlergruß gehandelt hat oder nicht, wollte der Fotograf Daniel Weber, der die Bilder aufgenommen hatte, auf APA-Anfrage nicht beurteilen. Entstanden sind die Fotos seinen Angaben zufolge, als die Demonstration gerade im Begriff war weiterzuziehen, und sich Demonstranten und Burschenschafter gegenseitig provoziert hätten. Bei der Geste habe es sich um ein missverständliches Winken gehandelt: „Das war ein Winken, das ich so nicht machen würde.“ APA)