Schafjoch: Für Touristiker steht Größe vor Schneesicherheit
Eigens für TVB-Mitglieder luden die Bergbahnen Hochoetz zur Infoveranstaltung rund um die angestrebte Skiehe mit dem Kühtai.
Von Agnes Dorn
Oetz – Rund 250 Unternehmer aus dem Tourismusbereich aus den Gemeinden Haiming, Silz, Sautens, Oetz und Umhausen sind in Oetz zusammengekommen, um sich das geplante Projekt der Erschließung vom Schafjoch und seiner Umgebung von den Projektwerbern erklären zu lassen. Die Stimmung im Saal „Ez“ war entgegen der vorherigen Veranstaltungen in Mötz und Silz keineswegs von vornherein ablehnend, die Fragen hingegen mehrheitlich kritisch. Dass das Projekt wenig Fürsprecher in der Bevölkerung hat, konnte indes auch der Tourismussprecher der ÖVP Mario Gerber bestätigen. „Ich bekomme zig Mails und Nachrichten, auch auf Facebook, und jede ist negativ“, appellierte Gerber an die Zuhörer: „Denken wir bitte nicht schwarz-weiß, denken wir in Grauschattierungen.“
Auch Altbürgermeister Jochl Grießer meldete sich zu Wort. Er zog Vergleiche zum Ausbau des Skigebiets in Hochoetz während der 90er-Jahre: „Wir haben heute den gleichen Umsatz wie damals, nur in Euro statt in Schilling.“ Auch bei den jährlichen Einnahmen an Kommunalsteuer sei seit dem Ende der 90er von 270.000 auf 670.000 Euro eine markante Steigerung zu beobachten, ergänzte Bürgermeister Hansjörg Falkner. Ein Zuhörer wollte wissen, wie denn das derzeit auf 55 Millionen Euro Kosten geschätzte Projekt finanziert werden soll. Immerhin belaufe sich die Schuldenlast der Gemeinde Oetz momentan auf 53 Prozent. Falkner: „Wenn eine ganze Region zusammenhält, glaube ich, dass man das Projekt finanzieren kann.“ Im Jahr 2017 hatten die beiden anderen Standortgemeinden übrigens einen Verschuldungsgrad von 36 (Silz) und 30 Prozent (Haiming). Die Gemeinden würden aber nicht die großen Geldgeber werden, so Falkner.
Wie hoch denn der Aufschlag auf das Ski-Tagesticket sein werde, wollte Zuhörer Adi Meierkord wissen. Zehn Prozent plus die laufende Indexierung seien für den Zeitraum von zehn Jahren zur Finanzierung berechnet worden, so Bergbahnen-Geschäftsführer Andreas Perberschlager.
Ob die Skigebietserweiterung nicht zu einem sehr riskanten und drastischen Imagewechsel führen werde, wollte eine weitere Zuhörerin wissen. Denn bisher habe Hochoetz in seiner Marketingstrategie vor allem auf Familien gesetzt, die die Übersichtlichkeit des Skigebiets schätzen würden. „Das wäre dann eine ganz andere Zielgruppe, als wir all die Jahre aufgebaut haben“, kritisierte sie die Erweiterung. „Alle rüsten auf und wir haben in Zukunft keine Chance mehr, Gäste herzubekommen. Die Größe punktet beim Gast noch vor der Schneesicherheit“, argumentierte Hotelier und Gemeinderat Roland Haslwanter und ergänzte: „Wir könnten einen Ganzjahrestourismus anbieten. Ich möchte bei meinen Betrieben die Mitarbeiter das ganze Jahr anstellen.“ Auch wenn die geplanten Gondeln im Sommer stillstehen würden, wäre das seiner Ansicht nach machbar. Oliver Schwarz als Direktor von Ötztal Tourismus setzt durch das Projekt auf Saisonverlängerungen: „Im Winter kauft der Gast das Skigebiet. Im Sommer zählt das talweite Angebot.“